Tier
HundKatzeMaus im Kunsthaus Zürich. Ausstellung und Sommerwerkstatt
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Ausstellung01.04.2011 - 31.07.2011
Vom 1. April bis 31. Juli 2011 dreht sich im Kunsthaus alles um das Tier. Lange Zeit war es fester Bestandteil im Leben der Menschen. Auch in der Kunst nahm es einen herausragenden Platz ein und gilt als einer der ersten Bildgegenstände überhaupt. 100 Gemälde, Skulpturen, Fotografien und Videos des Kunsthauses werden zu einer Ausstellung versammelt. Eine Sommerwerkstatt regt zur Teilnahme an Workshops, Führungen und Exkursionen an, die vom Kunsthaus organisiert und zusammen mit dem Zoo Zürich, dem Museum Rietberg u.a. durchgeführt werden.
Im Bestand des Kunsthaus Zürich befinden sich viele Hundert Tierbilder. Kuratorin Sibyl Kraft und der Leiter der Kunstvermittlung Hans Ruedi Weber haben eine Auswahl von 100 gefiederten, behaarten oder schuppigen Augenpaaren getroffen, die dem Betrachter entgegenblicken. Wer heute noch kein Tier gesehen hat, muss sich nicht wundern. Es ist, bis auf das Haustier, fast ganz aus unserem Blickfeld verschwunden – und wenn es auf dem Teller liegt, ist uns das Tier kaum noch bewusst. Über viele Jahrtausende hinweg war das anders. Ein Tierbild zeigt nie einfach ein Tier, sondern immer den Blick eines Menschen auf das Tier und damit das Verhältnis von Mensch und Tier. Deshalb reflektiert die Ausstellung, wie Tiere wahrgenommen werden und in welch unterschiedlichen Formen und Funktionen sie in der Kunst auftauchen.
DER KÜNSTLER ALS JÄGER
Die neutralste Art des Schauens und Darstellens versucht, schöne, interessante oder fremdartige Tiere möglichst naturgetreu auf Papier oder Leinwand zu bringen. Sie wird so zu einer Grundlage der Naturwissenschaften. Das genaue Beobachten der Tiere war und ist aber auch eine Voraussetzung für die Jagd. Neben der Darstellung der Schönheit von Fell, Federn oder Schuppen der Beute bietet die Jagd dem Künstler die Gelegenheit, Verfolgung und Leiden zu zeigen. Ein eigenes Kapitel ist dem wohl wichtigsten tierischen Begleiter des Menschen gewidmet: dem Pferd. Seine Energie und Kraft wurden für Arbeit und Kriegsführung genutzt und es war immer ein Statussymbol. Es spielt daher auch in der Kunst eine zentrale Rolle. In der Kunsthaus-Voliere finden sich Werke vom Beginn des 14. Jahrhunderts bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts, die am Beispiel der Vögel ganz unterschiedliche Möglichkeiten des künstlerischen Ausdrucks zeigen. Sie reichen von der Dekoration einer Altarrückseite bis zum surrealistischen Gedankenspiel über den Vogelkäfig.
DAS VERLORENE UND WIEDER GEFUNDENE PARADIES
Der mythische Anfang unserer Kultur wird als paradiesische Einheit aller Geschöpfe beschrieben. Immer wieder diente in der Kunst das friedliche Miteinander von Mensch und Tier oder von Tier und Umwelt als Bild für die Sehnsucht nach diesem verlorenen Ursprung. Doch auch die Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies wird einem Tier angelastet. So verkörpert die Schlange das Böse, und auch andere Tiere werden in der bildnerischen Kunst und in der Literatur dazu gebraucht, Ängsten und Trieben eine Gestalt zu geben. Fabeln, Märchen und Sagen sind voller Tiere, die von dort ihren Weg auf die Bilder und so in unsere Ausstellung gefunden haben.
BEGLEITER DES MENSCHEN
Ein Kapitel befasst sich mit dem Zusammenleben von Mensch und Tier. Seit frühster Zeit eigneten sich die Menschen in Namen und Wappen etwas von den überragenden Eigenschaften der Tiere an. Aufs Engste verbunden, lebten die Bauern während Jahrtausenden von und mit den Tieren. Heute, nachdem die Nutztiere durch Maschinen ersetzt oder in Mastbetrieben weggesperrt wurden, sind uns noch die Haustiere geblieben. Sie sind uns so vertraut, dass sie wie Menschen porträtiert werden können.
WERKE VON DÜRER, BÖCKLIN, BEUYS UND MERZ
Nicht alle tierisch guten Bilder der Kunsthaus-Sammlung haben in der Ausstellung einen Platz gefunden. Auf die Pirsch gehen können Einzelbesucher wie Gruppen mit dem gratis abgegebenen Begleitheft. Es enthält kurze, erklärende Texte zu den thematischen Kapiteln. Zudem verweist es mit Abbildungen auf Werke in anderen Räumen der Sammlung. Die Auswahl umfasst verschiedene Gattungen. Albrecht Dürers Kupferstich «Adam und Eva» von 1504 gehört zu den ältesten. Gemälde von Hans Asper – wie das «Bildnis der Cleophea Krieg von Bellikon – sind von grossem Repräsentationsbedürfnis erfüllt, während die «Zwei Jaguare», die Jacob Gerritsz Cuyp 1639 in Szene gesetzt hat, auf die überlieferte Beobachtung des Verhaltens der Tiere in ihrer natürlichen Umgebung zurückgehen. Mit dem heiligen Antonius, der zu den Fischen predigt, schlägt Arnold Böcklin das Reich der Fabeln auf. Und Max Ernsts materialreiche Collage «Les cages sont toujours imaginaires», führt geradewegs in den Surrealismus. Der nicht beschönigende, zeitgenössische Ansatz von Mario Merz – «Jenseits der Hecke» – vergegenwärtigt die Kluft, die zwischen Menschen und Tieren gewachsen ist. Darüber hinaus sorgen Darstellungen von Pferd, Hund, Kuh, von Nashorn, Affe und Maus für Gesprächsstoff. Und mit dem Video der Beuysschen Performance, welches dokumentiert, wie sich der Künstler mit einem Koyoten zusammen einschliesst, wird manchem Besucher einen Schauer über den Rücken gejagt – es ist gerade Sinn und Zweck der Ausstellung, Vorurteile zu revidieren und das Tier als Begleiter des Menschen und in der Kunst neu zu entdecken.
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