Frühjahrsversteigerungen
"Nichts blieb liegen"
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Presse13.05.2015
Mit einer hervorragenden taxbezogenen Verkaufsquote von über 90% kann das Königsteiner Auktionshaus zum Abschluss seiner Frühjahrsversteigerungen auf eine höchst erfolgreiche Saison zurückblicken. Zum Aufruf kamen rund 2700 Positionen an seltenen Büchern vom Mittelalter bis zur Moderne, Handschriften, Graphiken und alten Landkarten. Ein marktfrisches Angebot und ein gut gefüllter Auktionssaal mit aktiven Bietern aus In- und Ausland, zahlreiche Telefon- und Auftragsbieter trugen zu diesem guten Ergebnis bei. "Da bleibt ja nichts liegen", so ein im Saal anwesender Käufer.
Von der Handschrift zur "schwarzen Kunst"
Zum höchsten Zuschlag der Auktion avancierte ein außergewöhnlich gut erhaltenes Exemplar eines in Brügge um die Mitte des 15. Jahrhunderts entstandenen Stundenbuches mit 33 großen Miniaturen. Einem deutschen Sammler war die prächtige Pergamenthandschrift 90.000 € zuzüglich der im Auktionshaus anfallenden Provisionen wert. Zu dieser Zeit trat der Buchdruck trat bereits seinen Eroberungszug an und bedeutende Texte wurden schon bald mittelst der "schwarzen Kunst" in Europa verbreitet. Die zweite lateinische Ausgabe von Augustinus "Gottesstaat", gedruckt 1468 in Rom – das hier angebotene Exemplar mit bedeutender Provenienzgeschichte (Bodmer-Buturlin) – blieb mit 65.000 € nur leicht unter den erwarteten 70.000 €. Bei 42.000 € sicherte sich ein Sammler den ersten Band der niederdeutschen Bibel von 1494. Ebenfalls über die Taxe stieg die von Marsilio Ficino im Jahre 1491 edierte Ausgabe von Platons lateinischer Gesamtausgabe und ging mit 26.000 € in eine private Sammlung. "Der Trost der Philosophie", das Hauptwerk des spätantiken römischen Philosophen Boethius in einer Handschrift des frühen 12. Jahrhunderts, reüssierte bei 28.000 € und damit nahezu beim Doppelten der Taxe. Mit 16.000 € konnte ein Südtiroler Kollektivablass aus der Zeit des päpstlichen Exils in Avignon seine geschätzten 10.000 € deutlich übertreffen.
Botanische Prachtwerke
Mit einer taxbezogenen Zuschlagsquote von über 100% überzeugte das Kapitel botanischer und zoologischer Werke. Den Kern dieses Bestandes bildete eine umfangreiche Privatsammlung, die in den letzten Jahrzehnten zusammengetragen worden war. Darunter die achtbändige "Abbildung aller oekonomischen Pflanzen" (Stuttgart 1786–96) von Johann Simon Kerner, die mit 14.000 € einen neuen Eigentümer fand. Johann Christoph Volckamers "Nürnbergische Hesperiden", das berühmte 1708–14 in Nürnberg erschienene Werk über Zitrusfrüchte, fand mit 30.000 € ein neues bibliophiles Zuhause.
Meilensteine der Naturwissenschaft
Von geschätzten 5.000 auf 18.000 € stieg die im Katalog als "The First True Textbook of Botany" gerühmte Abhandlung von Andrea Cesalpino, "De plantis libri XVI" (Florenz, G. Marescotti, 1583). Die "Trachten der Berg- und Hüttenleute im Königreiche Sachsen" bildete G. E. Rost 1831 in einem prachtvoll kolorierten Tafelwerk ab, der Zuschlag fiel bei 7.500 €. Der der wohl berühmteste Himmelsatlas der Barockzeit, die "Harmonia Macrocosmica" (Amsterdam 1708) des Andreas Cellarius, konnte mit zugeschlagenen 32.000 € die Vortaxe leicht übertreffen.
Moderne Literatur und Philosophie
In der Abteilung der Moderne erreichte ein Widmungsexemplar von Ödon von Horváths "Geschichten aus dem Wiener Wald" bei geschätzten 1.200 € einen Zuschlag von 2.200 €. Solide 3.200 € erreichte ein vollständiges Exemplar der Kunstzeitschrift "Marsyas", erschienen von 1917–1919. Als Vorläufer des Surrealismus gilt der Künstler Rodolphe Bresdin. Er schuf beachtenswerte Illustrationen für das im Handel sehr seltene Werk von Thierry-Faletans, die "Fables et contes", erschienen in Genua im Jahre 1871. Der Zuschlag von 5.500 € konnte seine Vortaxe übertreffen. In der Abteilung ältere Literatur und Philosophie stieg Baruch de Spinozas "Opera posthuma" (Amsterdam, 1677) von 3.500 € auf beachtliche 5.000 € Hammerpreis.
Atlanten, Landkarten, Graphik
Der erste Teil des dreibändigen "Novus Atlas" (Amsterdam 1649) von Willem und Joan Blaeu erlöste 13.000 € (Taxe 10.000 €), die französische Ausgabe des Mercator-Hondius-Atlas von 1619 erreichte die geschätzten 20.000 €. Mit 26.000 € zum höchsten Zuschlag der Abteilung avancierte ein Sammelatlas von Homann Erben mit rund 170 "General-Specialkarten von Teutschland" und der Welt (Taxe 18.000 €). Mit einer taxbezogenen Verkaufsquote von 100 % belohnten die Käufer das reichhaltige, rund 1.000 Positionen umfassende Angebot an Landkarten und dekorativer Graphik. Hier überzeugte die seltene Nordamerika-Karte (Antwerpen 1593) von Cornelis de Jode mit einem Zuschlag von 15.000 €. Von geschätzten 6.000 auf 11.000 € stieg die äußerst dekorative Karte der Niederlande (Amsterdam 1610) von Pieter van den Keere. 50% über den geschätzten Vortaxen lag sogar der Gesamterlös bei den dekorativen Blumendarstellungen, darunter das bekannte Kupferblatt "Der Maienkrug" des Basilius Besler, das seine Schätzung auf 2.400 € verdoppelte. Ab sofort nimmt Reiss & Sohn Angebote für die Herbstversteigerungen entgegen.
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