Oskar Kokoschk
Oskar Kokoschka (1886 - 1980) (Harald Krejci)
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Ausstellung22.02.2010 - 22.04.2010
Carl Moll (1861-1945) gilt nicht nur als bedeutender Landschafts- und Genremaler, sondern hat vor allem in seiner Funktion als Mitbegründer der Secession und langjähriger Leiter der Galerie Miethke das Kunstleben der Wiener Jahrhundertwende maßgeblich mitgestaltet. Die dunkle Bildatmosphäre ist auf die Entstehung des Porträts in Kokoschkas Atelier zurückzuführen, dessen Wände der Maler schwarz ausgemalt hatte. Moll sitzt auf einem streng frontal ausgerichteten Armsessel, hat den Blick zur Seite gewendet und die Hände energisch im Schoss verschränkt. Lang gezogene Pinselstriche modellieren den Dargestellten. Das Flackernde der Modellierung und die Verdunkelung der Farbpalette wird mit dem Einfluss von Tintoretto in Verbindung ge- bracht, dessen Werk Kokoschka im Frühjahr 1913 während einer Venedig-Reise für sich entdeckt hatte. Carl Moll, stets auf der Suche nach neuen Talenten, setzte sich schon früh für Kokoschka ein und blieb ihm ein Leben lang freundschaftlich verbunden. Er war es auch, der 1937 in Wien die erste umfangreiche Kokoschka Retrospektive organisierte und sein Porträt der österreichischen Galerie vermachte, wohin es nach seinem Tod 1945 gelangte.
Der Rentmeister, 1910 Öl auf Leinwand
In den Erwerbungsakten der Österreichischen Galerie aus dem Jahr 1923 noch als „Männliches Bildnis“ bezeichnet, wurde das Bild seit der großen Kokoschka Ausstellung 1927 in Zürich oft irrtümlich als Porträt des Journalisten und Chefredakteurs der Wiener „Allgemeinen Zeitung“ Dr. Julius Szeps bezeichnet. Nach Kokoschkas Erinnerung handelte es sich bei dem Dargestellten aber um einen Wiener Rent- oder Schätzmeister. Die frühen Bildnisse sind durch eine starke psychologische Deutung der Porträtierten gekennzeichnet. Bei dieser hypersensiblen Form der Darstellung, die als Seelenmalerei bezeichnet wurde, versucht Kokoschka mit malerischen Mitteln seelische Spannungen und innerste Vorgänge zu erfassen. Die dominierenden Gestaltungsmittel stellen hierbei das Zusammenspiel von lasierendem und pastosem Farbauftrag und die zeichnerischen, kratzenden Eingriffe in die Farbfläche dar. Dieses Liniengespinst bestimmt die Gesichtskontur des Dargestellten und die Binnenstruktur des schwarzen Mantels. Neben dem in- differenten Hintergrund findet sich in Form der hellen vom Kopf ausstrahlenden Aura ein weiteres Charakteristikum der frühen Porträts wieder.
Heimsuchung, 1912 Öl auf Leinwand
Das Bild entstand im Vorfeld der „Großen Kunstausstellung“ 1912 in Dresden, wo es zum ersten Mal präsentiert wurde. Carl Moll, der künstlerische Leiter der Galerie Miethke und Förderer Kokoschkas, hatte in seiner Funktion als Ausstellungskommissär das Werk in Auftrag gegeben. Wurde das Gemälde bei der Dresdener Schau noch als „Weiblicher Akt“ tituliert, so tritt im Rahmen einer Ausstellung der Berliner Secession im Jahre 1916 bereits die Bezeichnung „Heimsuchung“ auf, die auch Kokoschka später verwendete. Aus unmittelbarer Nähe betrachtet sitzt ein monumental aufgefasster weiblicher Akt in einer Landschaft, an deren Horizont ein kleines Dorf zu erkennen ist. Kokoschka platziert die weibliche Gestalt nun nicht mehr vor einem diffusen Hintergrund, wie es für seine frühen Porträts typisch war, sondern erschließt den Tiefenraum entlang einer diagonalen Bildachse. Die den Bildaufbau dominierende kristalline Struktur, die auf den Einfluss von Kubismus und Futurismus zurückzuführen ist, relativiert jedoch wieder den somit entstande- nen räumlichen Eindruck. Obwohl sich die Heimsuchung dem Titel nach einer Gruppe von bibli- schen Darstellungen aus den Jahren 1911/12 zuordnen lässt, ist der direkte alttestamentarische Bezug im ikonographischen Sinn nicht augenscheinlich. Vielmehr erinnert der Bildtypus einer sitzenden Frau mit sinnend aufgestütztem Kopf an die Tradition der Melancholiedarstellungen, die auf einen Kupferstich Albrecht Dürers aus dem Jahr 1514 zurückgehen. Carl Moll vermachte die Heimsuchung testamentarisch der österreichischen Galerie.
Romana Kokoschka, die Mutter des Künstlers, 1917 Öl auf Leinwand
Das Bildnis der Mutter Romana Kokoschka entstand bei einem Besuch in Dresden, wo sich der Künstler seit Dezember 1916 aufhielt. Als die Mutter abreist ist das Bild noch unvollendet. Kokoschka verlangte zur Fertigstellung eine unretouchierte, überfeinerte Fotografie als Vor- lage (Brief Kokoschkas an seine Mutter, 19. Juli 1917). Dunkle Farbakkorde mit Grün und Blau dominieren die Fläche. Der pastose, breite Pinselstrich ist wellig und lässt einen Kontrast zwi- schen dem Bildmotiv der in sich ruhenden Mutter und dem dynamischen Bildgewebe entstehen. Kokoschka verzichtet in seinem Portrait der Mutter auf die Technik der kratzenden grafischen Schraffur, wie sie noch im Rentmeister zum Einsatz kam. Bereits ein Jahr zuvor setzte sich der damalige Direktor Fritz Novotny vehement für den Ankauf des Bildes ein: „Wir brauchen unter uns kaum ein Wort darüber zu verlieren, dass es sich um ein sehr bedeutendes Werk des Künstlers handelt und daß es eine wichtige Erwerbung für unser Museum wäre.“ (Archiv d. Österreichischen Galerie, Akt Zl. 425/1968). Kurzzeitig drohte der Ankauf aus finanziellen Gründen gar zu schei- tern, ehe im März 1968 das Ministerium die Ankaufssumme bewilligte. Am 30. Mai 1968 wurde der Ankauf des Bildes der Wiener Presse vorgestellt.
Mutter und Kind, einander umarmend, 1922 Öl auf Leinwand
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