John Flaxman u
John Flaxman und die Renaissance
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Ausstellung10.04.2009 - 12.07.2009
flächiger Gewänder sowohl der Betonung der Konturen als auch der Monumentalisierung des Gesamteindrucks. Die Gestaltung des Reliefs lehnt sich eng an das Vorbild der italienischen Renaissancekunst an, doch mit einigen Details bricht der Künstler diese Tradition bewusst auf: Weder ist der Fusskuss des ältesten Weisen (die üblichen Königsinsignien fehlen) dargestellt, noch ist Maria als thronende Gottesmutter gezeigt. Einblick in die Entstehung dieses Reliefs und in den gesamten Schaffensprozess des Künstlers geben zwei Zeichnungen aus dem British Museum und ein Gipsrelief aus dem Sir John Soane's Museum in London, die das gleiche Thema der Anbetung der Könige in unterschiedlich ausgereifter Umsetzung zeigen.
Wie weit sich Umsetzung und Ausführung eines Werkes von der ersten Skizze entfernen konnten, zeigen beispielhaft zwei Blätter aus dem Berliner Kupferstichkabinett: Die „Ankettung des Prometheus" aus den Umrisszeichnungen zu den Dramen Aischylos' weist stellenweise unterschiedlich geführte Probelinien entlang der Kontur der einzelnen Körper auf, die den Künstler beim Entwerfen verraten. Der in der Ausstellung daneben präsentierte Kupferstich von Tommaso Piroli, der auch die Zeichnungen Flaxmans zu den Werken von Dante und Homer ausführte, zeigt eine deutliche Änderung der Komposition, die auch auf den Wunsch des Auftraggebers zurückgehen könnte.
Für die Umsetzung der religiös geprägten Zeichenserien „Die Werke der Barmherzigkeit" und „Das Vaterunser" in das Medium des Kupferstich fand Flaxman zu seinem Bedauern keinen Auftraggeber. Möglicherweise steht auch das Marmorrelief im Zusammenhang mit einem ähnlichen Zyklus, sind doch weitere Skizzen zu Szenen aus dem Neuen Testament erhalten. Das zeichnerische Talent des Künstlers belegt auch sein frühes Selbstporträt aus der Sammlung des University College in London.
Das bedeutendste Charakteristikum im Schaffen des englischen Künstlers, der sich selbst vor allem als Bildhauer betrachtete, ist jedoch die erstaunliche themen- und materialübergreifende Gattungsvielfalt. Mit seiner Antikenverehrung war Flaxman für das 19. Jahrhundert stilbildend. Dies dokumentiert neben den bereits genannten Exponaten die hervorragende Pegasus-Vase aus dem Marmorpalais in Potsdam, Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. Exemplarisch zeigt diese Vase aus der Wedgwood- Manufaktur, welchen Einfluss Flaxman auf das Kunsthandwerk des 19.
Jahrhunderts ausübte, das außer der Bildhauerei der vielleicht wichtigste Schaffenszweig des Künstlers war. Da die Berliner Skulpturensammlung nur wenige Werke englischer Kunst besitzt, ist es besonders zu begrüßen, dass sein Marmorrelief mit der „Anbetung der Könige" nach der Ausstellung noch bis Anfang 2010 im Klassizismusraum des Bode-Museums verbleiben wird.
Ein Meister des Klassizismus im Dialog mit Masaccio und Donatello Eine Ausstellung der Skulpturensammlung vom 10.4. bis 12.7.2009 Zur Ausstellung erscheint ein Katalog in deutscher und englischer Sprache.
Eröffnung Do 9.4.2009, um 18 Uhr.
Am Eröffnungsabend sprechen: Bernd Wolfgang Lindemann, Direktor der Gemäldegalerie und der Skulpturensammlung; Tim Knox, Direktor des Sir John Soane's Museum, London. Julien Chapuis, Leiter der Skulpturensammlung; Hans-Ulrich Kessler, Wissenschaftlicher Mitarbeiter; Sylvie Tritz, Wissenschaftliche Museumsassistentin.
Text: Dr. Sylvie Tritz
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