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Welt der Wiege

Welt der Wiegendrucke

Welt der Wiege

Die ersten gedruckten Bücher der Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar

Die Sammelleidenschaft der Weimarer Herzöge richtete sich auf alles, was alt, selten, schön und teuer war. Das gilt natürlich auch für die Inkunabelsammlung, die - wie auch die anderen Bestände der Bibliothek - nicht aus Säkularisationsgut stammt, sondern gezielt in ganz Europa erworben wurde. Die Italienseligkeit Weimars im 18. und 19. Jahrhundert spiegelt sich allerdings in der Zusammensetzung dieses kostbaren Bestandes ganz besonders deutlich wider.

Erschaffung der Eva, Die neunte deutsche Bibel Der Begriff „Wiegendruck"
Der Name „incunabula" (lat. incunabula, -orum, n: Wiege, Windel, Ursprung) besagt, dass es sich um Gegenstände aus einer Zeit handelt, in der die betreffende Kunst noch in der Wiege lag. Daher stammt die schöne Bezeichnung Wiegendrucke. Es können zwar allgemein Artefakte aus der Frühzeit einer Kunst mit diesem Begriff bezeichnet werden, doch hat man sich daran gewöhnt, darunter die frühesten Erzeugnisse der Buchdruckerkunst zu verstehen - ihre „Wickelkinder" sozusagen. Es handelt sich dabei um Bücher, die von der Mitte des 15. Jahrhunderts bis zum 31. Dezember 1500 mit beweglichen Lettern gedruckt wurden. Von Johannes Gutenberg (um 1400-1468) stammt die bahnbrechende Erfindung, eines Handgießinstruments zur Herstellung der einzelnen Buchstaben, der Lettern oder Typen. Gutenbergs Idee ist ebenso einfach wie genial: Der Text wird in seine kleinsten Bestandteile, die einzelnen Buchstaben, aufgelöst. Der gedruckte Text entsteht durch immer neue Kombinationen dieser Einzelelemente. Mithilfe seiner Erfindung konnten schon die Drucker des 15. Jahrhunderts eine beliebige Anzahl völlig gleicher Buchstaben gießen. Nahezu unverändert wurde diese Technik bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts beibehalten.

Blockbücher
Vorläufer der Inkunabeln sind Blockbücher. Sie wurden noch nicht mit beweglichen Lettern gedruckt, sondern Text und zugehöriges Bild wurden jeweils aus einem Holzblock geschnitten, einseitig im sogenannten Reiberdruckverfahren auf Papier gedruckt und anschließend von Hand koloriert. Meistens sind die Blätter eines Blockbuches mit den leeren Rückseiten aneinander geklebt. Zwischen 1420 und 1430 wurde diese sich bald als zu aufwendig erweisende Technik hauptsächlich in Deutschland und den Niederlanden entwickelt. Die meisten erhaltenen Blockbücher stammen jedoch aus der Zeit von 1460 bis 1480. Eine Zeitlang wurden also beide Druckverfahren parallel verwendet.

Messkanon mit Initiale und KelchblütenrankeKolophon und Titelblatt
Von einem Buch aus späterer Produktion unterscheidet sich eine Inkunabel auf den ersten Blick durch mehrere Faktoren. Heute finden wir beispielsweise auf dem Titelblatt und im Impressum eines Buches den Namen des Verfassers und den Titel des Werkes sowie Drucker- und Verlegernamen, Druckdatum und Druckort. In der Inkunabelzeit brachte man solche Angaben im Kolophon (griech.: Spitze, Gipfel, Abschluss) unter, einem bestimmten Textabschnitt am Ende eines Buches. Die frühesten Druckschriften lehnten sich in ihrer typographischen und künstlerischen Gestaltung zumeist noch eng an den handschriftlichen Codex des Mittelalters an, der - von wenigen Ausnahmen abgesehen - das Titelblatt nicht kannte. Deswegen finden wir eine Art Titelblatt erst in Drucken ab etwa 1480. Erst um 1500, also zum Ende der Wiegendruckzeit, hat sich das Titelblatt durchgesetzt und ist in den meisten Inkunabeln zu finden.

Offizinen
Im Zentrum der Weimarer Ausstellung stehen die Offizinen, die Druckerwerkstätten. Von deutschen Städten - vornehmlich am Rhein gelegen - ausgehend, verbreitete sich die Kunst des Buchdrucks rasch in ganz Europa. Während in Deutschland die meisten Drucker ihre Produktion mit Bibeln oder liturgischen Büchern begannen, standen in Italien Ausgaben klassischer Autoren im Vordergrund, die dem Bedarf der Humanisten dienten. Ganz außergewöhnlich für die Größe der Weimarer Sammlung ist der Bestand an griechischen Frühdrucken, der mit vierzehn Exemplaren mehr als drei Prozent des Gesamtbestandes ausmacht. Gemessen an der Zahl von überhaupt nur 66 Ausgaben, die bis 1500 in griechischer Sprache gedruckt wurden, ist das ein außerordentlich hoher Anteil. Mehr als die Hälfte der Weimarer griechischen Inkunabeln stammt aus der berühmten Offizin des Aldus Manutius in Venedig, darunter die fünfbändige erste gedruckte Aristotelesausgabe.

Druckermarken
Die Präsentation der Druckermarken nimmt in der Ausstellung einen wichtigen Platz ein. Als Druckermarken (auch: Druckersignet, Druckerzeichen) bezeichnet man bildliche Darstellungen und Symbole, die sich einer ganz bestimmten Druckerwerkstätte zuordnen lassen. Die Druckermarken haben kein direktes Vorbild in der Handschriftentradition, sie sind ohne Zweifel eine Entwicklung der Offizinen des 15. Jahrhunderts. Drucker oder Verleger druckten sie als Urhebernachweis und Qualitätskennzeichen in ihre Bücher und formulierten damit auch einen Rechtsanspruch. Die Druckermarken gehören also zu den Waren- oder Markenzeichen, ähnlich wie beispielsweise die älteren Meistermarken, Steinmetzzeichen oder die Wasserzeichen der Papierer.


Ausstellung






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  • De remedio amoris Ovid: Ars amandi, Teil 2
Venedig: Johannes Tacuinus, 1494 Illustr.: Meister des Rimini- Ovid Druck auf Pergament © Klassik Stiftung Weimar
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  • Seite mit sprechender Druckermarke von Peter Drach d.M. Missale Benedictinum Bursfeldense
Speyer: Peter Drach d. M., 1498 © Klassik Stiftung Weimar
    Seite mit sprechender Druckermarke von Peter Drach d.M. Missale Benedictinum Bursfeldense Speyer: Peter Drach d. M., 1498 © Klassik Stiftung Weimar
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  • Messkanon mit Initiale und Kelchblütenranke
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Nürnberg: Anton Koberger, 1483 Handkolorierter Holzschnitt © Klassik Stiftung Weimar
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