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Fokus auf Jan

Fokus auf Jan van Eyck: Lucca-Madonna

  • Ausstellung
    31.05.2006 - 29.10.2006
    Städel Museum »
Fokus auf Jan

Das einzelne Kunstwerk wird in seiner Präsentation im Museum auf den ersten Blick oft nur als ästhetisches Phänomen, als »schönes Bild« wahrgenommen. Seine ursprüngliche Funktion, der historische Hintergrund, die ikonographische Aussage, der Anspruch und das strategische Ziel, welches der Künstler oder der Auftraggeber verfolgte, die revolutionären Neuerungen im Bereich von Bildaufbau, -gestaltung und -technik und vieles mehr bleiben dabei im Hintergrund.
Doch erst die ganzheitliche Erfassung der Bedeutung eines Kunstwerks im Hinblick auf seinen künstlerischen, historischen, religiösen, soziologischen und marktwirtschaftlichen Kontext gibt uns die Möglichkeit, den wahren Gehalt und seine Aktualität für uns heute und für die Geschichte zu erkennen. Jan van Eycks »Lucca-Madonna« gehört zu den bedeutendsten Werken des Städel Museums und steht am Anfang einer neuen Ausstellungsreihe, die sich anhand eines Meisterwerks aus der Sammlung unterschiedlichen Perspektiven der Wahrnehmung eines Kunstwerks widmet.
Die vielfältigen Rezeptionsebenen des Kunstwerks werden dabei als aktueller, evolutionärer Forschungsprozess präsentiert, der sich in der Ausstellung in Form von wandfüllenden »mind maps« niederschlägt.
Neben Erkenntnissen aus der Kunstgeschichte werden Überlegungen aus anderen Disziplinen wie der Soziologie, der Mentalitäts-, Frömmigkeits- und Wissenschaftsgeschichte genauso wie Ergebnisse aus naturwissenschaftlichen Untersuchungen einbezogen. Als einer der Gründerväter der altniederländischen Malerei steht Jan van Eyck zugleich am Beginn der neuzeitlichen Malerei überhaupt. Mit seiner unvergleichlichen Maltechnik, die er nicht erfunden, wohl aber entscheidend verfeinert hat, mit seinen brillanten Bilderfindungen wie mit seinem souveränen Umgang mit der Bildtradition findet der Künstler im 15. Jahrhundert nicht seinesgleichen.
Die »Lucca-Madonna« in der Sammlung des Städel entstand in den späteren 1430er Jahren und zeigt Jan van Eyck auf dem Höhepunkt seiner künstlerischen Möglichkeiten. Überwältigender Detailrealismus und eine reiche Symbolsprache verbinden sich mit der psychologischen Erfassung des Verhältnisses von Mutter und Kind zu einer Darstellung, die auch den heutigen Betrachter unmittelbar berührt. Hierzu trägt nicht zuletzt die raffinierte Bildgestaltung bei, die dem Betrachter das Gefühl vermittelt, der Bildraum setze sich in seinem eigenen Betrachterraum vor dem Gemälde fort. So simpel diese Bildlösung auch wirkt, sie ist das Ergebnis eines komplexen Entstehungsprozesses, der dank der Möglichkeiten moderner Gemäldetechnologie sichtbar gemacht werden kann. Bildentstehung, Bildbedeutung und Bildfunktion – diese drei Aspekte stehen daher im Mittelpunkt unterschiedlicher Annäherungsweisen an Jan van Eycks »Lucca-Madonna«, die in dieser Ausstellung erprobt werden.

Die Broschüre zur Ausstellung kostet 5,-- Euro.

Diese Ausstellung wird gefördert durch die Schering Stiftung.


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