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Malerei

Zufallsmuster – Malerei aus der Sammlung Goetz

Malerei

Die beiden Worte Zufall und Muster zu verknüpfen, scheint zunächst ein Widerspruch in sich zu sein. Denn ein Zufall ist das unbeabsichtigte Zustandekommen einer Begebenheit, die scheinbar zusammenhanglos oder jedenfalls unvorhersehbar eintritt. Ein Muster hingegen hat eine erkennbare Struktur, die auf Wiederholung gründet. Ein Muster folgt einem ordnenden Prinzip.

Es ist das Privileg privater Sammler, dass sie losgelöst von inhaltlichen oder formalen Vorgaben vorbehaltlos zusammentragen können, was ihren Vorlieben und Interessen entspricht. Die Freiheit institutionellen Sammelns hingegen ist durch geografische, historische, enzyklopädische oder andere Vorgaben eingeschränkt.

Der Privatsammlung von Ingvild Goetz kommt jedoch eine besondere Stellung zu. Seit Beginn ihrer Sammlertätigkeit war Malerei für Ingvild Goetz die zentrale Gattung. Ingvild Goetz erweiterte ihren Bestand an Malerei, ohne sich von der ideologischen Kontroverse über die Kunst der Nachkriegszeit beeinflussen zu lassen. Bei dieser Kontroverse wurde Abstraktion als Zeichen von Fortschrittlichkeit, und gegenständliche Malerei als Zeichen der Rückwärtsgewandtheit gedeutet; Abstraktion und Gegenständlichkeit wurden zu Gegensätzen stilisiert. Die eigenständige Haltung, die Ingvild Goetz gegenüber der Malerei einnahm, ist heute ein hervorstechendes Merkmal ihrer Sammlung. Ihr privates Sammeln mag im Augenblick des Ankaufs regellos erschienen und subjektiv motiviert gewesen sein. Doch wirkt dieser nach dem ‚Prinzip des Zufallens‘ angelegte Gesamtkörper heute objektiv stringent.

Seit Mitte der 1980er-Jahre hat Ingvild Goetz nicht nur zeitgenössische Werke erworben, sondern ihre Bestände auch um historisch gewordene Strömungen wie Arte Povera und Minimal Art erweitert. Nach heutigem Ermessen ist es ihr dabei gelungen, von diesen künstlerischen Positionen repräsentative Werkgruppen zu erwerben.

Die Werke in dieser Ausstellung haben eine Konzeption als „Muster" gemeinsam. Ein Muster gehorcht zunächst dem Prinzip der unendlichen Fortsetzbarkeit und Wiederholung. Udomsak Krisanamis (1966) klebt gedrucktes Material aller Art - Zeitungen, Broschüren, Kassenbons, Stadtpläne - in Streifen gerissen auf die Leinwand, ergänzt es durch Alltagsfundstücke wie Nudeln und Stoff, und bemalt dies mit Farbe. Seine Collagen wirken wie abstrakte plastische Objekte. Die punktförmige Musterung (Automatic Lover, 2001) ist das Ergebnis einer Schwärzung der Buchstaben, von denen nur die Binnenflächen stehen bleiben - in unserem digital geprägten Zeitalter eine Erinnerung an die herkömmlichen Drucktechniken. Krisanamis‘ Bilder überführen das Flirren der Datenströme in einen Nullzustand der Leere, in dem seine buddhistische Prägung aufscheint.

Ein Muster kann bändrig oder symmetrisch angelegt sein, wie die gepunkteten Muster von Chris Ofili. Das Element, aus dem das Muster besteht, kann sich vom Zentrum hin zum Rand ausbreiten. Diesem Prinzip folgend, sind alle für „Zufallsmuster" ausgewählten Werke einem erweiterten Malerei-Begriff verpflichtet. Sie gehen über die Abmessung der Leinwand, über das tradierte Tafelbild hinaus und greifen bzw. wuchern buchstäblich in den Raum. Katharina Grosse bearbeitet mit der Spritzpistole auch Wände, Boden und Decke eines Raumes und weitet ihren Aktionsradius aus in den öffentlichen Raum der Straße sowie die Natur. Ihre Arbeiten auf Leinwand und Papier wirken daher ausschnitthaft, wie Fragmente im Konzept von Malerei als Handeln an der Welt.

Ein Muster erhebt darüber hinaus Raum und Perspektive zum Thema, denn es kann eine illusionistische Darstellung sein, oder aber in der Fläche verhaftet. Genau in der Schwebe zwischen Raum und Fläche siedeln die Werke von Tomma Abts. Ihre „hybriden Abstraktionen" entstehen in einem langen Prozess des Übereinanderschichtens von Farbe, begleitet von stetem Überdenken. Auch Toba Khedoori führt vor, dass ein Gemälde gleichzeitig eine Tiefenillusion sowie flächenhaft sein kann. In dem Papier auf ihren großen Formaten gibt es Risse, die ihren zarten Zeichnungen etwas von realem Raum geben. Der Hintergrund dagegen ist mit Wachs überzogen, hell und bleibt flächig.

Die ‚Muster‘ in dieser Ausstellung sind jedoch nicht auf formale Fiktionen beschränkt. Manche Bilder öffnen auch konkrete erzählerische Räume, in denen Figuren handeln, einen inneren Zustand ausdrücken, oder Gegenstände einen Bezug zu bestimmten Ereignissen haben. Und schließlich bilden die unter dem Begriff „Identitätssuche" vereinten Werke eine eigene Gruppe. Hier finden sich die farbenfrohen Bilder von Michael Buthe, aus figurativen Motiven, Zeichen und Symbolen komponiert. Sie beziehen ihre elementare Kraft aus der Magie der Dinge (Im Zeitalter der Fische, 1988). Mit spielerischem Impuls und kombinatorischer Fantasie macht der Künstler das Ausufern und Überladen zum künstlerischen Prinzip und verbindet das Bewusstsein für die eigene kulturelle Identität mit der Offenheit für andere.

Mit Werken von
Tomma Abts Michael Buthe Walter Dahn Ellen Gallagher Wade Guyton \ Kelley Walker Andy Hope 1930 (Andreas Hofer) Neil Jenney Mike Kelley Toba Khedoori Udomsak Krisanamis Lucy McKenzie Sarah Morris Chris Ofili Paulina Olowska David Reed Wilhelm Sasnal Tal R Luc Tuymans






  • 26.06.2015 - 17.01.2016
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    Oeffnungszeiten: Mo – So von 10 – 20 Uhr, Do 10 – 22 Uhr



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  • Wilhelm Sasnal Untitled (Andrzej) 2003 Öl auf Leinwand 82,5 x 99,9 cm Foto: Wilhelm Petzi, München Courtesy Sammlung Goetz, München
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    Haus der Kunst
  • Chris Ofili Dreams 1998 Acryl, Öl, Kunstharz, Dung 243,5 x 183 x 20,5 cm  Fotograf: Nic Tenwiggenhorn, Berlin Courtesy Sammlung Goetz, München
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    Haus der Kunst
  • Chris Ofili Dreams 1998 Acryl, Öl, Kunstharz, Dung 243,5 x 183 x 20,5 cm  Fotograf: Nic Tenwiggenhorn, Berlin Courtesy Sammlung Goetz, München
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    Haus der Kunst
  • Sarah Morris Library of Congress [Capital]  2001 Lack auf Leinwand 214 x 214 x 5 cm  Foto: Stephen White Courtesy Sammlung Goetz, München
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    Haus der Kunst
  • Tomma Abts Hesso 2004 Acryl, Öl auf Leinwand 49 x 39 cm Courtesy Sammlung Goetz, München
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