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Isabell Rauchenbichler // Martin Steininger “Die Augen bleichen dann immer gleich aus…”

Mit Isabell Rauchenbichler und Martin Steininger verbindet die Ausstellung im Museumspavillon zwei aus Salzburg stammende Positionen, in deren Arbeiten die spürbare Anwesenheit von Menschen in künstlich geschaffenen Räumen spürbar wird, Wahrnehmung als ein Blicken durch die eigene Geschichte. Wenn Bilder aus der Erinnerung auftauchen, erscheinen sie oft in unbestimmter, schemenhafter, unscharfer Gestalt oder fragmentarischen Details. Bei beiden spielt das Übereinanderlagern von Schichten, die teilweise wieder abgetragen werden, erodieren, lange wachsen eine zentrale Rolle. Fragen zu Themen der Vergangenheit wie auch der Gegenwart werden hier gleichermaßen behandelt, ohne sich dabei aufzudrängen.

Isabell Rauchenbichlers Arbeiten stellen fragile Objekte die sie zu installativen Raumszenen zusammenfügt in den Mittelpunkt. Die Materialien sind mehr als ephemer: Wachs, Plastikfolien, Haar, Glas, durchscheinende Fadenvorhänge und Ähnliches erhalten durch zarte Farbverläufe eine unglaubliche Präsenz. Auch Dinge des Alltags spielen in den Szenarien eine Rolle. Es geht darum verschiedene Oberflächen gegeneinanderzustellen, wie etwa die sich durch leise Bewegungen verändernde Oberfläche von Wasser. Blickt man auf Wasser, brechen sich die Lichtstrahlen an der Oberfläche und verändern den Sehwinkel; es bilden sich Verzerrungen. Der Blick wird von den durchlässigen Materialien ständig gebrochen. Die Künstlerin stellt die Frage nach dem Innen und Außen, wo befinde ich mich? Wo entsteht die Geschichte? Im Außen oder in der halb schützenden Wachskuppel? Dabei üben die verwendeten Materialien eine große haptische Faszination aus, die zu Berührung verleitet. Jeder kleinste Eingriff hinterlässt seine Spur am Objekt, zerstört die Makellosigkeit der opaken Fläche. Die Objekte erzeugen multisensorische Raumerlebnisse, hervorgerufen von optischen Eindrücken, Wahrnehmungen, wie Ruhe und Abgeschiedenheit, von Enge und sich auflösenden Grenzen. Die BetrachterInnen werden in die Arbeiten miteinbezogen. Vorder- und Rückseite, Außen und Innen werden zur Diskussion gestellt. Die wandlungsfähigen Materialien formen geschützte Räume, die auch Speicher sein könnten, in dem Kostbares aufbewahrt wird, vergleichbar etwa mit Haut. Die Objekte vermitteln uns, dass Erinnerung wertvoll ist, und sich aus ihr Identität und Kultur bilden.

Die experimentelle Herangehensweise, das Spielen mit unterschiedlichen Materialeigenschaften und Bildträgern beinhaltet auch die Möglichkeit des Scheiterns. Es werden Fragen aufgeworfen wie: Welche fragilen Konstrukte halten uns als Gesellschaft zusammen? Und wer ist der Imker?

Martin Steiningers Bildräume scheinen über lange Zeiträume gewachsen. Ihre Farbigkeit ist zurückhaltend blass. Darunterliegende Formen, Ebenen und schließlich Szenarien sind manchmal noch zu erkennen doch oft nur zu erahnen. Ein Gefühl von Vergangenem entsteht, das bis ins Heute nachwirkt. Den Bildern haftet Einsamkeit, Stille und Ruhe an, die jedoch nicht statisch wirken. Durch markante Schattenbildung meint man sich an Bühnenräume erinnert. Langsam wandelt eine Gestalt mit ihrem Schatten durchs Bild, ohne die Quelle des Lichts preiszugeben. Nicht selten findet man sich als Betrachter fragend, ob der Zugang zu dieser auf den ersten Blick gewöhnlichen und zugleich intimen Welt gestattet ist, ob man von außen in das fremde Private spähen darf? Mauern, Zäune oder undefiniert flächige Gebilde treten zwischen den Blick des sich Nähernden und dem Geschehen hinter der besagten „Barriere“. Szenen, die von abgeschlossenen, bereits vergangenen oder noch andauernden Ereignissen berichten und den Betrachter in Kontakt mit dem eigenen Bezug zu Leere und dem Potenzial der Gestaltung bringen.

In diesen Bildern wird die Frage nach inneren und äußeren Aktionsräumen gestellt, nach Realität und Fiktion. Der komplex erzeugte Farbraum changiert zwischen Erscheinen und Abtauchen und scheint aufkommende Emotionen zu binden. Trotz kaum deutbarer bzw. schwer erkennbarer Realitätszitate werden Beziehungsmuster visualisiert, die eine Form von Zwischenmenschlichkeit ahnen lassen. Durch die Anordnung von Linien und Flächen zueinander entstehen Dialoge innerhalb des Bildes.

 

ISABELL RAUCHENBICHLER.
1976 geboren in Salzburg, lebt und arbeitet in Salzburg

2006-2014     Studium der Bildenden Kunst an der Kunstuniversität Linz, Malerei und Grafik in der Klasse von Ursula Hübner.

Martin Steininger
1987 geboren in Hallein, lebt und arbeitet in Wien & Salzburg

2002-2005 Fachschule für Kunsthandwerk Hallein, Ausbildungszweig Bildhauerei
2005 Sommerakademie Salzburg, in der Klasse Jacobo Borges & Moni K. Huber
2007-2010 Salzburger Festspiele in der Abteilung für Bildhauerei und Malerei
2011-2016  Studium an der Akademie der bildenden Künste Wien, Graphik und
druckgraphische Techniken bei Prof. Gunter Damisch

AUSSTELLUNGEN

2012 Aufbruch im Narrenturm, Wien AT
2012 International Graphic Art Event, Konya TR
2015 Hilger BROTKunsthalle-Absberggasse Voraus, Wien AT
2015 STRABAG Artlouge-Mittelmässigkeit, Wien AT
2016 Lehargasse 6-8-Peripherie, Wien AT
2017 Traklhaus Salzburg - Anton Faistauer Preis, Salzburg AT
2019 Österreichischer Grafikwettbewerb Taxispalais, Tirol AT
2020 Galerie Schloss Wiespach, Hallein AT
2020 Traklhaus Salzburg - Anton Faistauer Preis, Salzburg AT
2021 Galerie Sophia Vonier - Lebt und arbeitet in Salzburg II, Salzburg AT

AUSZEICHNUNGEN/ AWARDS

2005 Stipendium-Internationale Sommerakademie für Bildende Kunst Salzburg
2013 Fügerpreis
2015 STRABAG Artaward Anerkennungspreis






  • 10.02.2022 - 31.03.2022
    Ausstellung »
    Stadtgalerie Rathaus - Salzburg »

    Eröffnung: 9.2.2022, 18 Uhr
    Dauer: 10.2. – 31.3. 2022
    Ort: Stadtgalerie Museumspavillon
    Adresse: Mirabellgarten
    Öffnungszeiten:  Mo–Fr 14–18 Uhr
    Sa&So 11-15 Uhr
    An Feiertagen geschlossen.



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