Stoffe, Möbel
"JOSEF FRANK: Against Design" im MAK
Anlässlich der Ausstellung ist es dem MAK gelungen, fast den gesamten noch existierenden Bestand aus Josef Franks erstem Interieur - der 1910 entstandenen Wohnung Tedesko in Wien - zu erwerben. Im Vergleich zu späteren Arbeiten lässt diese frühe Einrichtung bereits Franks charakteristischen, undogmatischen Stil erkennen, der in der Zwischenkriegszeit die Wiener Wohnkultur mitprägte und auch für Franks Zeit in Schweden noch seine Gültigkeit behalten sollte.
Against Design
Für sein Wiener Einrichtungsunternehmen Haus & Garten, das er 1925 mit Oskar Wlach gründete, und später für das schwedische Möbel- und Einrichtungshaus Svenskt Tenn entwarf Frank weit über 1 000 Einzelmöbel und rund 200 Stoffmuster, von denen viele bis heute fortlaufend produziert werden. Dennoch ging es Frank nicht einfach darum, neue Formen in die Welt zu setzen, sondern ihm war vor allem das komplexe Zusammenspiel moderner und historischer Ansätze abseits von herrschenden "Designdiskursen", die immer wieder zu Doktrinen führen, wichtig. Als Theoretiker forderte Frank ein, auch Kitsch, Trivialität und Alltagskultur zuzulassen, was ihn als Vorläufer von Architekten wie Robert Venturi oder Rem Koolhaas und als pragmatischen Gegenpol zu den formalistischen Ansätzen des Internationalen Stils erscheinen lässt. In Franks Idee der "Wohlfühl-Wohnung" waren auch die Spuren des Erlebten wesentliche, willkommene Komponenten der individuellen Einrichtung.
Als Gestalter ebenso wie als Architekt vertrat Frank eine kulturkritisch orientierte, bürgerliche Zweckdienlichkeit. Im Unterschied zu dogmatisch-erzieherischen Tendenzen des Bauhauses und der Werkbünde intendierte Josef Frank nicht, eine zukünftige Welt vorzubereiten und anzukündigen. Frank prägte den Begriff des Akzidentismus und regte dazu an, die Umgebung so zu gestalten, als wäre sie durch Zufall entstanden. Als Pionier einer aufklärerischen Postmoderne trat er vehement für das Normale und Natürliche, das Sachliche und Spontane ein, das für ihn einen zwar unspektakulären, aber durchaus überzeugenden, von der Qualität des Zufalls geprägten Gestaltungsansatz darstellte.
Franks Werkgruppen - Möbel, Zeichnungen, Pläne und Textilien - werden in Against Design weitgehend im Original gezeigt und durch zeitgenössische Fotografien und Architekturmodelle ergänzt. Die Vergleiche zu anderen ArchitektInnen werden vor allem durch Reproduktionen visualisiert. Im Zusammenhang mit Franks Weiterentwicklung des Loos’schen Raumplans - "Das Haus als Weg und Platz" ist der Titel einer Schrift Franks - wird in der MAK-Ausstellungshalle eine Empore installiert, die auch den Blick von oben auf die Ausstellung erlaubt.
"JOSEF FRANK: Against Design" ist nach der 1981 gezeigten, von Johannes Spalt und Hermann Czech kuratierten und von der damaligen Hochschule für angewandte Kunst (heute Universität für angewandte Kunst Wien) veranstalteten Ausstellung "Josef Frank. 1885-1967" die zweite große Auseinandersetzung mit Josef Franks bedeutendem Werk im MAK.
Zur Ausstellung erscheint eine umfassende Publikation.
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MAK
Öffnungszeiten
Di 10:00–22:00 Uhr, Mi–So 10:00–18:00 Uhr
Jeden Dienstag 18:00–22:00 Uhr Eintritt freiEintritt
€ 7,90 / ermäßigt € 5,50 Eintritt frei für Kinder und Jugendliche bis 19 JahreJeden Dienstag 18:00–22:00 Uhr Eintritt frei
Familienkarte € 11 (2 Erwachsene + mind. 1 Kind bis zum 14. Lebensjahr)