LEOPOLD MUSEUM
Neu im Leopold Museum: Fokusausstellung Deutscher Expressionismus
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Ausstellung19.06.2024 - 02.09.2024
Die Wiener Künstler*innenvereinigungen, allen voran die Secession und der Hagenbund, betrieben eine aktive, netzwerkorientierte Einladungspolitik, befassten sich intensiv mit dem Schaffen der europäischen Kunstszene und zeigten Präsentationen wegweisender Künstler*innen. So waren etwa im Künstlerhaus Franz von Stuck (1899) und in der Secession Auguste Rodin (1901), Max Klinger (1899, 1902) oder Ferdinand Hodler (1904) zu Gast. Nicht zuletzt deshalb ist es ein Anliegen des Leopold Museum, die österreichische Kunst des späten 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in einem internationalen Kontext zu zeigen. Ausgewählte Werke von Stuck, Rodin, Klinger, Hodler u.a. – aus dem Sammlungsbestand und Dauerleihgaben – sind permanent im Leopold Museum zu sehen. Die Werke im Detail
Ein Schlüsselwerk der Präsentation ist das Gemälde Akte im Atelier von Ernst Ludwig Kirchner aus dem Jahr 1912. Es zählt zu den herausragenden Werken der Sammlung des Leopold Museum. In seinem Berliner Atelier setzte der Künstler die spärlich bekleideten oder nackten weiblichen Modelle in verschiedenen Körperhaltungen in Szene. Mit kräftigen Farbkontrasten stellt er die Figuren kantig und eckig dar, zersplittert das Gesehene. Ebenfalls in der Kabinettausstellung zu sehen ist die im selben Jahr entstandene Darstellung der Fehmarnküste. Der Maler verbrachte mehrere Sommer auf diesem der Ostseeküste vorgelagerten Eiland, der nach Rügen und Usedom drittgrößten deutschen Insel. Die Aufenthalte regten ihn zu großer Produktivität an. Das Bild Sitzender weiblicher Akt schuf Erich Heckel um 1910, wohl in Zusammenhang mit einem seiner Sommeraufenthalte an den Moritzburger Teichen in der Nähe von Dresden. Die Komposition wird vom kräftigen Gelb des rot konturierten Körpers dominiert, dem das Grün der Wiese und das helle unter der Dargestellten ausgebreitete Tuch gegenüberstehen. Max Pechsteins Junge Dame mit Federhut (1910) entstand im Berliner Atelier des Künstlers. Die orangeroten Farbtöne des Interieurs ziehen den Blick auf sich und treten in optischen Wettstreit mit der beeindruckenden Kopfbedeckung der Abgebildeten.
Um 1912 entstand der in der Schau präsentierte rötliche Kirchturm von Marianne Werefkin, der gleichsam im Wettstreit mit den drei schneebedeckten alpinen Bergspitzen in die Höhe ragt. Alles gerät hier aus dem Lot. Ähnlich komponierte Lovis Corinth seine Walchenseelandschaft, ein Spätwerk des Malers, entstanden 1923 in seinem Refugium im bayrischen Kochel am See. In Werken wie diesem vollzog sich die Hinwendung des Künstlers vom Impressionismus zum Expressionismus. Das schief angelegte Bildgefüge versetzt die Komposition durch die diagonal aufgetragenen Pinselstriche in Schwingung. Das Hotel Fischer am See, die Wasseroberfläche, die Berge – alles vibriert und schwankt. Auch Corinths Bildnis Alfred Kuhn (1923) orientiert sich an der Bilddiagonale. Das mit hastig-expressivem Pinselstrich gemalte Porträt des Kunsthistorikers besticht durch seine Unmittelbarkeit, erreicht durch die Nuancierung der Erdfarben und die Hell-Dunkel-Kontraste. Alexej von Jawlensky ist mit zwei Frauenbildnissen in der Fokusausstellung vertreten. Die Physiognomie des Mädchens mit grüner Stola (1909/10) ist maskenhaft reduziert. Das dunkelblaue Kleid und das hellgrüne Tuch bilden einen deutlichen Kontrast. Jawlensky beschäftigte sich längere Zeit mit Bildnissen von Frauen aus verschiedenen Kulturkreisen. Der Große Frauenkopf (Manola) von 1913 zeigt eine spanisch anmutende Frau mit Schleiertuch und Blumen im Haar. Der Blick aus dunklen, mandelförmigen Augen zieht die Betrachter*innen in seinen Bann. Ein weiteres Highlight ist die idyllische Impression Kallmünz von Wassily Kandinsky. Diese entstand im Frühjahr 1903 unweit des kleinen bayrischen Ortes bei Regensburg im Rahmen eines Studienaufenthaltes mit seiner Phalanx-Malklasse. Im Sommer desselben Jahres war bereits Gabriele Münter, die spätere Lebensgefährtin des Künstlers, unter seinen Schüler*innen. Münters 1909 entstandenes Bildnis Junge Dame mit großem Hut (Polin) ist ein weiterer Höhepunkt der Präsentation. Im selben Jahr entdeckten sie und Kandinsky ein Haus im malerischen bayrischen Murnau, welches Münter schließlich erwarb. Es sollte für viele Jahre zu ihrem Lebensmittelpunkt werden. Das Damenbildnis weist die großen Stärken von Münters Malerei auf – klare Konturen, die Betonung der Fläche und leuchtende Farben in ausgewogenem Zusammenspiel. August Macke besuchte 1907 in Berlin einen Malkurs beim deutschen Impressionisten Lovis Corinth. Beflügelt von einem Parisaufenthalt auf den Spuren des französischen Impressionismus hielt er im Sommer seine Cousine im Porträt Mathilde Macke fest. Die summarische Flächenbehandlung und die klaren Konturen kündigen jedoch bereits die Überwindung der Lichtmalerei an. Später beteiligte er sich an den Ausstellungen des Blauen Reiters.
Paula Modersohn-Becker hatte sich 1898 der Künstlerkolonie Worpswede angeschlossen. In diesem kleinen Ort bei Bremen schuf sie zahlreiche Kinderdarstellungen, u.a. 1901 das Brustbild Elsbeth mit Blume in den Händen vor Landschaft – es zeigt ihr Stiefkind, die Tochter ihres Mannes, des Malers Otto Modersohn – und Drei Sitzende Mädchen mit Strohhüten und Blumenkränzen. Im Jahr 1903 entstand Sitzendes Mädchen mit Schafen am Weiher. Das Porträt eines italienischen Mädchens schuf Modersohn-Becker 1906, während ihres letzten Aufenthaltes in Paris. In diesem Jahr besuchte sie Maurice Denis, einen Hauptvertreter der Künstlergruppe Nabis. Die Künstlerin war wie dieser auf der Suche nach Vereinfachung und Klarheit in der Kunst.
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19.06.2024 - 02.09.2024
Täglich außer Dienstag: 10–18 Uhr*
Donnerstag: 10–21 Uhr*
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