Auguste Rodin
Auguste Rodin
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Ausstellung01.10.2010 - 09.01.2011
FORMALE ANREGUNGEN DURCH RODIN Wie in ganz Europa bezogen auch in Österreich zahlreiche Künstler Inspiration aus Rodins plastischer Behandlung der Oberflächen oder griffen Motivisches auf, um es zu eigenen Schöpfungen weiterzuentwickeln. Der zurückgelehnte, wie dargebotene junge Leib der Brunnenfigur Sitzende von Adolf Pohl nimmt ganz offensichtlich auf die Frauenfigur aus Rodins Das ewige Idol (L’Éternelle Idole), von 1889 Bezug, vereinzelt sie jedoch als ideale Figur und steigert ihre Makellosigkeit, indem er sie durch die Regelmäßigkeit ihres Körpers noch zusätzlich abstrahiert und die Glätte der perfekt polierten Oberfläche hervorhebt. Besonders viele Anregungen empfing Gustinus Ambrosi, auch wenn er aufgrund seines Alters keine der in Wien gezeigten Rodin-Ausstellungen besuchen hatte können. Schon ein ersteBlick auf Ambrosis Werke mit gewundenen, muskulösen biblischen Gestalten, zart modellierten Frauenfiguren, die grob behauenen Marmorblöcken entwachsen, und auf die heftig modellierte Oberfläche seiner Bronzebüsten zeigt die formale Nähe zu Rodin. In der Auseinandersetzung mit Michelangelo und Rodin behandelte er große, schicksalhafte Themen, darunter Kain, IkarusPromenthidenlos und die Erschaffung Adams. Der Mensch und sein Schicksal von 1920 zeugt von seiner Auseinandersetzung mit Rodins Hand Gottes (La Main de Dieu), 1896 oder dem immewieder als negatives Gegenstück dazu bezeichneten Werk Die Hand des Teufels (La Main dDiable), um 1902. In den Porträtbüsten griff er gerne auf Rodins Modelliermethode und die damiverbundene bewegte Oberflächengestaltung zurück, wie etwa in dem Porträt Otto Wagners. Ein solcher Naturalismus wäre einige Jahre zuvor noch unmöglich gewesen und steht unmittelbar miRodin, etwa der Büste des Malers Aimé-Jules Dalou, in Zusammenhang. Die Porträts von Wagneund Dalou sind einander sowohl in der einprägsamen Erfassung der spezifischen menschlichen Anatomie als auch in der Verwendung desselben antiken, nobilisierenden Darstellungstypus minacktem Oberkörper nahe.
RODIN UND DIE FOTOGRAFIE „Der Künstler liebt die Wahrheit, und die Fotografie ist trügerisch.“ Mit diesen Worten fasste Rodin all das zusammen, was er dem starren Bild vorwarf: dass es nicht in der Lage sei, Bewegung wiederzugeben, dass es einem eine einzige Ansicht aufzwinge, während er sich bemühe, die Volumina der Körper, die er modelliere, darzustellen. Trotz diese Vorbehalts öffnete Rodin der Fotografie schon bald die Tür zu seinem Atelier. Ab Beginn der 1880er Jahre fotografierten Charles Bodmer, Victor Pannelier, E. Freuler und einige Jahre später Eugène Druet und Jacques-Ernest Bulloz das wachsende OEuvre.
Die Kunstkritiker, die seit den 1860er Jahren zusammen mit den Händlern die neuen Mittler zwischen den immer zahlreicheren Künstlern und dem immer breiteren Publikum waren, begannen, sich für Rodin zu interessieren, und hatten den Wunsch, ihre Äußerungen zu bebildern. Auch die Gremien, Vereinigungen oder Privatleute, die bei ihm ein Denkmal oder eine Büste in Auftrag gaben, verlangten mitunter Fotografien, um die Arbeit an dem Werk verfolgen und kommentieren zu können. Rodin selbst verwendete die Fotografien als Verkaufskatalog und vermerkte mitunter auf der Rückseite den Preis des dargestellten Werkes. Aber es war der Erfolg seiner Ausstellung in Genf 1896, der ihm die Augen für völlig neue Perspektiven öffnete: Zum ersten Mal hatte Rodin zusammen mit seinen Skulpturen auch Fotografien gezeigt. Und er hatte realisiert, dass die Fotografie nicht nur auf den Seiten von Zeitschriften eine wichtige Rolle spielen kann, sondern auch auf den Wandleisten in den Ausstellungssälen: Sie ersetzte die Werke, die er nicht ausleihen konnte, und vor allem zeigte sie seine Skulpturen genau so, wie er es wünschte. Rodin wurde in der Folge der erste Künstler, der die Fotografie strategisch für die Propagierung des eigenen Werks einsetzte.
BIOGRAFIE
RODIN UND WIEN
François-Auguste-René Rodin (1840 Paris - 1917 Meudon)
1873
Rodin beschickt die Weltausstellung in Wien mit einigen Terrakotten.
1882
Rodins Das Eherne Zeitalter und Johannes der Täufer, predigend sind
in der Künstlerhausausstellung in Wien zu sehen.
1898
Rodin nimmt an der ersten Ausstellung der Wiener Secession teil und
zeigt unter anderem Fragmente des Denkmals für Victor Hugo.
1899
Rodin beteiligt sich an der IV. Secessionsausstellung in Wien mit
der vergrößerten Gipsfassung von Henri Rochefort. Diese Büste wird von den Secessionisten
gekauft und dem österreichischen Staat für die geplante Moderne Galerie (das heutige
Belvedere) geschenkt.
1900
Rodin ist auf der VII. Secessionsausstellung mit dem Gipsmodell der Porträtbüste von Alexandre
Falguière vertreten.
1901
Rodin nimmt im Jänner an der IX. Ausstellung der Wiener Secession mit einer reprasentativen
Auswahl seiner Werke teil: Die Bürger von Calais, Balzac, monumentaler Kopf, Der Held und sein
Genius, Das Eherne Zeitalter, Eva, Joseph, Der Schreitende, Weiblicher Faun und die Natur, Die
Erde und der Mond, Weinendes Mädchen, Die Alte, Verteidigung, Walküre, Kniende Nymphe.
Weitere Hauptwerke der Ausstellung sind Giovanni Segantinis Die bösen Mütter und Max
Klingers Kauernde.
1902
Rodin reist zu einer großen von der Kunstvereinigung Manes organisierten Ausstellung nach
Prag. Im Anschluss macht er einen Abstecher nach Wien und wird unter anderen von Berta
Zuckerkandl-Szeps und Gustav Klimt empfangen. Er besucht die Beethoven-Ausstellung in der
Wiener Secession.
1903
Rodin zeigt auf der XVI. Secessionsausstellung, die dem Impressionismus gewidmet ist, die marmorne Hand Gottes (La Main de Dieu) und die marmorne Portratbuste von Alexandre
Falguière.
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01.10.2010 - 09.01.2011