Alfons Mucha
Alfons Mucha
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Ausstellung12.02.2009 - 01.06.2009
Die Dekoration des Pavillons für Bosnien und Herzegowina wird zu einem der großen Erfolge der Pariser Weltausstellung 1900. Von der Regierung in Wien bei Mucha in Auftrag gegeben, wird sie jedoch unter Kontrolle der Verwaltung in Sarajevo ausgeführt. Sie bezieht sich auf die Vergangenheit der beiden osmanischen Provinzen, welche der österreichisch-ungarischen Verwaltung unterstellt waren. Die Dekoration sollte das friedliche Nebeneinander der Religionen und Brauchtümer dieser Provinzen darstellen. Der Bogen der Darstellung reicht von der Urzeit über die Romanisierung bis zur Herrschaft der Bogomilen.
In idyllischen Farben gehalten, ist die Konturlinie, die schon in Muchas Plakaten eine wichtige Rolle spielt, der Ausdrucksträger. Mucha umreißt die Silhouetten seiner Figuren und verleiht ihnen mittels Schraffuren Gestalt und Relief. Der Einsatz transparenter, leuchtender Farben verleiht der monumentalen Komposition eine gewisse Leichtigkeit und trägt so dazu bei, dass das Erzählerische leichter vermittelt werden kann. Bei den zeitgleich entstandenen historischen Illustrationen für Anatole Frances Clio setzt Mucha dieselben stilistischen Merkmale - die Betonung der Kontur und die helle Farbgebung - im Kleinformat ein.
Die Darstellungen bosnischer Legenden im oberen Bildfeld erinnern an die Pastelle und symbolistischen Kohlezeichnungen Muchas, die aber in einer deutlich dunkleren Farbskala gehalten sind.
DER PRIMATORENSAAL IM REPRÄSENTATIONSHAUS DER STADT PRAG (ObECNí dùM)
Unter der großen, zu Ehren Prags mit einem Mosaik verzierten Kuppel gelegen, sollte der Primatorensaal den „panslawischen" Charakter des 1912 fertiggestellten Prager Repräsentationshauses verkörpern. Den Saal säumen Muchas zarte weibliche Allegorien, welche die Musen der slawischen Tugenden verkörpern. Kontrastierend dazu repräsentieren große Männer der tschechischen Nation die slawischen Tugenden. Die drei Wandtafeln bestechen durch ihr subtiles Farbenspiel, das zwischen hell und dunkel changiert. Muskulöse Männer oder Epheben stehen für den patriotischen Geist. Sie heben sich durch ihre orangerötliche Hautfarbe vom blauvioletten Hintergrund ab, welcher die düstere Heimat symbolisieren soll. Diese Mittlerfiguren erinnern an die Athleten des „Sokol", die bei Paraden der Turnriegen den slawischen Geist zu erneuern versuchen. Den großen Sokolkongress von 1912, bei dem fast 18.000 Turner in Prag zusammenkommen, feiert Mucha in einem begeisternden Plakat, auf dem die Stadt Prag vom Geist Sokol und seinem Falken geschützt wird. Der Primatorensaal wird von einer flachen Kuppel bekrönt, auf der die Apotheose der Slawen unter den schützenden Schwingen des Falken dargestellt ist.
AUSZUG AUS Alfons Muchas VORWORT ZUR AUSSTELLUNG EINES „slawischen epos" in PRAG 1928
Bereits im Jahre 1900, in Paris, habe ich mir vorgenommen, die zweite Hälfte meines Lebens jener Arbeit zu widmen, die bei uns das Gefühl des nationalen Bewusstseins aufbauen und stärken würde. Ich bin überzeugt, dass die Entwicklung jedes Volkes nur dann mit Erfolg weitergehen kann, wenn sie organisch und ununterbrochen aus den eigenen Wurzeln wächst, und dass zum Erhalten dieser Kontinuität die Kenntnis der historischen Vergangenheit unerlässlich ist.
In der Literatur haben wir wunderschöne Werke, die dem Geist der Nation - des Volkes - den manchmal ruhmvollen, manchmal traurigen Lauf unserer Geschichte vor Augen stellen. Auch in der Musik erwecken die sich auf unsere Geschichte beziehenden Symphonien und Zyklen im Weg der Kunst die Liebe zum Vaterlande.
Ich wollte auf meine Art die Seele des Volkes ansprechen, sein metaphysisches Auge, welches die Eindrücke am schnellsten ins Bewusstsein überträgt.
Das Bild wirkt, sagen wir, aggressiv, ohne Rücksichten dringt es durch das offene Fenster in die Seele ein. Es bleibt dem Betrachter überlassen, nach eigenem Willen darüber zu verfügen. Er kann das Bild übergehen, ohne es in das Bewusstsein einzulassen, oder er wird vom Äußeren des Werkes verführt, vor ihm stehen zu bleiben und vielleicht auch nach seiner Bedeutung und seinem Inhalt zu suchen, und schließlich findet er vielleicht in dem Bild jenen kleinen Kern, sei es die Schönheit, sei es die Wahrheit, um dessentwillen es entstanden ist.
Der Zweck meines Werkes bestand nie im Niederreißen, sondern immer nur im Aufbauen, im Brückenschlagen, denn uns alle muss die Hoffnung nähren, dass die gesamte Menschheit sich näher kommt, und zwar umso leichter, wenn sie sich gegenseitig kennenlernt.
Ich werde glücklich sein, wenn es mir gelingt, mit bescheidenen Kräften zu dieser Erkenntnis beitragen zu dürfen - zumindest und derweil bei uns, in unserer slawischen Familie.
BIOGRAfiE
1860 Alfons Mucha wird am 24. Juli als Sohn des Gerichtsdieners Ondøej Mucha und Amalia Malá in Ivanèice (Eibenschitz) in Südmähren geboren.
1871 Besuch des Gymnasiums in Brünn, Aufnahme in den Chor des Petrov (Dom St. Peter).
1877 Ablehnung der Bewerbung an der Akademie der bildenden Künste in Prag mit dem Vermerk: „Suchen Sie sich einen anderen Beruf, in dem Sie nützlicher sein werden."
1879-1881 Tätigkeit als Hilfskraft in den Theaterwerkstätten der Firma Kautsky-Brioschi- Burghardt in Wien. Nach dem Brand des Wiener Ringtheaters werden zahlreiche Angestellte entlassen - darunter auch Mucha.
1882 Aufenthalt in Nikolsburg, Tätigkeit als Porträtmaler. Graf Eduard Khuen-Belassi und sein Bruder Egon werden zu Muchas Förderern.
1885-1888 Mucha wird an der Akademie der Bildenden Künste in München angenommen und setzt seine Ausbildung an der Académie Julian in Paris fort.
1889 Wechsel an die Académie Colarossi. Ende des Jahres entzieht ihm sein Mäzen die finanzielle Unterstützung. Annahme von illustratorischen Aufträgen.
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