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Ausstellung

Otto Wagner Postsparkasse mit Hagen Stier und Oliver Elser.

Ausstellung

Das 150 jährige Jubiläum der Wiener Ringstraße, das 2015 gefeiert wird, nimmt die BAWAG P.S.K. zum Anlass, dem Erbauer der Österreichischen Postsparkasse, Otto Wagner, besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Otto Wagner, der als einer der bedeutendsten Wegbereiter der frühen Moderne, sowohl in Hinblick auf sein architektonisches Werk als auch durch seine zahlreichen theoretischen Schriften, gilt, passt aufgrund seiner Vielzahl an visionären Projekten, seiner Leidenschaft für interdisziplinäre Zusammenarbeit und seinem Festhalten an der Idee des Gesamtkunstwerkes, ideal zum außergewöhnlichen Format von Parabol Art Magazine. Dafür gewinnt Parabol im Auftrag von BAWAG P.S.K. Oliver Elser als Kurator, der den Fotografen Hagen Stier einlädt, das Gebäude der Österreichischen Postsparkasse auf seine sehr analytische und gleichzeitig sehr individuelle Art und Weise zu dokumentieren, und damit einen einzigartigen, noch nie dagewesenem Einblick zu gewähren.

OLIVER ELSER (Architekturkritiker, Kurator, Autor):

„Die Spatial Splittings (deutsch: Raumspaltungen) sind eine von Hagen Stier entwickelte Methode, ein symmetrisches Gebäude zuerst in Teile zu zerlegen und diese anschließend so zusammenzufügen, dass ein neues Gebilde entsteht. Durch die Kombination von Schuss- und Gegenschuss, oder durch das Zusammenziehen von eigentlich weit voneinander entfernten, aber zueinander spiegelbildlichen Situationen wird das weltberühmte und tausendfach fotografierte Postsparkassengebäude von Otto Wagner neu zusammengesetzt. Einige der Splittings wirken auf den ersten Blick wie einfache Spiegelungen. Aber das ist nie der Fall. Rechte und linke Bildhälfte zeigen jeweils nur fast dasselbe. In einem symmetrischen Gebäude wie der Postsparkasse, deren Grundrissgeometrie überaus komplex ist, gibt es eben jede Ecke, jeden Gang, jedes Treppenhaus und jede Türöffnung immer zweimal. Mindestens. Auf der einen und dann nochmals auf der anderen Seite der Symmetrieachse, die das Bauwerk durchschneidet. In der Kassenhalle hat Otto Wagner die Symmetrie auf die Spitze getrieben: In diesen Raum lassen sich sogar zwei Achsen hineinlegen, an denen die Architektur jeweils gespiegelt wurde.


Für Otto Wagner waren Symmetrie, Raster und Normierung die Grundprinzipien seines rational-effizienten Bürogebäudes, das zu den weltweit ersten Bauten zählt, mit denen die Moderne Architektur zum Durchbruch gelange. Dass in Wien hingegen dieser Aufbruch von Rückschlägen begleitet wurde, zeigt der Vergleich der Postsparkasse mit der direkt gegenüberliegenden Fassade des ehemaligen Kriegsministeriums. Dieses ist einige Jahre nach der Postsparkasse errichtet worden, steckt aber noch tief im Historismus. 1906 eröffnete Wagners Postsparkasse, 1913 wurde das Kriegsministerium eingeweiht.
Die Rationalität der Planung kam damals unmittelbar dem Betriebsklima der Angestellten der Postsparkasse zugute. Wagners Entwurf war nicht zuletzt ein Konfliktvermeidungsgebäude. In dem Vorgängerbau herrschten unzumutbare Zustände. Man saß in schlecht belichteten und kaum belüfteten Räumen zu eng aufeinander. Um Streik und Aufruhr abzuwenden, wurde der Neubau als revolutionär menschenfreundliche, gleichwohl hocheffiziente Maschine entwickelt.


