Hamburg
Louise Bourgeois Passage dangereux
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Ausstellung10.02.2012 - 17.06.2012
Die Hamburger Kunsthalle ehrt mit einer Ausstellung eine Jahrhundert-Künstlerin: Louise Bourgeois (1911-2010). Aus Anlass des 100. Geburtstags der Künstlerin werden Skulpturen, Rauminstallationen, Radierungen, Arbeiten aus Stoff und Tapisserien gezeigt, die in den letzten 15 Lebensjahren entstan- den sind. Das Werk einer der bedeutendsten und einflussreichsten Künstlerinnen unserer Zeit offenbart eine ganz eigene Form- und Materialsprache. Es behandelt existentielle Themen des Menschseins und zugleich ganz persönliche Erfahrungen, denen sich Louise Bourgeois unermüdlich zu stellen wagte: Angst, Abhängigkeit, Erinnerung, Sexualität, Liebe und Tod. Die ausgestellten Werke kommen aus re- nommierten internationalen Museen, Privatsammlungen und vom Louise Bourgeois Trust. Einige Arbei- ten sind zum ersten Mal überhaupt öffentlich zu sehen.
Die berühmte Maman (1999) – eine über 9 Meter hohe, überdimensionale Spinne aus Bronze, Stahl und Marmor – wird mehr als vier Monate lang auf dem Außenplateau der Hamburger Kunsthalle zur weit sichtbaren Botschafterin der Ausstellung. Gleichermaßen beeindruckend wie furchterregend ist diese monumentale Skulptur ein zentrales Werk von Louise Bourgeois. Der Titel Maman (Mutter) macht deutlich, dass Bourgeois diese Skulptur als Hommage an ihre eigene Mutter verstanden hat, die als Restauratorin von Tapisserien tätig war. Das unermüdliche Wiederherstellen und Restaurieren von Ge- webe, das auch Spinnen eigen ist, wird zugleich zu einem Symbol für das unendliche, sich wiederholen- de und erneuernde Leben im Allgemeinen.
Zu den oft raumgreifenden und mehrteiligen Exponaten gehört der großformatige, vierzehnteilige Radie- rungszyklus À l’infini (2008) aus dem Besitz des Museum of Modern Art in New York, der erstmals in Deutschland vorgestellt wird. Das MOMA war das Museum, das Louise Bourgeois im Jahr 1982 als erster Künstlerin überhaupt eine retrospektive Ausstellung widmete. Die einzelnen Blätter von À l’infini zeigen jeweils zwei sich begegnende Linien, aus denen immer neue Formen, wie etwa ein sich lieben- des Paar, entstehen. Mehrere Ausstellungsräume sind Stoff-Arbeiten gewidmet, in denen sich der Faden zu Mustern und zu abstrakten Formationen von beeindruckender Schönheit verselbständigt. Gewebe als Geschichte zu denken, die immer weiter fort gesponnen werden kann, als Erinnerungsfäden, die den Weg in die Ver- gangenheit aufzeigen – dieses Verständnis prägt das künstlerische Werk von Louise Bourgeois.
Der Ausstellungstitel Passage dangereux ist dem Namen einer Arbeit von Bourgeois spektakulärster Werkgruppe entnommen, ihren so genannten Cells: käfigartige, mit Objekten und kleinen Skulpturen gefüllte Räume. Passage dangereux (1997) ist die größte und komplexeste dieser Cells und macht die Auseinandersetzung der Künstlerin mit ihrer eigenen persönlichen Geschichte, aber auch mit allgemein- menschlichen Erinnerungen und Emotionen auf verdichtete Weise erfahrbar.
Louise Bourgeois vereinte in ihrem 98-jährigem Leben und in ihrem langen, in seiner Intensität nicht nachlassendem künstlerischen Schaffen mehrere Epochen: In Paris geboren erlebte sie als junge Frau die Pariser Moderne, studierte u. a. bei Fernand Léger und bewegte sich im Kreis der Surrealisten. 1938 zog sie mit ihrem Ehemann, dem amerikanischen Kunsthistoriker Robert Goldwater, nach New York. Dort kam sie mit den aus Frankreich emigrierten Künstlern um Marcel Duchamp in Kontakt und war mit Vertretern des Abstrakten Expressionismus befreundet. Bourgeois nahm die in den USA dominanten Strömungen der Minimal- und der Pop Art wahr, schloss sich jedoch nie einer der bestehenden Gruppen an. Vielmehr entwickelte sie eine seltene stilistische Komplexität, die vieles von dem vorwegnahm, was Anliegen einer jüngeren Künstlergeneration werden sollte.
Kuratorin der Ausstellung: Dr. Brigitte Kölle
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