Geld
Fette Beute. Reichtum zeigen
-
Ausstellung17.10.2014 - 11.01.2015
Mit der Ausstellung „Fette Beute“ widmet sich das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MKG) der Darstellung von Reichtum und der Selbstdarstellung von Reichen in der Fotografie und den Massenmedien. Während die Schere zwischen Arm und Reich immer größer wird, wird Reichtum offenbar immer exzessiver vorgezeigt. In einer umfassenden Ausstellung wurde dieses Phänomen bisher noch nicht behandelt. „Fette Beute“ versammelt 20 zeitgenössische internationale Positionen, darunter künstlerische Arbeiten, Reportage-Fotografie, Dokumentarfilme und Videoarbeiten von Tina Barney, Gabriel Mascaro, Martin Parr, Julika Rudelius, Juergen Teller, Paolo Woods u.a. Hinzu kommen Amateuraufnahmen aus dem Fotosharing-Portal Instagram und Ausschnitte aus dem Reality-TV-Format „Rich Kids of Beverly Hills“. Die thematischen Kapitel werden durch 13 historische Pendants aus der Zeit vor der Jahrhundertwende bis zum Bildjournalismus der 1960er Jahre ergänzt. Dazu zählen Aufnahmen von Jacques Henri Lartigue, Lisette Model, Regina Relang, Edward Steichen u.a. Die 150 Werke umfassende Ausstellung nähert sich dem Thema mit soziologischem Interesse. Sie fragt nach kulturellen Prägungen und nationalen Unterschieden von Reichtum, nach den Auswirkungen der Globalisierung auf die Darstellung von Luxus, beleuchtet die Motivation und Rolle von Zeigenden und Betrachtern und reflektiert den Wandel der Bildmedien.
„Niemand hat, soweit ich weiß, das soziale Phänomen des Reichtums fotografiert“, äußerte 1964 die Fotografin Dorothea
Lange, die ihr Leben der Dokumentation von Armut gewidmet hat. Tatsächlich ist Reichtum im Verhältnis zu Armut sehr viel seltener Thema sozialdokumentarischer Fotografie gewesen. Dies liegt zum Teil daran, dass sich die privilegierte Schicht den forschenden Blicken der Fotografen entzieht und bewusster die Bildproduktion steuert. Seit den 1980er Jahren aber gehen renommierte Fotografen dem Phänomen nach; oftmals stammen sie selbst aus gehobenen Verhält-nissen. Neben sozialdokumentarischen und künstlerischen Projekten wirft die Ausstellung einen Blick auf die Darstellungskonventionen in der Reportage-Fotografie und auf die Selbstdarstellung junger Reicher in Fotosharing-Portalen und Fernsehformaten. Reality TV-Sendungen wie „Rich Kids of Beverly Hills“ und die in den letzten Jahren aufgekommene Handy- und Tagebuchfotografie, die in Blogs wie „Rich Kids of Instagram“ auf Webportalen geteilt, kommentiert und ausgestellt werden, sind von der Geste des Zeigens geprägt. Mit den neuen medialen Verbreitungsmög-lichkeiten kann jeder zum Reporter der eigenen Lebensumstände werden, der Blogger wird zum Paparazzo in eigener Sache; Printmedien, Internet und TV präsentieren die Insignien einer neuen ultrareichen Gesellschaftsschicht: goldene Mobiltelefone, eine goldene Kalaschnikow oder die Quittung einer Champagnerflasche für 100.000 Euro. Die Ausstellung fragt, welche Rolle die Fotografie für die Selbstinszenierung spielt, und wie sie als Medium den Blick auf das Phänomen „Reichtum“ lenkt.
Das Verhalten Wohlhabenden gegenüber ist ambivalent: Einerseits werden sie um ihren Reichtum beneidet, andererseits bereitet selten etwas so viel Vergnügen wie der Anblick von Neureichen und ihr vermeintlich schlechter Geschmack, der in eigenen Realtiy TV-Formaten wie „Die Geissens“ vorgeführt wird. Daneben beschäftigt sich die Schau mit den Repräsentationsansprüchen, den kulturellen Prägungen und dem Habitus der Reichen, die sich in Porträts spiegeln. Aufnahmen aus China, Russland und Brasilien knüpfen an koloniale Darstellungsmuster des 19. Jahrhunderts an und thematisieren damit die Auswirkungen der Globalisierung. Die räumliche Abgrenzung der Wohlhabenden und die Demonstration von Machtstrukturen werden anhand der „Orte des Reichtums“ zur Diskussion gestellt. An diesen Orten der Macht scheinen Fotografen und Filmer aufgefordert, die Autorität der Kamera ins Feld zu führen.
Arm und Reich
Den Auftakt der Ausstellung bildet das Projekt „Rich and Poor“ des US-amerikanischen Fotografen Jim Goldberg. In seinem Porträtprojekt (1977-1985) stellt er Arm und Reich einander gegenüber und fragt danach, welchen Stellenwert Geld in der Gesellschaft hat. In den Kommentaren der Porträtierten, die auf den Fotografien zu lesen sind, wird deutlich, dass Geld eine wesentliche Rolle dabei spielt, wie sich Menschen in der Gesellschaft einordnen und ob sie ihr Leben als gelungen verstehen. Das historische Pendant zu dieser Serie bilden die Porträts des in Hamburg geborenen Briten Bill Brandt. Für sein Buch „The English at Home“ setzt er 1936 der sozialen Not der englischen Arbeiterklasse das mondäne Leben der Oberschicht entgegen. Im Rahmen der Ausstellung sind Goldbergs und Brandts Arbeiten die einzigen, die Reichtum und Armut unmittelbar gegenüberstellen. Gleichzeitig sind sie beispielhaft für das Anliegen der sozialdokumentarischen Fotografen, über gesellschaftliche Phänomene aufzuklären. Diese Absicht schwingt bei vielen gezeigten Arbeiten mit.
-
Schließlich nimmt Rembrandts mit dem Amsterdamer Kunsthändler Hendrik van Uylenburgh...
-
07.07.2023 - 06.07.2025Seit Mitte der 1970er Jahre entwickeln europäische und japanische Designer*innen Mode, die mit...
-
01.09.2023 - 08.10.2025Hamburg, 15. Juni 2023 – Das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MK&G) präsentiert...
-
26.04.2024 - 22.04.2025Die Ausstellung „Innere Strukturen – Äußere Rhythmen: Zeitgenössisches arabisches und...
-
21.06.2024 - 03.01.2027Hamburg, 2. Mai 2024 – Nach der Wiedereröffnung des ersten Sammlungsbereichs Ostasien mit...
-
13.12.2024 - 04.05.2025Die Beherrschung des Feuermachens ist eine der wichtigsten Schritte in der kulturellen...
-
17.10.2014 - 11.01.2015
Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag: 10-18 Uhr
Donnerstag: 10-21 Uhr
Donnerstag an oder vor Feiertagen: 10-18 Uhr
Eintritt
10 Euro, ermäßigt 7 Euro, Donnerstag ab 17 Uhr 7 Euro nur Besuch der Destille 2 Euro nur Besuch der Gerd Bucerius Bibliothek 2 Euro (frei für Studierende der staatl. Hamburger Hochschulen) Kunstmeilenpass (5 Häuser, 1 Ticket) 29 Euro, ermäßigt 15 Euro Jahresticket für Studierende staatlich anerkannter Hoch- und Fachhochschulen, Azubis und Schüler über 17 Jahre einmalig 10 Euro pro Jahr (gültig bis Ende des Kalenderjahres)Kuratorin: Dr. des. Esther Ruelfs