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Lucas van Leyd

Lucas van Leyden (1489/94 - 1533)

Lucas van Leyd

Meisterwerke der Druckgraphik
Im frühen 16. Jahrhundert war Lucas van Leyden neben Dürer der berühmteste und meistgeschätzte Druckgraphiker nördlich der Alpen. Seine Werke zeichnen sich durch eine eigenständige und originelle Motivwahl und Erzählweise, eine zeichnerische Feinheit des Strichs und ein Interesse an atmosphärischen Wirkungen aus.

Die Graphische Sammlung im Städel verfügt über einen umfangreichen Bestand an druckgraphischen Werken Lucas van Leydens, die in der Ausstellung in einer Auswahl präsentiert und kommentiert werden. Ergänzt werden die Blätter durch ausgewählte Leihgaben aus den Kupferstichkabinetten von Amsterdam, Berlin und Dresden sowie durch Vergleichsbeispiele anderer Künstler, z. B. von Schongauer, Dürer und Rembrandt.

„Mich hat zu gast geladen maister Lucas, der in kupffer sticht, ist ein kleins männlein und bürtig von Leijden auß Hollandt, der war zu Antorff.“ Albrecht Dürers Eintrag in das Tagebuch anlässlich seines Aufenthalts in Antwerpen 1521 ist das einzige Dokument, das uns die Person Lucas van Leydens unmittelbar vor Augen führt.

Über den Lebensweg von Lucas van Leyden wissen wir nur Spärliches. Die ergiebigste Quelle zu seiner Biographie ist das 1604 veröffentlichte „Schilderboek“ des niederländischen Malers und Schriftstellers Carel van Mander, der sich auf Berichte der Nachfahren des Künstlers stützte. Nach van Mander kam Lucas im Mai oder Juni 1494 als Sohn des Malers Huych Jacobsz in der Tuchmacher- und Handelsstadt Leiden zur Welt. Von seinem Vater erlernte er das Malerhandwerk, vielleicht mit Hilfe eines Goldschmiedes brachte er sich das Kupferstechen bei. Van Mander schreibt, Lucas sei ein Wunderkind gewesen, habe bereits als Neunjähriger eine Platte gestochen, mit 12 gemalt und mit 14 Jahren 1508 seinen Meisterstich Mohammed und der Mönch Sergius vollendet. Vielleicht war Lucas wirklich ein Wunderkind, vielleicht beruht die Angabe aber auch auf einem Missverständnis und Lucas hat erst mit 14 Jahren angefangen, das Kupferstechen zu erlernen, was mehr dem üblichen Werdegang entsprechen würde.
Letztlich muss man sich mit der Angabe zufrieden geben, Lucas sei zwischen 1489 und 1494 zur Welt gekommen. Er starb nach längerer Krankheit 1533 – wie van Mander schreibt, in dem Glauben, ein eifersüchtiger Maler habe ihn vergiftet. Das erhaltene Werk umfasst etwa 25 Gemälde und ebenso viele Zeichnungen sowie etwa 170 Kupferstiche, 30 eigenhändige Holzschnitte sowie 120 Holzschnitte für Buchillustrationen.

Die Ausstellung im Städel Museum konzentriert sich weitgehend auf die Kupferstiche.

Die Kupferstiche van Lucas von Leyden zeigen sowohl technisch als auch in der Auswahl und Behandlung der Themen einen ganz eigenen Stil, der den Künstler seit etwa 1508 in ganz Europa bekannt und berühmt machte. Obwohl er Anregungen von Albrecht Dürer oder dem Kupferstecher Raffaels, Marcantonio Raimondi, bezog, verarbeitete er sie zu eigenen künstlerischen Lösungen.
Besonders in Hinblick auf die Wiedergabe von Texturen und Licht bietet Lucas ein ungewöhnlich reiches Spektrum graphischer Gestaltung. Meistens stützte er sich nicht auf eine präzise Vorzeichnung, sondern riss die Komposition im Metall fein vor und führte sie dann frei aus. Lucas’ Linien sind sehr fein und nicht sehr tief gestochen, im Druckbild haben sie die Tendenz, leicht zu verschwimmen und sich miteinander zu verbinden. Dadurch entsteht eine ganz besondere tonale, malerische Wirkung mit satten, tiefen Schwärzen.
Bei dieser Technik nutzt die Platte beim Drucken sehr schnell ab, so dass spätere Abzüge schwächer wirken.

Seine Themen wählte Lucas oft aus der Literatur, vor allem aus der Bibel. Auch dem Publikum seiner Werke muss die Bibellektüre wichtig und vertraut gewesen sein. Als Erzähler vermeidet Lucas van Leyden das Phantastische; er interessiert sich vor allem für die Repräsentation der Wirklichkeit, die allerdings verbunden bleibt mit einem tieferen, moralisierenden Sinn.
So wird in der Versuchung Christi in der Wüste (Abb. 1) von 1518 der Teufel, der Christus auf die Probe stellt, indem er ihm vorschlägt, als Sohn Gottes Steine in Brot zu verwandeln, nicht wie es um 1500 verbreitet war, als furchterregendes, phantastisch ausgeschmücktes Monster dargestellt, sondern als ein sonderbarer Alter mit wallendem Kinnbart und Kapuzenmantel. Man muss genau hinsehen, um den Krallenfuß und die Schlange am Kapuzenzipfel zu entdecken. Lucas versteht den Menschen aus seinem natürlichen Wesen heraus. Stets spürt er seelische Regungen auf und bindet sie in den Fluss der Erzählung ein, stets zeichnen psychologische Momente die Szenen aus. Alltagsdarstellung und psychologisches Interesse verbinden seine Werke mit dem holländi-schen 17. Jahrhundert.
Eines seiner bekanntesten Blätter ist der Stich des Milchmädchens (Abb. 2) von 1510, in dem der Sinn des Künstlers für die Beobachtung des Alltags deutlich wird, sodass man das Werk, hätte es nicht einen moralisierenden Hintergrund, als reine Genredarstellung ansehen könnte. Kupferstiche wie das Große Ecce-Homo (Abb. 3) wiederum beeindrucken durch die perspektivische Konstruktion der Stadtansicht. Auch hier befindet sich wie in zahlreichen anderen Blättern die eigentliche Szene, der vorgeführte Christus, den das aufgehetzte Volk zum Tode verurteilt, im Hintergrund, während im Vordergrund die Zuschauermenge in großer Detailtreue wiedergegeben wird – eine weitere ikonographische Erfindung, die von den unkonventionellen Bildlösungen von Lucas von Leyden zeugt.


Ausstellung






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