Bilder
RE/VISION FOTOGRAFIE IM MKG SEIT 1892
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Ausstellung21.12.2016 - 23.04.2017
ReVision. Fotografie im MKG gibt erstmals einen umfassenden Überblick über den einzigartigen Bestand der Sammlung Fotografie und neue Medien im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MKG), der von der Frühzeit der Fotografie bis in die Gegenwart reicht und heute rund 75.000 Werke umfasst. Bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts öffnet sich das Haus als erstes Museum in Deutschland dem Medium der Fotografie und übernimmt damit eine Vorreiterrolle. Das MKG erwirbt Fotografien als eigenständige Werke, bildet einen Sammlungsschwerpunkt und präsentiert sie ab 1911 in Ausstellungen. Seitdem hat das Museum als einzige Sammlung in Deutschland kontinuierlich gesammelt. ReVision ist das Ergebnis einer Durchsicht der Bestände und einer Neujustierung des Blicks. Das MKG schaut noch einmal, und in manchen Fällen zum ersten Mal, auf seine fotografischen Werke, wobei die Vielfalt und Heterogenität der Sammlung herausgestellt wird und unterschiedliche Anwendungsgebiete auch jenseits der Kunstfotografie beleuchtet werden. In den Fokus rückt Kanonisiertes, Unbekanntes und Wiederentdecktes, darunter die Fotografie als historisches Dokument, als Hilfsmittel der Wissenschaften und als künstlerische Arbeit. In fünf Kapiteln nähert sich die Ausstellung der Sammlung aus verschiedenen Perspektiven und fokussiert auf einzelne Sammlungsschwerpunkte: auf identitätsstiftende Porträts, vermeintlich objektive Reproduktionen, engagierte Bildreportagen für die gedruckte Seite, auf den mit der Malerei wetteifernden Piktorialismus und auf abstrakte Arbeiten, die sich als autonome Kunstform begreifen. All diese Positionen dokumentieren ausgehend vom 19. Jahrhundert, wie die Veränderungen des Mediums darauf Einfluss nehmen, wie wir kommunizieren und gleichzeitig die Bilder, die uns täglich umgeben, bewerten und betrachten.
Porträt: Fotografie als Abbild oder Inszenierung
Die Porträts des Schauspielers Friedrich Haase und die Bildnisse von August Sander markieren die beiden Extreme unterschiedlicher Herangehensweisen der Porträtfotografie: Auf der einen Seite steht die Inszenierung, welche die Persona als wandelbar vorführt und zeigt, dass sie unterschiedliche Rollen einnehmen kann, und auf der anderen Seite steht der Glaube an das Gesicht als Ausdrucksträger einer Persönlichkeit, das bestimmte Charakterzüge wiederspiegelt. Die Mappe des Schauspielers Haase zeigt ihn als Hamlet, als französischen Musiker, als Narziss. Selbstverständlich spielt er, aber wie steht es mit dem Arbeiter aus Bayern, dem Maler, der Stenotypistin und der Jungen Obsthändlerin, die Helmar Lerski in seinen Köpfen des Alltags zeigt und benennt? Zeichnet sich etwas von ihren Berufen in ihren Gesichtern ab? Und wie verhält es sich bei August Sander, der zwölf Bauern und Bäuerinnen in der sogenannten Stammmappe aus seinen Menschen des 20. Jahrhunderts als Individuen zeigt, denen er unterschiedliche Charaktereigenschaften zuschreibt, Der Stürmer
oder Revolutionär, Die Weise oder Der Philosoph? Verschiedene Fotografen vertrauen auf den engen Ausschnitt, der Intimität zu dem Porträtieren suggeriert, andere zeigen die Personen in ihrem Umfeld als Mitglieder eines Berufsstandes, einer sozialen Schicht, einer Familie oder als Outsider außerhalb der Gesellschaft. Wer sind wir und wer wollen wir sein? Die Fotografie trägt maßgeblich zur Selbstbestimmung der einzelnen Person und der Identitätsfindung der Gesellschaft bei.
Reportage: Fotografie als gedrucktes Bild
Mit der technischen Entwicklung, die es ermöglicht Fotografien zu drucken, entstehen in den 1910er Jahren die illustrierten Zeitschriften und mit ihnen der Bildjournalismus als neues Genre der Fotografie. Die Bildreportagen wollen unterhalten und aufklären. In den 1960er Jahren sehen viele Fotografen in der politischen Reportage eine Möglichkeit, auf gesellschaftliche Missstände hinzuweisen und soziale Ungerechtigkeit anzuklagen. Damit verbunden ist die Hoffnung, die Welt zu verändern. Der Reportagefotograf arbeitet im Kollektiv, nicht er allein entscheidet über die Bildaussage, auch der Autor des Texts, der Bildchef und der Grafiker der Zeitschrift nehmen Einfluss. Trotzdem bleibt die gedruckte Zeitschriftenseite bis in die 1970er Jahre für viele Fotografen der Ort ihrer Wahl, denn nirgendwo sonst können sie ein ähnlich großes Publikum erreichen. Die fotografischen Abzüge, die dem Bildredakteur als Arbeitsmaterial dienen, haben später ihren Weg in die Museen gefunden, wo sie als Bilder nach ästhetischen Gesichtspunkten gesammelt werden. Um sie der musealen Umdeutung zu autonomen Kunstwerken wieder zu entziehen und das Augenmerk auf ihre Aufgabe als berichtendes und sichtbarmachendes Medium zu richten, werden die Reportagefotografien hier in ihrem ursprünglichen Publikationskontext ausgestellt. Mit dem Fernsehen als neuem Leitmedium der 1970er Jahre, schrumpften die Bildstrecken in den Magazinen und gleichzeitig wuchs die Skepsis gegenüber der kommerziellen Verwertung der Fotografie als massenmedialer Ware. Auch theoretisch geriet die humanistische Fotografie in eine Krise: Man warf ihr vor, dass sie, wenn auch mit gutem Vorsatz, die gezeigten Opfer ein weiteres Mal fotografisch ausbeute, und so die Hierarchie einer von weißen Männer dominierten Welt wiederspiegele.
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21.12.2016 - 23.04.2017
Öffnungszeiten: Di – So 10 – 18 Uhr, Do 10 – 21 Uhr
Eintrittspreise: 10 € / 7 €, Do ab 17 Uhr 7 €, bis 17 Jahre frei