Vermeer Die Ma
Vermeer Die Malkunst
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Ausstellung26.01.2010 - 25.04.2010
Kunsthistorische sowie technologische Fragestellungen fließen in der Schau zusammen, um der außerordentlichen Bedeutung der „Malkunst“ im Œuvre Vermeers auf komplementären Ebenen Rechnung zu tragen. Eine Spurensicherung als unvoreingenommene Bestandsaufnahme am Bild sowie an allen bisherigen uns zugänglichen Analysen fand sowohl im Dickicht der Kunstgeschichtsschreibung zur „Malkunst“ als auch in den Dokumenten zur Geschichte des Bildes selbst statt. Der Vorteil und das Privileg, das Gemälde über einen längeren Zeitraum aus nächster Nähe untersuchen zu können, erlaubten einen regen und fruchtbaren Austausch zwischen den Fachkollegen auf kunsthistorischem, restauratorischem und naturwissenschaftlichem Gebiet.
Als Ergebnis dieser Spurensuche zum Bild und an ihm sind u. a. neue Vorschläge zur Interpretation des Gemäldes sowie die erstmalige Präsentation der vollständigen Rekonstruktion der Landkarte zu verzeichnen, die Vermeer als Vorlage diente. Die Landkarte der 17 Provinzen von Claes Jansz. Visscher erscheint in Vermeers „Malkunst“ an der Rückwand des Ateliers. Diese Karte ist nach Westen ausgerichtet und zeigt die Niederlande vor der Teilung von 1648, was Anlass zu politischen Deutungen gegeben hatauf die in der Ausstellung eingegangen wird. Vermeer verwandelt die kolorierte Landkarte im Bild in ein Bravourstück illusionistischer Malerei, indem er die graphische Vorlage in Licht und Farbe auflöst. Dies zeigt sich auch in der Wiedergabe der zwanzig die Karte umgebenden Städteansichten.
Der Aspekt der Kartographie, der im Bild eine große Rolle spielt, wird in der Ausstellung aufgegriffen und vor allem in Hinblick auf zwei Schwerpunkte thematisiert: die Karte der Niederlande und die Stadt Delft. Wir zeigen ein prachtvolles Exemplar von Blaeus „Atlas Maior“, der einen der Höhepunkte der Kartographie des 17. Jahrhunderts darstellt. Delft, die Geburts- und Wirkungsstätte Vermeers, ist v. a. durch die herausragende, wandfüllende „Kaart Figuratief“ von Johannes de Ram repräsentiert.
Ein in der Ausstellung gezeigter Leuchter aus Mechelen entspricht demselben Typus wie derjenige, den Vermeer in der „Malkunst“ dargestellt hat. Der Aufsatz mit dem Motiv des Doppeladlers regte zu zahlreichen historischen, konfessionellen und biographischen Interpretationen an, denen in der Ausstellung nachgegangen wird. (So wird hier vor allem die Richtigkeit der Identifizierung des Doppeladlers als heraldisches Symbol der Habsburger in Frage gestellt.) Zudem macht der pastose Farbauftrag das Motiv des Kronleuchters zu einem unvergleichlichen künstlerischen Meisterwerk. Im Streiflicht aufgenommene Photographien dieses Details verdeutlichen Vermeers verblüffende Malweise.
Die in der Ausstellung präsentierte Tapisserie –– eine sogenannte „Verdüre“ –– kommt dem als Raumteiler verwendeten Behang in Vermeers „Malkunst“ farblich und motivisch sehr nahe. Der Betrachter der „Malkunst“ darf den gezeigten Innenraum nicht betreten, sondern nur einen Blick in das Atelier erspähen. Vermeer spielt hier auf den in der bildenden Kunst gängigen Topos des Vorhangmotivs an, das wiederum auf die berühmte antike Erzählung von Zeuxis und Parrhasios zurückgeht: Ein gemalter Vorhang ist so täuschend echt wiedergegeben, dass man versucht ist, ihn weiter aufzuschlagen, um das dahinter befindliche Motiv wahrnehmen zu können. Dieses Bildmotiv der Tapisserie erfährt in der bildenden Kunst auch als Motiv des Ent- und Verhüllens eine breite Rezeption. Das auf dem Tisch liegende Maler- bzw. Bildhauermodell in Vermeers „Malkunst“ wird zumeist als Maske gedeutet. Hier wird erstmals eine Identifizierung mit Apoll als Gott des Lichts, Anführer der Musen und Schutzpatron der Freien Künste, vorgeschlagen. Ein Teilabguss des „Apoll vom Belvedere“ repräsentiert in der Ausstellung die berühmte, insbesondere auch in den Niederlanden des 17. Jahrhunderts breit rezipierte antike Skulptur.
Anthonie Jansz. van der Croos’ Malkistchen, das einzige erhaltene Exemplar der Epoche Vermeers, bildet den Fokus der Präsentation der maltechnischen Analysen zum Bild. Im Zuge von neuen technologischen Untersuchungen konnten die von Vermeer für die „Malkunst“ verwendeten Pigmente und Bindemittel weiter erforscht werden. Das Requisit wird zusammen mit den dazugehörigen Malutensilien gezeigt.
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