Maria lactans
Maria lactans Die Stillende in der Kunst
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Ausstellung11.11.2009 - 27.02.2010
Im kulturhistorischen Kontext wird eine Auswahl von künstlerischen und volkskundlichen Darstellungen eines menschheits- geschichtlich zentralen Themas quer durch die Zeiten gezeigt: das Stillen des neugeborenen Kindes. Es ist Gegenstand bildnerischen Schaffens von den frühen Anfängen im alten Ägypten - die Göttin Isis hält ihren Sohn Horus an die Brust - über die Spätantike und die »Maria lactans« des Christentums bis zu Variationen bei der Gestaltung dieser bedeutenden menschlichen Erfahrungskonstellation in Moderne und Gegenwart. Die Darstellung dieses natürlichen Vorgangs - Mutter und Kind in der innigen Verbindung beim Stillen - ist in der christlichen Ikonographie in Gestalt der »Maria lactans« durch zahllose Andachts- und Gnadenbilder seit dem frühen Mittelalter bekannt. Hier wird die Brustweisung Mariens als klassisches Symbol ihrer Barmherzigkeit verstanden.
Schwerpunkt der Ausstellung sind Bilder der den Menschensohn stillenden Gottesmutter aus dem Raum Wien und Niederösterreich. Von den ca. 70 Exponaten sind etwa die beiden in Wien existierenden Darstellungen der stillenden Madonna aus der Werkstatt von Lucas Cranach d. Ä. hervorzuheben: eine aus dem Kapuzinerkloster in Wien, die hier erstmals seit Jahrhunderten außerhalb des Konvents präsentiert wird, die andere aus der Schausammlung des Dommuseums.
Von den gezeigten Werken der Malerei, Grafik und des Kunstgewerbes werden viele zum ersten Mal der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Dabei verdienen die ältesten Zeugnisse, wie die Exponate der stillenden Göttin Isis, besondere Beachtung.
Ein wichtiges Anliegen dieser Ausstellung ist es, die Bedeutung des Stillens zu vermitteln. Es geht auch darum, über die Liebe der Gottesmutter zum Jesuskind diese besonders innige Beziehung am Lebensbeginn des Menschen prototypisch zu veranschaulichen. Beim Stillen wird die wunderbare Intimität und absolut liebevolle Beziehungserfahrung, gleichermaßen für Mutter und Kind, zum Ausdruck gebracht. Eine der ersten Sammlungen von bildlichen Darstellungen stillender Mütter geht auf die beiden Wiener Kinderärzte und Sozialpädiater August von Reuss (1879 - 1954) und Hans Czermak (1913 - 1989) zurück. Sie wollten damit die fundamentale Bedeutung des Stillens für die leibseelische Entwicklung des neugeborenen Menschen unterstreichen.
Begleitend zur Ausstellung erscheint im Wiener Domverlag das Buch »Maria lactans - Die Stillende in Kunst und Alltag«. Der ikonographischen Themenstellung und dem Anliegen der Weihnachtsausstellung im Dom-
museum entsprechend, wird darin der Gegenstand aus kulturgeschichtlicher,
kinderärztlicher, theologischer und gesellschaftspolitischer Sicht beleuchtet.
Mag. Claudia Gras, Kunst- und Pressereferentin
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