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Andreas Züst. Eis

Andreas Züsts (1947–2000) Interesse an der Welt war umfassend, von den Naturwissenschaften zur Kunstszene, von kleinen, molekularen Strukturen zum Menschsein in seiner ganzen Fülle. Sein künstlerisches Schaffen beginnt Anfang der 1970er-Jahre und endet mit seinem frühen Tod im Jahr 2000. Die Kleinbildkamera ist Züsts allgegenwärtige Begleiterin. Mit ihr erfasst und ordnet er die Welt. So entstehen thematische Serien mit hunderten Aufnahmen, die der Künstler oft intuitiv in Diakarussellen ordnet, darunter auch sechs, die er mit «Eis» bzw. «Ice» beschriftet.

Zeitlebens begeistert sich Andreas Züst für Naturereignisse. Als Kind notiert er dreimal täglich die Wetterverhältnisse, als Student der Glaziologie forscht er mehrere Monate bei Thule in Grönland und nimmt dort unter anderem Eiskernbohrungen vor. Er sammelt Bücher und Objekte zu den Themen «Eis» und «Polarregion», Bildbände und Expeditionsberichte, aber auch Schnit- zereien der Inuit. Sammelwut und forschende Neugier sind Ausgangspunkt seiner künstleri- schen Arbeit. Andreas Züsts Nachlass umfasst rund 800 Aufnahmen unterschiedlichster Eis- und Schneephänomene. Sie zeigen Eis als weite Landschaft oder als Kristalle, als leuchtendes Blau oder als grellweissen, frisch verwehten Schnee. Zu sehen ist ein Eisbär, der am einsamen Strand in die Sonne blinzelt, oder eine vereiste, vom Vollmond beleuchtete Forschungsstation. Viele Fotografien zeugen von Andreas Züsts Forschungsaufenthalt in Grönland in den 1970er- Jahren.

In der Vierfachprojektion im Zentrum der Ausstellung kann das Publikum in die Farb- und For- menvielfalt von Züsts Eisuniversum eintauchen, sich von seiner Schönheit betören lassen oder sich Gedanken zur Klimaveränderung und ihren Folgen machen. Schönheit, Lebensfeindlichkeit und Vergänglichkeit wohnen diesen Eislandschaften gleichermassen inne. Eis und Schnee wer- den stetig weniger, die Skilifte im Zürcher Oberland sind nicht mehr in Betrieb, die Eisbären könnten bereits in weniger als 100 Jahren ausgestorben sein. Die kleinformatige Serie res. night (1978/1979) fokussiert auf menschliche Eingriffe und Bauten in Grönland: mit Eis bedeckte Ba- rackensiedlungen und schneeverwehte Landebahnen für amerikanische Flugzeuge, aber auch das Nachtleben in der weihnachtlich dekorierten Bar. Im Gegensatz dazu ist die 14-teilige Serie Ice-Age (Louis Agassiz) von 1989/91 farblich und formal reduziert und vom Künstler selbst ver- grössert. Unter dem Namen des schweizerisch-amerikanischen Naturforschers Louis Agassiz widmet sich diese Serie den kristallinen Mikrostrukturen in einer Variation von Grautönen. Heute werden nach Agassiz benannte Orte aufgrund seiner rassistischen Haltung umbenannt.

Dies wurde vor 30 Jahren noch nicht diskutiert, Andreas Züst nennt ihn im Titel wegen dessen Forschung zur Eiszeit. Malereien auf Holz zeigen, wie der Künstler mit Fotografien und Natur- farben experimentiert. Die Bibliothek Andreas Züst zum Thema «Naturwissenschaften», Ob- jekte und Kunstwerke aus seiner Sammlung sowie der Film Pursuit of Wonder von Peter Mettler erschliessen Züsts Kosmos und laden zum Verweilen ein. kuratiert von Eveline Suter in Kooperation mit Mara Züst, Künstlerin und Nachlassverwalterin Andreas Züst






  • 22.08.2020 - 22.11.2020
    Ausstellung »
    Kunstmuseum Luzern »

    Dienstag bis Sonntag 10-17 Uhr
    Mittwoch 10-20 Uhr
    Montag geschlossen

    Offen an allen städtischen Feiertagen,
    auch an Montagen: Ostermontag, Pfingstmontag offen

    Erwachsene CHF 15.-



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  • Andreas Züst, aus der Serie Eis, undatiert, Diapositiv, Galerie & Edition Marlene Frei, Zürich, © Nachlass Andreas Züst, Graphische Sammlung, Schweizerische Nationalbibliothek, Bern
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    Kunstmuseum Luzern