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100 Jahre

Der ewige Kaiser. Franz Joseph I. 1830–1916

100 Jahre

Mit dem Aufstieg der Fotografie wurde Franz Joseph zu einem Medienstar. Dies zeigte sich vor allem zu seinem 50- und 60-jährigen Regierungsjubiläum 1898 und 1908 sowie bei seinem 80. Geburtstag 1910: Eine bis dahin nicht gekannte Menge an Bildern entstand und wurde durch die illustrierte Presse, aber auch durch das neue Medium der Bildpostkarten weit verbreitet. Die Ausstellung dokumentiert eindrücklich anhand wertvoller Originale, wie auf diese Weise bereits im 19. Jahrhundert das zeitlose Bild des Kaisers entstand. Zur Zeitlosigkeit beigetragen hat auch und vor allem sein Markenzeichen: der Backenbart. Ab den 1850er-Jahren trug er ihn bis zu seinem Tod stets auf die gleiche Weise.

Viribus Unitis
Huldingungsadressen und ein Prachtband zum Kaiserjubiläum 1898 Das 50-jährige Regierungsjubiläum des Kaisers am 2. Dezember 1898 nutzte der Verleger Max Herzig für eine Publikation, die alles bis dahin Geschaffene in den Schatten stellen sollte. Herzig wollte im Gegensatz zu anderen Huldigungsbüchern keine politische Biografie präsentieren, auch wenn der Titel „Viribus Unitis“ („Mit vereinten Kräften“, der Wahlspruch Franz Josephs) das vermuten lässt, sondern ein Buch schaffen, das vom Kaiser selbst erzählt: „Sein ganzes Leben, das was er thut, wie er sich gibt, wie er spricht, wie er aller Orten Sympathien erweckt, wie sein liebevolles und überaus leutseliges Wesen auf den ersten Blick für ihn einnimmt.“ Gezeigt werden sollte ein Bild von Franz Joseph als gleichsam Besten aller Menschen; weniger charmante Charakterzüge oder die Freundschaft zu Katharina Schratt, die nicht dem offiziellen Image entsprachen, wurden verschwiegen. Die fast 400 eigens angefertigten Illustrationen unterstreichen die Bedeutung des visuellen Kaiserbildes – schließlich hatte der Kaiser den Zeichnern erlaubt, in allen Schlössern, bei den Manövern und bei der Jagd „die minutiösesten Naturstudien“ von ihm anzufertigen. Ein wichtiges Argument für den Kauf des Buches waren außerdem die darin enthaltenen 3.000 Porträts, die es zu einem „Who is Who“ der Habsburgermonarchie machten. Von „Viribus Unitis“ gab es eine Normalausgabe („Salonausgabe“) um 50 Gulden. Die Luxusausgabe mit zusätzlich 35 Heliogravüren kostete 200 Gulden: Dieses Jugendstil-Werk ist einer der Ausstellungshöhepunkte.

Ergänzend zeigt „Der ewige Kaiser“ eine Auswahl der prachtvollsten Huldigungsadressen, die aus der ganzen Monarchie in die Privatbibliothek des Kaisers gelangten. Mit dieser speziellen Mediengattung, ein grafisch gestaltetes Schreiben in aufwändiger „Verpackung“, konnten die Unterzeichner dem Kaiser zu Jubiläen und anderen privaten Anlässen gratulieren, ihm bei wichtigen politischen Ereignissen ihre Untertanentreue versichern oder die finanzielle Förderung durch das Kaiserhaus würdigen. Die öffentlichkeitswirksamen Auftritte des Schenkenden und des Beschenkten auf der Bühne des Zeremoniells hielten die Zeitungen mit ihrer ausführlichen Berichterstattung fest.

