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Parov Stelar: Second Date | HAAS & GSCHWANDTNER

Die Ausstellung „Second Date“ in der Galerie Haas und Gschwandtner zeigt einen Querschnitt der Bildnerischen Werke von Parov Stelar. Die Betrachter:innen sehen sich mit Bildern konfrontiert, die als Seelen- bilder beschrieben werden können, oder wie Alfred Weidinger es formuliert: „show your wounds, share your wounds, heal your wounds“1.

Der Künstler selbst vergleicht seine Werke mit einem Tagebuch, das einen aktuellen Einblick in seine Erfahrungen geben soll. Die Bilder changieren zwischen Dunkelheit und expressionistischen poppigen Darstel- lungen. Die realistisch gemalten Personen wirken raum- und zeitlos, der Kontext ist für den Betrachter/die Betrachterin nicht klar bestimmbar. Eine Vielzahl der Figuren sind ausschnitthaft zu sehen, nie als Ganzes greifbar. Der realistische Malstil wird durch einen gestischen Malprozess konterkariert, teilweise explodieren Farbspritzer, als ob man direkt im Atelier neben dem Künstler stehen würde. Die Figuren sind dem Betrachter/der Betrachterin teilweise fremd, erinnern an jemanden oder stellen den Künstler selbst dar, sind demnach kunst- historisch betrachtete Selbstporträts.

Die Texte-Ebene ist genauso wandelbar und experimentell wie der Bildkosmos von Parov Stelar. Von Wortwitzen wie bei „Funkenflug“ die ein eher düster gehaltenes Bild in Heiterkeit verwandeln können, bis hin zu Bezügen und Querverweisen zu anderen Werken wie „Candy Girl“ oder dem völlig knappen O.T. („Ohne Titel“). Die bildnerischen Arbeiten von Parov Stelar entstehen in Parallelität mit seinen Musik- stücken. Dies ist an einigen Arbeiten in der Ausstellung besonders gut ersichtlich: Tour- Plakate, als auch Videostills von der Single „Candy Girl“ aus dem Jahr 2022 zeigen die Gesamtkonzeption und Herangehensweise von Parov Stelar. Für das Musikvideo zu „Candy Girl“ hat er den gesamten Videoclip illustriert, indem er ausgewähltes Foto- material koloriert hat. Pro Sekunde bedeutet dies 12 Bilder, die von Hand gestaltet wurden. Gleichzeitig konterkariert er den Hand-Made-Charakter des Bildmaterials, indem Parov Stelar 2022 eine autogenerierte Musik - und Video-NFT-Kollektion veröffentlicht.

Das Spiel von Digitalem und Analogem zieht sich durch das Schaffen des Künstlers. Als Ausgangspunkt für die Gesamtkonzeption von Parov Stelar kann das Sampeln festgehalten werden. In der Musik arbeitet er mit vorhandenem Material und erarbeitet seinen Sound digital am Computer. Auch für die Bildproduktion sampelt er Fotomaterial aus der digitalen Welt zu einer Collage, die er anschließend mit Ölfarbe auf Leinwand überträgt. Parov Stelar behält es sich vor, die Kunstwerke im Entstehungsprozess nochmals zu verändern. Spätestens mit dem Einzug der Pop Art gelten Zitate und Aneignung bestehender und bekannter Bildwelten als festes Reper- toire künstlerischer Ausdrucksweisen und als postmoderne Geste.2 Künstler:innen beziehen sich nicht mehr nur auf Vorbilder der Kunstgeschichte, sondern auch auf alle Arten von bekannten und verfügbaren Bildern, sei es aus Alltags- und Populärkultur, Werbung oder Massenmedien. Beispielsweise reproduzierte Andy Warhol in seiner „Factory“ großformatige Siebdrucke von Film- und Presseabbildungen von Stars wie Marilyn Monroe oder Elvis Presley. Das künstlerische Konzept, ein V orbild – oder Teile davon – zu übernehmen und neu zu variieren, um neue Interpretationen und Kunstwerke zu schaffen – wird im bildneri- schen Kontext durch den Begriff Sampling umschrieben und vereint.

Parov Stelar (geboren 1974 unter dem Namen Marcus Füreder) ist einer der erfolg- reichsten Musikproduzenten der Welt und gilt als Pionier des Elektroswings. Er be- suchte die Kunstuniversität Linz und die Kunsthochschule Berlin. Ein Querschnitt seines bildnerischen Schaffens wird bis zum 20. Dezember 2024 in der Galerie Haas & Gschwandtner gezeigt.

Text von
Dr.in Sandra Kratochwill, Kuratorin OÖLGK








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