Thorsch Schenkung in den Technischen Sammlungen Dresden
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Ausstellung20.06.2024 - 11.08.2024
Nach rund 85 Jahren kehren wertvolle Dokumente, Fotografien, persönliche Erinnerungsstücke, originale Filme und eine von Fritz Maskos 1934 geschaffene Bronzebüste nach Dresden zurück. Sie hatten zu den Habseligkeiten gehört, die der aus einer jüdischen Familie stammende Unternehmer Benno B. Thorsch (1898 – 2003) mitnehmen konnte, als er zusammen mit seinen beiden Kindern Bernward und Irmgard Deutschland für immer verließ. Thorsch war 1938 gezwungen, seine florierende Firma Kamera-Werkstätten Guthe & Thorsch Dresden aufzugeben.
Der gelernte Kaufmann Benno B. Thorsch gründete die Kamera-Werkstätten Guthe & Thorsch Dresden im Jahre 1919. Durch eine kluge Modellpolitik und Orientierung auf den Export in einem durch Überproduktion gekennzeichneten Umfeld konnte er gegen den Trend Erfolge erzielen. Es gelang ihm schnell, sich in die Fototechnik einzuarbeiten und ab 1930 eigene fotografische Modelle patentieren zu lassen. Bevor er seine Tätigkeit als Unternehmer und Kameraexperte in Dresden einstellen musste, gelang es ihm noch, wegweisende neue Produkte auf den Markt zu bringen. Durch die Emigration verlor er aber auch den Zugriff auf noch in Entwicklung befindliche Produktmuster und konnte danach sein geistiges Eigentum an ihnen nicht mehr aktiv wahrnehmen. Seine Bedeutung bei der Entwicklung des über Jahrzehnte dominierenden Produkts der Dresdner Kameraindustrie, der Spiegelreflexkamera, war schließlich nur noch wenigen Experten bekannt, sein Name praktisch ausgelöscht.
Benno B. Thorsch blieb auch in den USA der Fotobranche treu, allerdings – mangels eigener Produktionsmöglichkeiten – im Bereich des Handels. Nach einer Zwischenstation in Detroit gründete er 1944 zusammen mit seinem Sohn Bernward Thorsch (1920 – 2015 in Los Angeles) das Spezialgeschäft Studio City Camera Exchange in Los Angeles, das schließlich legendären Status erlangte.
Die Ausstellung „Dresden – Los Angeles“ berichtet über diesen einzigartigen Fall in der Geschichte der Dresdner Fotoindustrie. Sie erzählt vom Schicksal der Unternehmerfamilie Thorsch zwischen Deutschland und den USA, von Vertreibung, Emigration und Neuanfang – und auch von einer symbolischen Wiederkehr nach Dresden.
„Benno Thorsch gehört zu den Persönlichkeiten, die einen Platz im kollektiven Gedächtnis Dresdens einnehmen sollten, wenn es um die Dresdner Fotografie- und Kamerageschichte im 20. Jahrhundert geht. Mit der Übergabe der Schenkung können wir nicht nur mehr über die Kameraindustrie unserer Stadt erfahren. Wir erhalten auch einen weiteren Einblick in die Vielfalt der Exilgeschichte, bedingt durch die NS-Diktatur. Ich bedanke mich herzlich bei Familie Thorsch für die großzügige und zugleich großartige Schenkung. Sie stellt einen Fundus mit einer einzigartigen Geschichte für die Technischen Sammlungen und für die Stadt Dresden dar“, so Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch.
Die Schenkung der heute in Santa Barbara lebenden Familie Thorsch umfasst neben den aus Dresden stammenden Objekten auch zahlreiche Zeugnisse des Wiederbeginns und des Erfolgs in der Neuen Welt.
Bernward Thorsch (1920 – 2015), Sohn und Geschäftspartner von Benno B. Thorsch, schloss erst 2006 nach insgesamt 62 Jahren das Familienunternehmen Studio City Camera Exchange in Los Angeles. Ihm, der die Fotografie ins Zentrum seines Lebens stellte und die Erinnerungen an seine Geburtsstadt Dresden immer wachhielt, ist die Schenkung maßgeblich zu verdanken. Erst nach mehr als 7 Jahrzehnten, im Jahr 2010, besuchte Bernward Thorsch seine ehemalige Heimatstadt wieder und konnte auch die Eröffnung einer ersten Ausstellung in den Technischen Sammlungen Dresden 2011 persönlich erleben.
Der Kurator Dr. Andreas Krase berichtet über die lange Vorgeschichte der Schenkung: „Wir wussten von der Existenz und Bedeutung der Kamera-Werkstätten Guthe & Thorsch gerade auch für die Geschichte der Dresdner Fotoindustrie nach 1945. Doch fehlten entscheidende Informationen, bedingt durch die Emigration des Unternehmers und seiner Familie, die erst zu einem Zeitpunkt zugänglich wurden, als niemand mehr damit rechnete. Es ist ein ungeheurer Glücksumstand, dass uns Bernward Thorsch als Zeitzeuge dabei helfen konnte. Wir durften ihn als liebevollen und bescheidenen Menschen kennenlernen, der seine positive Energie und seinen inneren Kompaß immer beibehalten hat. Nach der Vertreibung aus Dresden in jungen Jahren hatte er sich einen Platz auf der „Sonnenseite des Lebens“ erobert, in Kalifornien, als Geschäftsmann und Familienvater, als Kamerasammler, Feinmechaniker, Fotograf – und als Segelflieger. Das Fotogeschäft in Los Angeles war eine ganz persönliche Angelegenheit, Ausdruck einer mit Beständigkeit erfüllten Leidenschaft für das Fotografische. Ebenso wie sein Vater hat er jahrzehntelang über die Vergangenheit in Dresden und den Bruch in seiner Biografie geschwiegen.“
Die Ausstellung präsentiert die ungemein vielfältigen und visuell faszinierenden Zeugnisse zur Firmen- und Familiengeschichte in einer raumfüllenden Installation im Emanuel-Goldberg-Saal der Technischen Sammlungen bis zum 11. August 2024.
Unter den zahlreichen wertvollen Exponaten finden sich mehr als 2 Stunden originales Filmmaterial aus dem Dresden der 1930er Jahre, das von dem auch als Filmemacher tätigen Unternehmer Thorsch jahrzehntelang verschlossen bewahrt wurde. Dieses wird in einem begleitenden Filmabend am 21. Juni um 19 Uhr im Museumskino mit live Vertonung des Pianisten Matthias Hirth gezeigt.
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20.06.2024 - 11.08.2024
MI bis FR 10.00 bis 17.00 Uhr
SA/SO 12.00 bis 17.00 Uhr