John Flaxman u
John Flaxman und die Renaissance
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Ausstellung10.04.2009 - 12.07.2009
John Flaxman (1755-1826), einer der wichtigsten Vertreter des englischen Klassizismus, ist ein Künstler, der gemessen an seinem Einfluss auf die Kunst seiner Zeit heute erstaunlich unbekannt ist. Seine Entwürfe für den Steinguthersteller Wedgwood sowie seine Umrisszeichnungen zu den Werken Dantes, Aischylos' und Homers erlangten größte Popularität, ein Umstand, der zuletzt vor mehr als 25 Jahren durch eine monographische Sonderausstellung in London, Hamburg und Stockholm gezeigt wurde.
Weniger bekannt ist Flaxman als Bildhauer und als Schöpfer eines umfassenden Konvoluts von Grabmälern und Marmorreliefs - ein Aspekt, der nun mit einer Kabinettausstellung im Bode-Museum vor Augen geführt wird.
Anlass der Ausstellung ist eine Leihgabe aus englischem Privatbesitz an die Skulpturensammlung: das exquisite Marmorrelief John Flaxmans mit der Darstellung der "Anbetung der Könige". Einzigartig ist das kleinformatige Relief nicht nur wegen seiner sensationellen Neuentdeckung vor wenigen Jahren1, sondern auch wegen der eigenhändigen Ausführung, die der Szene in ihrer nahezu kalligraphischen Linearität eine zauberhafte Spannung verleiht. Meist ließ Flaxman seine Entwürfe in Gips oder Wachs durch Werkstattmitarbeiter in größerem Maßstab in Marmor übertragen, ein Herstellungsprozess, der dem Künstler schon durch seine langjährige Entwurfsarbeit für die Steingutfabrik Wedgwoods vertraut war.
1 Bindman, David: John Flaxman's ‘Adoration of the Magi' rediscovered. In: Apollo -The International Magazine for Collectors 162 (2005), 526, S. 40-45.
Das in der Ausstellung gezeigte Marmorrelief entstand wahrscheinlich während seines siebenjährigen Italienaufenthalts (1787-1794). John Flaxman stand zu dieser Zeit mit an der Spitze der in Europa und besonders früh in England weit verbreiteten Antikenbegeisterung im Zuge der Ausgrabung Pompeis und Herculaneums, was besonders in seinen Umrisszeichnungen zu antiken Epen sowie seinen Entwürfen für Wedgwood deutlich wird. Bemerkenswert ist vor allem, dass er neben seinem Enthusiasmus für die Formensprache der Antike als einer von wenigen Künstlern auch die Renaissancekunst vor Michelangelo schätzte, ja dass er zur Wiederentdeckung und Neubewertung des Due- und Trecento maßgeblich beigetragen hat.
Von seiner Begeisterung für die Formen des Mittelalters und der Frührenaissance legen seine Skizzenbücher beredtes Zeugnis ab: Auf dem Weg nach Italien und zu Beginn seines Romaufenthaltes hielt er sowohl Skulpturen als auch Malereien zeichnerisch fest, darunter viele Werke der Pisani, von Lorenzo Ghiberti und von Donatello, aber auch Fresken von Luca Signorelli und Tafelgemälde von Duccio. Das Studium dieser Künstler schlägt sich deutlich in den Umrisszeichnungen zur Divina Commedia nieder, die ab 1792 in Rom als Auftragswerk des Engländers Thomas Hope entstanden und die mit einem Blatt aus der Kunstbibliothek der Staatlichen Museen in der Ausstellung vertreten sind. Angesichts dieses Kupferstiches, besonders aber am Marmorrelief der „Anbetung der Könige" lässt sich die Begeisterung des Künstlers für die einfache, großflächige Form in der Kunst der Frührenaissance nachvollziehen.
Dem Relief Flaxmans zur Seite gestellt sind zwei Meisterwerke aus den Sammlungen der Staatlichen Museen zu Berlin: die sogenannte „Pazzi- Madonna" Donatellos aus der Skulpturensammlung sowie die in der Gemäldegalerie aufbewahrte „Anbetung der Könige" von Masaccio, die ursprünglich als Predellentafel zu einem Altar gehörte. Im Dialog dieser drei Werke wird deutlich, wie viel Flaxman der Kunst der Frührenaissance verdankt.
Dass der Entwurf des Reliefs höchst originell ist, verwundert nicht bei einem Künstler, dessen innovative, konturbetonte Umrisszeichnungen einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf den Klassizismus in ganz Europa ausüben sollten.2 Bemerkenswert ist zunächst die modernistische Anmutung des Reliefs, die aus einer schlichten, äußerst reduzierten Formensprache resultiert. Nur die wichtigsten Protagonisten der neutestamentlichen Szene sind dargestellt: die Gottesmutter mit Kind und die drei Weisen mit ihren Gaben. Der Einsatz der zeitlos wirkenden, großflächigen Kleidung als Ausdrucksträger ist eine Eigenart, die sich durch Flaxmans gesamtes Schaffen in unterschiedlichen Gattungen zieht. Dabei dient die Darstellung
2 Symmons, Sarah: Flaxman and Europe. The Outline Illustrations and their Influence. New York 1984.
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