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Migration

Ramin Haerizadeh, Rokni Haerizadeh und Hesam Rahmania

Migration

(Wien, 15. Januar 2018) Galerie Krinzinger freut sich, From Sea to Dawn, ein Gemeinschaftsprojekt, der in Dubai lebenden Künstler Ramin Haerizadeh, Rokni Haerizadeh und Hesam Rahmanian, zu präsentieren.

Die Ausstellung zeigt Teile eines fortlaufenden Projektes, bestehend aus Videos, Malereien, Zeichnungen, Textkunst, Fotografien und gefundenen Objekten. Impulsgeber für dieses Projekt sind Medienberichte über Migration. Ziel ist es, den Betrachter und die Betrachterin zu ermutigen, Zeuge dieser Geschehnisse zu werden und darüber nachzudenken.

Die für die Künstler typische Arbeitsweise besteht darin, „Kreaturen“ mit eigenem Charakter zu schaffen. Diese Wesen haben definierte Persönlichkeiten, die im kreativen Prozess nach und nach Gestalt annehmen – oft in einer spontanen Auseinandersetzung mit Alltagsgegenständen. Durch das Schaffen dieser Individuen entsteht ein organisches Ökosystem von Objekten, welches wiederum durch eben jene Individuen beeinflusst wird. In From Sea to Dawn lösen viele der Performance-Requisiten Assoziationen zum Leben von MigrantInnen aus: Mylar-Folie, Kunststoffflaschen, Taschenlampen und vor allem die allgegenwärtigen orangefarbigen Schwimmwesten – Gegenstände, die hier zu Masken, Torsos, Prothesen und Klammern umgestaltet werden.

Die Animationsvideoarbeit From Sea to Dawn (2016–2017) verarbeitet Bilder aus den Nachrichten, die die Reise von MigrantInnen durch Europa zeigen. Vertraute Bilder werden durch Übermalungen verzerrt, die in den Augen der Künstler die Darstellungskonventionen des Westens, vor allem den sentimentalen, romantisierenden Pathos durchbrechen. Durch die Verwendung von Symmetrie, Flachheit, Verzerrung und Humor wird die Geschichte der Reise von MigrantInnen in einer visuellen Sprache des Ostens neu erzählt.

Viele derselben Strategien finden in Where’s Waldo (2016–2017), einer Serie von kollektiven Zeichnungen, Verwendung. Die Geschichten von MigrantInnen werden gesammelt und destilliert, in „groteske Girlanden“ gewunden, um den Körpern eine noch stärkere sensorische Wirkung zu verleihen. Das Künstlerkollektiv beschreibt diese Werke auf Papier als „ein Hochwürgen, ein Speien und ein Wiederaufnehmen, ein Wiederkäuen – wie bei einem Philosophen – oder bei einer Kuh.“

Unfaithful Poems (2013–2017) besteht aus einer Serie von Zeichnungen und Malerei, die auf Fragmente von Poesie reagieren. Dieser Text wurde von den Künstlern als „nicht getreue“ subjektive Neuverfassung einer iranischen „Wallfahrtsballade“ aus dem 20. Jahrhundert in Auftrag gegeben, um damit die Geschichte eines Migranten in der Gegenwart wiederzugeben. Das Projekt entfaltet sich inmitten einiger großer Bilder. Die Künstler beschreiben ihre auf Pigment beruhende Arbeit als „Nicht-Bilder“, die im negativen Raum des Mediums erzeugt werden, wobei die traditionelle expressive Ausrichtung auf das Ich des einzelnen Künstlers dezentriert wird – was ja auch das Ziel ihres „kreatürlichen“ kollektiven Prozesses ist.

Ramin Haerizadeh (geb. 1975, Teheran), Rokni Haerizadeh (geb. 1978, Teheran) und Hesam Rahmanian (geb. 1980, Knoxville) leben und arbeiten seit 2009 zusammen in Dubai. Sie arbeiten sowohl unabhängig von einander als auch gemeinsam, wobei sie für eine bestimmte Form von Kooperation plädieren, die nicht den individuellen Charakter der Künstler unterdrückt. Die Keimzellen ihrer Sprache bildeten sich bereits 1999 im Iran heraus. Ihre Praxis zeigt eine Neudefinition des Kollektivs, da sich ihre Gruppe stets vergrößerte und auch Freunde, Schriftsteller und Künstler aufnahm. Bezüge zur Populärkunst und zur etablierten Kunst und auch „das, was als marginalisiert, abgenutzt, falsch, durcheinander, nutzlos und als selbstverständlich gilt“ finden Eingang in ihren Arbeiten. Ihre eigenen Arbeitsweisen unterscheiden sich stilistisch, während politischer und sozialer Kommentar inhärent subversiv in der gemeinsamen Reflexion zur Geltung kommt. Die von den Künstlern konzipierten Ausstellungen geben auch Einblick in ihre tägliche Praxis, die sie als ein Ritual des gemeinsamen Lebens und Arbeitens beschreiben.

Ihre immersiven Multimedia-Installationen gründen auf ihrer Wahrnehmung des Lebens als das eines Theaters, wobei sie auch ihren Prozess sichtbar machen. Allgemein beginnen ihre Konzepte mit den „Kreaturen“, die diese drei Künstler sowohl körperlich als auch geistig werden lassen und deren Wesen in die Rollen, die gespielt werden einfließen. Durch die Betonung der Wichtigkeit der „Bestandaufnahme unserer Zeit“ wollen sie die Aufmerksamkeit auf die dringlichen Fragen unserer Gegenwart richten, während sie auch eine Reihe von Themen, wie Positionen zur Kunst und Kultur, Gender Fluidity und Machtmechanismen hinterfragen. „Die Anhäufung von Gegenständen fordert uns tatsächlich auf, das vor uns Liegende zu betrachten...“, so eine Anmerkung der Künstler, und man braucht tatsächlich Zeit, um sie zu betrachten. Die Künstler versuchen den Betrachter und Betrachterin zu ermutigen, die Realität der wechselseitigen Abhängigkeit und den Wert der Solidarität mit anderen zu erkennen. So schaffen sie ein Gefühl der Verfremdung bzw. Entfremdung von der Realität mit Hilfe von entpersönlichten Subjekten (den Kreaturen) und inhomogen geschaffenen Objekten. Damit zielen sie darauf ab, Sentimentalität zu vermeiden und emotionale Distanz entstehen zu lassen, um beim Betrachter und bei der Betrachterin Bewunderung anstelle von Empathie hervorzurufen und letztendlich eine kritische Analyse zuzulassen.






  • Das 1707 gegründete Dorotheum hat seinen Hauptsitz in der Kunst- und Kulturstadt Wien im Herzen...
  • 31.01.2018 - 10.03.2018
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    galeriekrinzinger@chello.at

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