Es ist eine bittere Ironie der Geschichte, dass trotz der hervorragenden Planung Otto Wagners das Postsparkassengebäude derzeit unterhalb seiner Möglichkeiten genutzt wird. Eine Sanierung der 2000er-Jahre hat die Kassenhalle in eine museale, aber leere Hülse verwandelt. Die Bankgeschäfte finden in Räumen weit hinter den historischen Schalteranlagen statt. Auf den Fotos von Hagen Stier ist diese neue Realität nur für aufmerksame Betrachter erkennbar. Die Aufnahmen erschließen durch den Einsatz der Raumspaltungen neue Sichtweisen im Genre der Architekturfotografie.

Ohne dass man es merken würde, sind auch die übrigen, nicht erkennbar gesplitteten Aufnahmen in dieser Parabol-Ausgabe aus mehreren Bildern zusammengesetzt. Hagen Stier verwendet das Shift-Objektiv seiner Kamera dazu, zwei unmittelbar aneinander grenzende Aufnahmen desselben Motivs zu machen und so die Informationsdichte zu erhöhen. Dokumentation und Detail, so lauteten die Arbeitstitel für diese beiden anderen Bildarten des Fotoprojekts. Sie entstanden im dreigeschossigen Tresorraum, in dem das denkmalgeschützte Archiv der Bank untergebracht ist, in der Schließfachanlage und den ehemaligen Direktionsräumen, in der Zwischendecke über der Kassenhalle und auf dem Dach.
 Eine Art „Making-of“ zeigt die Bildserie auf der vorletzten Doppelseite. Denn was auf den ersten Blick als Doppelbelichtungen erscheint, sind die Vorstufen zu den Splittings mit übereinander gelegten, transparenten Ebenen. In der nächsten Bearbeitungsstufe werden sie dann wieder getrennt.
 
 Splitting Postsparkasse ist eine Hommage an Otto Wagner. Und eine Versuchsanordnung. Es entsteht eine Art Hyper-Postsparkasse, eine Übertreibung und Zuspitzung von Wagners Architektur. Man muss sich in manche Fotos mit einiger Mühe hineindenken. Um sie zu verstehen, bräuchte man einen Grundriss, in dem die Blickrichtung der Kamera mit Pfeilen markiert ist. Das Bild des Innenhofs ist das wohl rätselhafteste der Reihe.
 
Paradoxerweise entsteht durch die ultra-formale Abbildung der Architektur ein Gefühl dafür, wie die Räume, die auf den Bildern von Hagen Stier erst auseinander- und dann wieder zusammengebaut werden, tatsächlich aufgebaut sind. Die Aufnahmen legen die Struktur des Gebäudes frei, wie ein Chirurg mit seinem Skalpell die Knochen freilegt. Fotografien sind Konstruktionen der Wirklichkeit. In Hagen Stiers Splittings folgt die Bildkonstruktion so nah der Baukonstruktion, dass zugleich rationale wie surreale Bildräume entstehen."






  • Grundsätzlich sollte man bedenken, dass für Möbel nicht dieselben Epochengrenzen gelten wie für...
  • 14.04.2015
    Presse »
    BAWAG P.S.K. Contemporary »

    Ergebnis des beispielhaften "Corporate Involvement" ist die Sonderedition des Parabol Art Magazine »The Splitting Issue«. Erscheiungstermin ist der 19. Mai. Der Präsentation und Ausstellungseröffnung um 18.30 Uhr geht eine exklusive Presse- und VIP Tour durch die Otto Wagner Postsparkasse um 17.00 Uhr voraus. Oliver Elser, Hagen Stier und Rudolf Leeb (Sponsoring / BAWAG P.S.K.) führen durch das Gebäude und erläutern ihre Zugänge.



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  • Otto Wagner Postsparkasse  © Hagen Stier
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  • Otto Wagner Postsparkasse © Hagen Stier
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