Ausstellung MAK
THOMAS BAYRLE. Wenn etwas zu lang ist – mach es länger
Weben als Konzept setzt sich im MAK DESIGN LABOR mit Pinsel-Studien, Stempel-Arbeiten, bildhaften und skulpturalen Geflechten aus Pappkarton und analogen Photoshop-Serien fort, die auch Reproduktionsprozesse und die Verwendung verschiedener Materialien aufzeigen. Dieses „Organigramm“ künstlerischer Produktion verweist auf Gottfried Sempers (1803–1879) Theorien zur praktischen Ästhetik. Semper geht von der Stofflichkeit der Dinge aus, die erst durch ihre Verwendung und ihr Bezugssystem Gestalt annehmen. Die schwebende Formation SARS (2008) entwickelte Bayrle als modulare Struktur, die in der Ausstellung gleichzeitig als Raumfigur eine formale und narrative Ordnung vorgibt. In seinem Reliefbild $ (1980) aus Karton, wo Miniaturautos Bahnen ziehen, zeichnet Bayrle den Knoten der Autobahn als Dollarzeichen, ein ökonomisches wie politisches Symbol.
Die MAK GALERIE mit einem Programm zu Ökonomie changiert zwischen grafischem Kabinett und „Glam Room“: Papierarbeiten der 1960er und 1970er Jahre analysieren Bayrles Prinzip, Bild und Grafik wie Logos und Piktogramme als Sprache aufzufassen. Beispielsweise überzieht er in der Arbeit Börsenbericht (1972, Teil einer Serie) ein anonymes Porträt eines Arbeiters oder eines Angestellten durch minimale Verschiebungen im Muster der Daten des 8.3.1972. In Variationen der Arbeit Kartoffelzähler (1968) setzt sich Bayrle mit dem kommunistischen China zur Zeit des Diktators und Kulturrevolutionäres Mao Zedong (1893–1976) auseinander. Bayrles Muster werden ebenso auf Mode übertragen, die im Handel erworben oder bestellt werden kann. Das Ornament – oder der Algorithmus – erfindet den Konsum.
In der MAK-Bibliothek wird im Rahmen der Ausstellung eine Auswahl von Bayrles Künstlerbüchern und Publikationen präsentiert.
Nach seiner Ausbildung zum Musterzeichner und Weber studierte Thomas Bayrle (lebt und arbeitet in Frankfurt am Main) Anfang der 1960er Jahre Grafik an der Werkkunstschule in Offenbach am Main (heute Hochschule für Gestaltung), gründete mit Bernhard Jäger (* 1935) die Gulliver-Presse und arbeitete als Drucker wie Verleger von Künstlerbüchern.
Als einer der bedeutendsten KünstlerInnen der Gegenwart und viele Jahre auch als Professor an der Städelschule in Frankfurt am Main (1975–2007) inspirierte er Generationen von KünstlerInnen und ist bis heute ein Mentor der jungen Szene. Im internationalen Kontext wurde Bayrle u. a. durch seine Teilnahmen an der Biennale von Venedig (2003 und 2009) sowie an der documenta (1964, 1977 und 2012) bekannt.
Zur Ausstellung THOMAS BAYRLE. Wenn etwas zu lang ist – mach es länger erscheint die Publikation Musterzeichner, herausgegeben von Christoph Thun-Hohenstein, Nicolaus Schafhausen und Bärbel Vischer, mit Texten von Spyros Papapetros, Nicolaus Schafhausen, Christoph Thun-Hohenstein und Bärbel Vischer (Deutsch/Englisch).
Diese Ausstellung wurde in Kooperation mit Phileas – A Fund for Contemporary Art produziert.
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MAK
Öffnungszeiten
Di 10:00–22:00 Uhr, Mi–So 10:00–18:00 Uhr
Jeden Dienstag 18:00–22:00 Uhr Eintritt freiEintritt
€ 7,90 / ermäßigt € 5,50 Eintritt frei für Kinder und Jugendliche bis 19 JahreJeden Dienstag 18:00–22:00 Uhr Eintritt frei
Familienkarte € 11 (2 Erwachsene + mind. 1 Kind bis zum 14. Lebensjahr)