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Leopold Museum

Gustav Klimt - Eine (Zeit) Reise

Leopold Museum

Immer wieder zeigte Klimt sich enttäuscht von den Sehenswürdigkeiten und Samm- lungen, die ihm zunächst als große Attraktionen angepriesen worden waren. Umso wertvoller sind die seltenen positiven Notizen, die Klimt an Emilie Flöge mitteilt. Oft nur auf wenige Worte reduziert, stellen diese Eindrücke erhellende Gedanken über die künstlerischen Ansichten des Meisters dar, pointierte, überraschende Reflexionen, die gelegentlich auch in Klimts eigenen künstlerischen Arbeiten ihren Niederschlag finden sollten. Aus Ravenna etwa schreibt Klimt im Dezember 1903: »In Ravenna viel armse- liges – die Mosaiken von unerhörter Pracht.« Im Herbst 1909 wiederum schreibt anläss- lich seiner Fahrt nach Madrid aus Toledo ein begeisterter Klimt an Emilie: »Habe lebhaf- test an Dich gedacht – Du würdest entzückt sein mit mir. Auch Greco ist prachtvoll!« Und besonders interessant die Meldung aus Brüssel 1914, wo sich Klimt wegen einer Auftragsarbeit im Palais Stoclet aufhält und im nahegelegenen Musée du Congo belge auf die Stammeskunst Schwarzafrikas trifft. Mit dem Museum kann er wenig anfangen, »Das Schöne aber sind die Plastiken dieser Congoneger! Sie sind herrlich und pracht- voll – man schämt sich – daß die in ihrer Art so viel mehr können als wir. Ich war ganz weg!« Dass die afrikanische und ozeanische Stammeskunst auch beim Jugendstilkünst- ler Klimt auf uneingeschränkte Anerkennung stößt, überrascht doch einigermaßen.

SOMMERFRISCHE AM ATTERSEE
Gustav Klimt verwendete für fast alle Landschaftsbilder, die er ab der Jahrhundertwende schuf, Motive die er im Zuge der Sommerfrische für sich entdeckte. Häufig macht ihm das Wetter einen Strich durch die Rechnung – wie er vor allem in seinen Briefen an die in Wien verbliebene Ge- liebte Mizzi Zimmermann mitteilt, dass er etwa die vor Ort begonnenen Bilder aus Zeitmangel erst im Wiener Atelier vollenden werde. Die Ausstellung zeigt besonders schöne Beispiele von Klimts prachtvollen Landschaftsbildern, darunter bedeutende Leihgaben aus nationalen und internationalen Sammlungen. Zahlreiche, in der Ausstellung gezeigte historische Fotoaufnahmen zeigen Klimt in ent- spannter Atmosphäre im Kreise seiner Lieben, etwa in seinem typischen Malerkittel am Seeufer oder bei der Suche nach geeigneten Motiven für seine Bilder. Dabei thematisiert die Ausstellung den Gegensatz von Wien und Attersee, von Atelierarbeit und Freilicht- malerei, von Klimts Öffentlichkeit und privatem Rückzug.

DIE ATELIERS VON GUSTAV KLIMT
Mit der Rekonstruktion von Klimts Ateliers als weiterem Schwerpunkt der Ausstellung wird ein wichtiges Element von Klimts privater, nichtöffentlicher Seite seiner Person in den Vordergrund gerückt. Von 1892 bis 1911 arbeitete Klimt in einem abgeschiedenen, im Hinterhof eines Bürgerhauses an der Josefstädter Straße gelegenen Atelierhäuschen. Um 1903 stattete die Wiener Werkstätte Klimts Atelier mit teuren, von Josef Hoffmann entworfenen Möbeln aus, die der Meister auch in seinem späteren Hietzinger Atelier, in welchem er von 1912 bis zu seinem Tod 1918 arbeitete, in Verwendung hatte.

Das Atelier bedeutete für Klimt die Rückzugsmöglichkeit ins Private, hier ist der Künstler ganz bei sich, hier war auch das Reich der weiblichen Aktmodelle, die Klimt auf Tausen- den von Blättern festhielt, ein schon zu Lebzeiten sagenumwobener erotischer »hor- tus conclusus«. Die für die Ausstellung getroffene Auswahl an Klimt-Zeichnungen aus dem reichen Bestand des Leopold Museum findet hier ihr passendes Ambiente. Mit den Objekten, die Klimt gleichfalls im Atelier versammelte – etwa eine große Anzahl an originalen japanischen Holzschnitten, Wandbildern, Theatermasken und japanischen Kimonos, die in der Ausstellung so weit als möglich wieder zusammengetragen werden – spricht Klimt auch als Sammler zu uns.

Ergänzend zu den Gemälden und Zeichnungen wird in der Ausstellung »Klimt persön- lich. Bilder – Briefe – Einblicke« eine Fülle von zeitgenössischen Klimtfotografien präsen- tiert, wie sie in dieser Zahl, Dichte und Qualität noch in keiner Präsentation zu sehen waren. Auch hier geht es um die Spannung von öffentlich und privat. Auf der einen Seite zeigen wir historische Fotoaufnahmen, die Klimt in entspannter Atmosphäre im Kreise seiner Freunde zeigen, in seinem typischen Malerkittel am Seeufer oder bei der Suche nach geeigneten Motiven für seine Bilder. Auf der anderen Seite Wiener Studioaufnah- men von den renommiertesten Wiener Fotokünstlern, besonders Moriz Nähr, Josef An- ton Trčka oder das Atelier d´Ora. In ihnen wird deutlich, wie stark Klimt die Fotografie zur Selbststilisierung nutzt.

AUSSTELLUNGSARCHITEKTUR: DIETMAR EBERLE
Für die architektonische Gestaltung der Ausstellung, die in so bislang nicht gekannter Weise Ölbilder mit Lichtbildern verschränkt und Schriftbilder mit Stimmungsbildern kombiniert, in den Händen von D.I. Dietmar Eberle, Professor für Architektur und Ent- wurf an der ETH Zürich. (baumschlager-eberle.com).

Kuratoren der Ausstellung: Tobias G. Natter, Franz Smola und Peter Weinhäupl








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  • Der österreichische Maler Gustav Klimt. Photographie 1914 von Anton Josef Trčka © Imagno/Austrian Archives
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    LEOPOLD MUSEUM
  • Gustav Klimt, Sitzendes junges Mädchen, 1894 © Leopold Museum, Wien, Inv. 4146
    Gustav Klimt, Sitzendes junges Mädchen, 1894 © Leopold Museum, Wien, Inv. 4146
    LEOPOLD MUSEUM
  • Gustav Klimt, Stiller Weiher (Egelsee in Oberösterreich), 1899 © Leopold Museum, Wien, Inv. 2007
    Gustav Klimt, Stiller Weiher (Egelsee in Oberösterreich), 1899 © Leopold Museum, Wien, Inv. 2007
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  • Gustav Klimt, Fakultätsbild Medizin. Ausschnitt mit der Hygieia, um 1907 © Privatbesitz
    Gustav Klimt, Fakultätsbild Medizin. Ausschnitt mit der Hygieia, um 1907 © Privatbesitz
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  • Gustav Klimt, Der Blinde, 1896 © Leopold Museum, Wien, Inv. 4144
    Gustav Klimt, Der Blinde, 1896 © Leopold Museum, Wien, Inv. 4144
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