Am 28. Januar 2012 jährt sich der hundertste Geburtstag von Jackson Pollock. Hierauf wird zweifellos unterschiedlich Bezug genommen werden - über Rückblicke in der Fach- und Tagespresse sowie anhand von Ausstellungen in den USA und andernorts.

Es scheint, dass eine der originellsten und grundlegendsten Ehrungen für den Pionier des sog. Action Painting, Tachismus oder amerikanischen abstrakten Expressionismus in der Stadthalle des Belfrieds von Brügge zu sehen sein wird. Dort werden nämlich mehrere Dutzend meist monumentale Gemälde hängen, die auf den ersten Blick echte Pollocks zu sein scheinen. Bei näherer Betrachtung zeigt sich jedoch, dass sie von Denis De Gloire signiert wurden, der seit nahezu zehn Jahren in seinem Atelier in Waregem eine maßlose Verehrung für den amerikanischen Vertreter der Tropftechnik zeigt. Es geht ihm jedoch nicht darum, falsche Pollocks auf den Markt zu bringen.

Dafür ist seine Bewunderung zu groß. Er ist einfach in die Welt von Pollock – aber auch ein bisschen in die von unter anderem Franz Kline, Engelbert van Anderlecht, Robert Motherwell, Louis Morris & Robert Indiana eingetreten, in deren Sicht auf Rhythmus und Gestualität, Farbgestaltung und Handhabung der farblichen Verwandtschaften und Kontraste. Zumeist gibt, wie auch bei Pollock, die Unterlage den Ton an. Die anfänglich auf die Leinwand gemalte Farbe lockt als Anstoß in einer Art begnadigter Extase eine Menge verwandter Farbtöne an, die danach in einem bizarren Netz schwarzer Linien gefangen werden. Denis De Gloire ist ein Meister dieses Faches, auch wenn er behauptet, dass „er kein Künstler sei und lediglich Gemälde erstelle“. Eine enorme Untertreibung, die uns jedoch begreifen lässt, wie der Mann dazu kommt, auf riesigen Leinwänden den Geist und die Dynamik von hauptsächlich Pollock zu beschwören und zu wiederholen, ohne sklavisch zu imitieren.

Die Ausstellung in der Stadthalle des Brügger Belfrieds verspricht außergewöhnlich und möglicherweise gar sensationell zu werden.