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Dresden

Kritiker Will Grohmann

Dresden

Im Netzwerk der Moderne. Kirchner, Braque, Kandinsky, Klee ... Richter, Bacon, Altenbourg und ihr Kritiker Will Grohmann

 

Über fünf Jahrzehnte hinweg war er eine Schlüsselfigur der europäischen Kunstszene und wer sich für Künstler wie Kirchner, Kandinsky oder Klee interessiert, kommt an seinem Namen nicht vorbei: Will Grohmann (1887–1968), einer der einflussreichsten deutschen Kunstkritiker des 20. Jahrhunderts. Anlässlich seines 125. Geburtstages widmen die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden ihm in der Kunsthalle im Lipsiusbau eine große Sonderausstellung, die unter der Schirmherrschaft von Bernd Neumann MdB, Staatsminister für Kultur und Medien, steht. Das Projekt wurde durch die gemeinsame Förderung der Kulturstiftung des Bundes, der Kulturstiftung der Länder, der Ferdinand-Möller-Stiftung sowie der Ernst von Siemens Kunststiftung ermöglicht.

Will Grohmanns Rezensionen schrieben Kunstgeschichte, seine Monografien und Werkverzeichnisse sind bis heute Standardwerke. Er entdeckte Künstler und förderte sie und prägte wie kaum ein anderer in Deutschland die Wahrnehmung der modernen Kunst im Spannungsfeld zwischen Künstlern, Galeristen, Museen, Medien und Öffentlichkeit. In jahrelanger, umfassender Forschung hat die Kuratorin der Ausstellung, Dr. Konstanze Rudert, ca. 80.000 Dokumente aus dem Nachlass des Kritikers, der in der Staatsgalerie Stuttgart aufbewahrt wird, ausgewertet, darunter Briefwechsel mit mehr als 2.500 Korrespondenzpartnern. Diese offenbaren das einzigartige Netzwerk, die enorme Produktivität als Autor und das herausragende künstlerische Urteilsvermögen Grohmanns.

Mit über 200 Werken von Künstlern, für die Will Grohmann sich einsetzte, führt die Ausstellung die Kunstentwicklung und Kanonbildung der Moderne des 20. Jahrhunderts vor Augen. Das Spektrum reicht von der Künstlergruppe Die Brücke über das Bauhaus bis zum Informel. Präsentiert werden Gemälde, Skulpturen, Grafiken, Fotografien und eine Videoarbeit von Künstlern der Moderne – darunter zahlreiche bedeutende Leihgaben öffentlicher und privater Sammlungen aus Brasilien, England, Frankreich, Italien, der Schweiz, den Niederlanden, und den USA. Auch Werke aus Grohmanns Privatsammlung sowie aus der durch die nationalsozialistische Aktion „Entartete Kunst“ fast vollständig verlorenen Dresdner Sammlung zur Klassischen Moderne, an deren Aufbau Grohmann maßgeblich beteiligt war, werden erstmals seit 1933 wieder in Dresden zu sehen sein. In die Ausstellungsarchitektur integrierte Medienstationen mit Multitouch-Anwendungen, die in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Dresden und der Hochschule für Technik und Wirtschaft entwickelt wurden, leiten durch die Ausstellung und führen die Person Grohmann und seine Zeit virtuell vor Augen – so wird beispielsweise die legendäre „Allgemeine Deutsche Kunstausstellung Dresden 1946“, deren „spiritus rector“ Will Grohmann war, als 3-D-Animation rekonstruiert.

Das umfangreiche Rahmenprogramm mit Lesungen, Konzerten, Podiumsdiskussionen, Filmvorführungen und Vorträgen wird die vielschichtigen Themen der Ausstellung – wie die Dresdner Sezession, Grohmann und Die Brücke, das Bauhaus, die Abstraktion aber auch seine Auseinandersetzung mit Tanz und Musik sowie seine Rolle als Kritiker und Vermittler – vertiefen. In Kooperation mit der Akademie der Künste Berlin findet vom 3. – 5. Dezember in Dresden und Berlin ein internationales Kolloquium mit dem Titel „Der Kritiker ist für die Kunst“ statt, auf dem die Funktion der Kunstkritik damals und heute diskutiert wird.

Zum persönlichen Austausch wird für die Laufzeit der Ausstellung im Foyer der Kunsthalle im Lipsiusbau das „Café Zuntz“ eingerichtet. Es ist eine Reminiszenz an das gleichnamige historische Dresdner Café der 1920er Jahre, das ein legendärer Treffpunkt der Dresdner Künstlerszene auf der Prager Straße war.

 

 








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