„Ihr Sie innigst liebender Franz Joseph!“
Briefe an die Frauen

In der Österreichischen Nationalbibliothek befindet sich der schriftliche Teilnachlass von Katharina Schratt und somit auch ein Großteil der Schreiben, die Franz Joseph über drei Jahrzehnte an sie richtete: insgesamt mehr als 900 Briefe, einer der längsten umfasst 13 Seiten. Seine Anreden reichten vom anfangs formulierten „Meine gnädige Frau“ über „Meine liebe theuerste Freundin“ zum intimen „Meine liebe, gute Freundin“, während Schratt für gewöhnlich die Formel „Mein allergnädigster Herr und Kaiser“ verwendete. Diese Original-Briefe zeichnen ein sehr privates Bild des Kaisers und zeigen besonders nach dem Selbstmord seines Sohnes Rudolf und der Ermordung Elisabeths die Vereinsamung und die depressiven Stimmungen des Monarchen. Ebenfalls zu sehen ist in der Ausstellung ein Stück purpurner Stoff von der alten Kaiserloge des Hofburgtheaters, wo Franz Joseph einst auf Katharina Schratt aufmerksam wurde. Der Kaiser schnitt es am 12. Oktober 1888 nach der letzten Vorstellung eigenhändig aus dem Wandbezug heraus und schickte es in einem seiner Briefe an Katharina Schratt.
Franz Joseph korrespondierte auch regelmäßig mit seiner Mutter Sophie. Auch in diesen oft nüchternen, formelhaften Briefen kommt die Persönlichkeit des Monarchen zum Ausdruck, sein rationales Wesen, die tiefe Liebe zu seiner Mutter, die überschwängliche Liebe zu Elisabeth, aber auch seine religiösen und politischen Überzeugungen, die Jagdleidenschaft und die Liebe zur Natur. Erstmals öffentlich zu sehen sind jene erst 2015 entdeckten Abschiedsbriefe der Mary Vetsera aus Mayerling an ihre Mutter Helene, ihre Schwester Hanna und ihren Bruder Feri, die gemeinsam mit dem Abschiedsbrief des Kronprinzen Rudolf an seine Gattin Stephanie wichtige Quellen für die Tragödie von Mayerling darstellen.

Franz Joseph unterwegs
Die Reisen des Kaisers und des „Grafen von Hohenembs“

Kaiser Franz Joseph war ein äußerst mobiler Herrscher; zunächst noch in der Pferdekutsche unterwegs, nutzte er mit zunehmendem Ausbau des Eisenbahnnetzes immer öfter auch den bequemeren Hofzug. Allein im Jahr 1872 war Franz Joseph ganze 257 Tage „auf Achse“. Seine Reisen waren Manöver- und Inspektionsreisen, Jagd-, Erholungs- und Kulturreisen sowie Staatsbesuche – und meistens alles gemeinsam. In der Ausstellung wird die Orientreise von 1869 näher beleuchtet, die er angetreten hatte, um bei der feierlichen Eröffnung des Suezkanals dabei zu sein: Kaiser Franz Joseph verband diese Reise mit Aufenthalten in Konstantinopel, Athen und Kairo sowie mit einer Pilgerreise nach Palästina. Neben der Verfolgung von politischen und touristischen Interessen erkundete er auch ausgiebigst neue Jagdgebiete.






  • 20.11.2015 - 01.02.2016
    Ausstellung »

    Dauer 24. Juni 2015 – 10. Jänner 2016

    Öffnungszeiten Dienstag – Sonntag 10 – 18 Uhr Donnerstag 10 – 21 Uhr

    Sommeröffnungszeiten Juni, Juli, August, September
    täglich 10 – 18 Uhr
    Donnerstag 10 – 21 Uhr

    Eintritt € 4,–



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  • Plakat zur Ausstellung
    Plakat zur Ausstellung
    Österreichischen Nationalbibliothek
  • Franz Joseph I. beim Betreten des Bahnhofvor­ platzes von Cannes Originalnegativ von Maria Theresia von Braganza nach 1894
    Franz Joseph I. beim Betreten des Bahnhofvor­ platzes von Cannes Originalnegativ von Maria Theresia von Braganza nach 1894
    Österreichischen Nationalbibliothek
  • Huldigungsadresse anlässlich der Silberhochzeit des Kaiserpaares Ausführung von August Klein 1879
    Huldigungsadresse anlässlich der Silberhochzeit des Kaiserpaares Ausführung von August Klein 1879
    Österreichischen Nationalbibliothek
  • Erzherzogin Sophie mit Erzherzog Franz Joseph Lithografie von Gottlieb Bodmer nach einem Gemälde von Josef Karl Stieler um 1832
    Erzherzogin Sophie mit Erzherzog Franz Joseph Lithografie von Gottlieb Bodmer nach einem Gemälde von Josef Karl Stieler um 1832
    Österreichischen Nationalbibliothek
  • Figurale Szene für den Lehrer Hippolyte Doré Aquarellierte Bleistiftzeichnung von Erzherzog Franz Joseph o. J.
    Figurale Szene für den Lehrer Hippolyte Doré Aquarellierte Bleistiftzeichnung von Erzherzog Franz Joseph o. J.
    Österreichischen Nationalbibliothek