Eisenbahn
„Reif für die Insel“ und „Lust auf Leben!“
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Ausstellung02.07.2017 - 31.12.2017
Bocholt (lwl). Urlaub ist die kleine Flucht aus dem Alltag. Und nirgendwo kann man die arbeitsfreien Wochen schöner verbringen als auf einer Insel. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) stellt in der Ausstellung „Reif für die Insel“ ab Sonntag (2.7.) in seinem Industriemuseum Textilwerk in Bocholt die drei Ferienparadiese Sylt, Hiddensee und Mallorca vor.
Gleichzeit präsentiert das LWL-Industriemuseum in einem weiteren Saal der ehemaligen Spinnerei unter dem Titel „Lust auf Leben!“ Fotografien von Johannes Weber aus dem münsterländischen Dorf Nottuln (Kreis Coesfeld), die er zwischen 1946 und 1955 gemacht hat und die das Leben in der Nachkriegszeit dokumentieren. Beide Ausstellungen werden Sonntag um 11 Uhr in der Spinnerei des LWL-Textilwerks eröffnet und laufen dort bis 31. Dezember 2017.
Reif für die Insel
Sylt, Hiddensee und Mallorca - jede dieser Inseln verkörpert ein bestimmtes Klischee: die Insel der Schönen und Reichen in der Nordsee, die Insel der Einzelgänger und Naturliebhaber in der Ostsee, die Insel der Massen und der Stars im Mittelmeer. Die Wirklichkeit ist allerdings vielschichtiger. Mit rund 500 Exponaten – Bademoden, Plakaten, Postkarten, Souvenirs, Gemälden und Fotografien - zeigt die Ausstellung, wie sich der Tourismus an den verschiedenen Orten entwickelt und wie sich die Urlaubskleidung verändert hat. Das Spektrum der Objekte reicht vom 100 Jahre alten, mit Rüschen besetzten Badeanzug für Damen bis zur Jukebox mit Strandhits, vom Westerland-Bass eines Mitglieds der Rockband „Die Ärzte“ bis zum Original-Inventar eines kompletten Gästezimmers aus Hiddensee. Video-Interviews mit Insulanern, die ganz persönliche Geschichten erzählen, bereichern die Präsentation.
„Die Ausstellung zeigt auf erfrischende und kompakte Weise, wie die Deutschen Urlaub machten und machen: vom Kaiserreich bis heute, in West und Ost, im Inland und im Ausland. Ein tolles Thema, das Spaß macht“, erklärte LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger am Freitag (30.6.) bei der Vorstellung der Schau im LWL-Textilwerk Bocholt.
Tatsächlich steckt in der Geschichte des Tourismus mehr als Sonne, Sand und Meer. „Urlaub ist die Kehrseite der Arbeitswelt und immer auch ein Spiegel der Gesellschaft. Veränderungen machen sich immer auf beiden Seiten bemerkbar. Das zeigt unsere Ausstellung ganz deutlich“, so Dirk Zache, Direktor des LWL-Industriemuseums. Drei Leitfragen haben die Konzeption der im LWL-Industriemuseum Schiffshebewerk Henrichenburg entwickelten Schau bestimmt: Wie wurden die Inseln entdeckt? Wer fuhr und fährt aus welchen Gründen dorthin? Welche Folgen hat der Tourismus für die Zielorte? In Bocholt wurde die Frage nach den modischen Veränderungen auf den Inseln vertieft. „Wir haben die in Waltrop erstmals gezeigte Schau noch um viele Stücke aus unserer Sammlung ergänzt“, hebt Martin Schmidt, wissenschaftlicher Referent im LWL-Textilwerk, den besonderen Reiz der Präsentation hervor.
Sylt
Westerland darf sich seit 1855 „Seebad“ nennen – zu diesem Zeitpunkt stand Sylt noch unter dänischer Hoheit. Bald entstanden die ersten Hotels. Am Strand gab es ein Herren- und ein Damenbad. Ab 1902 durften sich dann im Familienbad – dem ersten in Preußen – die Geschlechter mischen. Sylt stieg zur „Königin der Nordsee“ auf, mit Modeschauen, Hunderennen und Tanzabenden. Seit 1927 verbindet der als technische Meisterleistung gefeierte Hindenburgdamm Sylt mit dem Festland.
Nach dem Krieg entwickelte sich die Insel zum Treffpunkt der Eliten aus Wirtschaft und Medien. Gunter Sachs, Axel Springer und Berthold Beitz gehörten zu den Stammgästen, was die Auswahl der Reisekleidung bei den Inselbesuchern stark beeinflusste. Auch wer noch nicht da war, kennt die Insel-Silhouette: der Autoaufkleber ist der meist verkaufte in Deutschland. Das VIP-Image ist bis heute geblieben und zeigt sich deutlich in der auf Sylt getragenen Kleidung, auch wenn der eigentliche Reiz der Insel in ihrer Strand- und Dünenlandschaft liegt.
Hiddensee
Auf Hiddensee geht es ungezwungener zu – der fahrbare Untersatz taugt auf der autofreien Insel nicht als Statussymbol. Auch die Kleidung spiegelt die Naturverbundenheit der Hiddensee-Urlauber wieder. In der Weimarer Republik war die Insel der „Balkon von Berlin“. Gerhart Hauptmann und Asta Nielsen besaßen hier Sommerhäuser; Thomas Mann, Albert Einstein, Joachim Ringelnatz und Heinrich George suchten Erholung. In der DDR galt Hiddensee als das begehrteste Reiseziel des Landes. Der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund kontrollierte die Zuteilung fast aller freien Betten auf der Insel. „Die Hiddenseer durften einige Zimmer direkt an Privatgäste vermieten. Sie vergaben jeden Winkel in Scheune, Stall und Stiege an Schwarzschläfer“, so Schmidt. Einige Gäste versuchten die DDR zu verlassen und nach Dänemark zu fliehen – für sie war Hiddensee der Start zu einer ganz besonderen Reise.
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02.07.2017 - 31.12.2017
Geöffnet:
Dienstag bis Sonntag 10-18 Uhr sowie an Feiertagen.
Letzter Einlass ist um 17.30 Uhr.Eintrittspreise: Erwachsene 3,00 €