WILLIAM KENTRI
WILLIAM KENTRIDGE
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Ausstellung29.10.2010 - 30.01.2011
Ab 29. Oktober 2010 widmet die Albertina dem zeitgenössischen südafrikanischen Künstler William Kentridge eine umfassende Ausstellung. Die gemeinsam mit dem SFMOMA und dem Norton Museum of Art in West Palm Beach, Florida, veranstaltete Schau William Kentridge: Fünf Themen präsentiert mehr als sechzig Arbeiten des Künstlers, in denen unterschiedlichste Medien wie Zeichnung, Skulptur, Grafik, Film und Theater eine einzigartige Verbindung eingehen. Die Themen des 1955 in Johannesburg geborenen Künstlers sind eng mit seinem Leben verknüpft und kreisen zugleich um politische Fragestellungen: Über das Private spiegeln sich die Bedingungen des Umfelds – Johannesburg, der südafrikanische Staat, Afrika und die Folgen des Kolonialismus generell – wider. In seinem eindringlichen Œuvre befasst sich Kentridge thematisch mit Unterdrückung und gesellschaftlichen Konflikten, mit Fragen von Verlust und Versöhnung sowie dem flüchtigen Charakter des persönlichen und kulturellen Gedächtnisses.
William Kentridge Zeichnung für den Film "Sobriety, Obesity & Growing Old" [Soho and Mrs. Eckstein in Pool], 1991 Kohle und Pastell auf Papier Sammlung des Künstlers, mit freundlicher Genehmigung der Marian Goodman Gallery, New York und der Goodman Gallery, Johannesburg; © 2010 William Kentridge; Foto: John Hodgkiss, mit freundlicher Genehmigung des Künstlers
Die in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler konzipierte Ausstellung gliedert sich in fünf zentrale Themenkomplexe, die Kentridge die letzten drei Jahrzehnte hindurch beschäftigt haben. Obgleich ein Schwerpunkt der Präsentation auf seit dem Jahr 2000 fertiggestellten Projekten liegt, werden neben früheren Werken aus den 1980er- und 1990er-Jahren auch Arbeiten aus der jüngsten Produktion des Künstlers gezeigt, was wie noch nie zuvor den großen Bogen seines bemerkenswerten Werdegangs sichtbar werden lässt.
Mehrheitlich zeigt die Ausstellung Filme oder vielteilige Filminstallationen, die auf dem Medium Zeichnung beruhen, welches durch eine geradezu altertümliche Stop-Motion-Technik in Bewegung gebracht wird. In Grafiken und Skulpturen spinnt Kentridge seine Themen weiter fort. In den letzten Jahren widmete er sich vermehrt auch der Interpretation von Musik. Für große Opernproduktionen von Mozarts Zauberflöte und Schostakowitschs Die Nase nach einer Erzählung Gogols hat er beeindruckende Installationen geschaffen. Jedes größere Werk in Kentridges Œuvre stellt eine Synthese und eine Summe vorangegangener Werke dar.
Kentridges Kunst kommt zweifelsohne von der Zeichnung her. Wie kein anderer zeitgenössischer Künstler versteht er es, spielend zwischen althergebrachtem Einsatz des Zeichenstifts und experimentellen Anwendungen, beispielsweise in seinen Animationsfilmen, zu wechseln. Die Werke haben ein starkes reflexives Moment und einen bewusst-offensiven Bezug auf die große Tradition der Zeichenkunst, was eine Ausstellung des Künstlers im Kontext der Albertina, einem Haus, das 500 Jahre Zeichnungsgeschichte unter seinem Dach versammelt, besonders faszinierend macht.
Sei es in seinen kunst- und gesellschaftsanalytischen Arbeiten oder auch in seinen Untersuchungen zu den Bedingungen menschlichen Wahrnehmens, wie dem stereoskopischen Sehen oder dem Phänomen der Anamorphose - Kentridges zwischen Wissenschaft und Politik changierende künstlerische Position weist uns, vor allem durch die Integration von Gestik, Methode und Tradition, einen Weg weit ins 21. Jahrhundert hinein und bekundet erneut die virulente Aktualität der Zeichnung.
William Kentridge: Fünf Themen wurde vom San Francisco Museum of Modern Art und vom Norton Museum of Art realisiert. Die Ausstellung wird von der Koret Foundation großzügig gefördert und erfährt zusätzliche Unterstützung durch das National Endowment for the Arts.
Fünf Themen
Parcours d'Atelier: Der Künstler im Atelier
Der erste Teil der Ausstellung widmet sich einem entscheidenden Wendepunkt im Schaffen von Kentridge, der die eigene künstlerische Praxis zum Thema hat werden lassen. Der unsichtbare Prozess, welcher der Produktion eines Kunstwerks vorausgeht, ist Gegenstand der siebenteiligen Filminstallation 7 Fragmente für Georges Méliès (2003), einer Hommage an den Regisseur des frühen französischen Films und für seine Filmtricks bekannten Magier. Die sieben Filme zeigen Kentridge bei der Arbeit im Atelier oder in Interaktion mit seinen Schöpfungen. Kentridge zollt Méliès' Stummfilmen wie Le voyage dans la lune (Die Reise zum Mond) von 1902 Tribut, indem er wie sein Vorgänger vor selbst gezeichneten Szenenbildern auftritt und diese beschwört. Thematisch gerahmt - und deshalb stets gemeinsam vorgeführt - wird die Installation 7 Fragmente von den Filmen Day-for-Night und Reise zum Mond. Desweiteren ergänzen mit der Filminstallation in Zusammenhang stehende Zeichnungen den Themenkomplex.
William Kentridge benützt in dieser Werkgruppe das klassische Thema „Selbstporträt“, um den schöpferischen Prozessen, die im Atelier ablaufen, auf die Spur zu kommen. Er setzt sich selbst als Sujet – und entwickelt damit Mittel und Wege, sich und seine kreative Arbeit zu porträtieren, zu dramatisieren und zu begreifen. In der für den Künstler prototypischen Produktionsstätte, dem Atelier, erkennt er einen „Raum für viele unterschiedliche Entwicklungsmöglichkeiten eines Bildes, in dem sich Sequenzen ergeben können, die als innere Projektionen auf den Prüfstand kommen“.
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29.10.2010 - 30.01.2011