Emil Nolde Men
Emil Nolde Mensch - Natur - Mythos Aquarelle und Graphik im Berliner Kupferstichkabinett
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Ausstellung03.07.2009 - 25.10.2009
Noldes biblische Bilder entstanden zu einem großen Teil in den Jahren zwischen 1909 und 1912, zu einer Zeit, in der auch andere Expressionisten die Geschichten der Bibel für ihr Werk entdeckten. Doch stand hier nicht die Wiederentdeckung des christlichen Glaubens im Vordergrund, sondern das Streben nach Spiritualität; die Künstler waren auf der Suche nach einer seelischen Vertiefung und hofften auf eine Erfahrung des Absoluten. Geprägt von einer christlichen Erziehung im bäuerlichen Elternhaus entstanden so von tiefer Geistigkeit durchdrungene Bilder wie das „Abendmahl“ oder „Pfingsten“, aus denen geistiges Feuer und seelische Inbrunst förmlich hervorflammen. Auch aus der Graphik mit biblischer Thematik spricht eher leidenschaftlicher Freigeist als christliche Ehrerbietung. In der Farblithographie der „Heiligen drei Könige“, die Nolde 1913 schuf, stehen die drei fremdländischen etwas skurril, doch würdevollen Weisen im Mittelpunkt des Geschehens während der Hauptgrund ihres Erscheinens, die heilige Familie, ganz fehlt. Die Protagonisten folgen hier nicht dem Stern von Bethlehem, sondern ihr Weg wird von einer gleißenden Sonne erleuchtet, die Magier stehen wie im Bann der Erwartung des neuen Messias. Nicht die Heilsgeschichte ist also Gegenstand der Darstellung, sondern vielmehr die Anziehungskraft von Heilslehren auf den Menschen. Wie so oft bei Nolde werden gerade auch in seinen biblischen und Legendenbildern menschliche Schwächen und Stärken thematisiert, wofür sich Gleichnisse und Geschichten aus dem Alten und Neuen Testament besonders anbieten. Er nutzte sie jedoch nicht, um bloßzustellen, sondern als Appell für Menschlichkeit und Toleranz. Nolde sah, wie viele rlin sitz. emitteilung Expressionisten, die Kunst als etwas alle Völker verbindendes, als eine Religion über den Religionen.
Aus dem Traum von der Einheit des Menschen mit der Natur und untereinander entsprang die Kunst des Expressionismus. Dieses Ideal vom ursprünglichen, wahren Leben in Abkehr von der Zivilisation schienen die Bewohner der Südseeinseln zu erfüllen. Für das Ehepaar Nolde ergab sich im Herbst 1913 die Gelegenheit, an einer Expedition des Reichskolonial- amtes zu den deutschen Kolonien in der Südsee teilzunehmen und so das Leben der einheimischen Bevölkerung kennen zu lernen. Neben der farbenprächtigen üppigen Landschaft war Nolde dementsprechend besonders an den Menschen mit ihren blumengeschmückten Häuptern und den sonderbar anmutenden Schmuckobjekten interessiert und verlieh ihnen in seinen Aquarellen mit nur wenigen Pinselstrichen Ausdruck und Charakter. In ihnen fand er das Idealbild vom Urmenschen im Einklang mit der Natur und trat ihnen positiv und aufgeschlossen entgegen. In seinen Bildern setzte er sie mit all ihren Seltsamkeiten majestätisch in Szene.
Text: Babette Tewes
Katalog Ein Katalog erscheint im Michael Imhof Verlag. Autoren: Dr. Anita Beloubek-Hammer, Prof. Dr. Heinrich Schulze Altcappenberg und Dr. Jörn Grabowski
Ticket Partnerticket der Ausstellung des Kupferstichkabinettes mit der Ausstellung Nolde Stiftung Seebüll, Dependance Berlin: Mit verschnürten Händen - "Ungemalte Bilder" von Emil Nolde, 26. Juni 2009 bis 17. Januar 2010, Nolde Stiftung Seebüll, Dependance Berlin, Jägerstrasse 55 , 10117 Berlin
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