ČESKÝ KRUMLOV
MYSTERIUM BÖHMERWALD
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Ausstellung03.04.2015 - 01.11.2015
In fünf Einzelausstellungen zeigt die Schau mit dem Übertitel MYSTERIUM BÖHMERWALD tschechische Klassiker wie Josef Váchal (1884–1969), Josef Seidel (1859–1935) und seinen Sohn František Seidel (1908–1997) sowie drei aus benachbarten Regionen stammende zeitgenössische Künstler/innen – Karin Pliem (geb. 1963) aus Österreich, Katharina Dietlinger (geb. 1983) aus Deutschland und Ondřej Maleček (geb. 1977) aus Prag/Tschechische Republik.
Die umfangreiche Ausstellung von Josef Váchal demonstriert auf 1000 m² dessen künstlerische Entwicklung unter besonderer Berücksichtigung von bisher selten präsentierten und oft unterschätzten Teilen seines Schaffens, die seine künstlerische Entwicklung, seine Techniken, Stile und Themen besonders deutlich zeigen. Vorgestellt werden Holzschnittzyklen, Malerei und ein Ensemble von Zeichnungen, darunter Váchals bekannteste Arbeit, die von Fachleuten zu den bedeutendsten Werken des 20. Jahrhunderts gezählt wird: Der sterbende und romantische Böhmerwald. Dieses auf 11 Exemplare limitierte und zwischen 1928 und 1931 herausgegebene Druckwerk Váchals ist mit seinen großformatigen Farbholzschnitten, die den Eindruck von Malerei evozieren, nicht nur ein künstlerisches Kleinod, es handelt sich dabei zugleich um ein kulturhistorisch und naturwissenschaftlich höchst bedeutendes Werk.
Váchal war ein großer Kenner des Böhmerwaldes, er hat ihn vielmals durchwandert, erforscht und auch seine abgelegensten Ecken gekannt. Der sterbende und romantische Böhmerwald ist ein Ausdruck seiner großen Liebe zu dieser Region, zur wilden Natur und gleichzeitig auch eine Äußerung seiner Befürchtungen, dass dieser Wald durch die Zivilisation vernichtet werden könnte. Als Bewunderer William Blakes (1757–1827) war Váchal in seinem künstlerischen Schaffen bald von der Tschechischen Sezession beeinflusst, für welche die Annäherung zur literarischen Strömung des Symbolismus wie auch zur Musik und vor allem zur Buchgestaltung typisch war. Die gedankliche Tiefe und auch die originelle Form seines Werkes wurden zu seinen Lebzeiten allerdings nur sporadisch geschätzt. Er arbeitete bis zu seinem Tode, war aber ziemlich vereinsamt. Josef Váchal hat zwar eine erste Wiederentdeckung sowohl seiner Persönlichkeit als auch seines Werks in den 1960er Jahren noch wahrgenommen – 1968 erwarb das Nationalmuseum etliche seiner Arbeiten und fünf Tage vor seinem Tod im Mai 1969 erhielt er sogar den Titel eines Nationalkünstlers –, die folgende Zeit der „Normalisierung“ stürzte sein Werk aber nachhaltig in die Vergessenheit. Es sind die bewundernswerten Taten jener, welche Váchal nicht vergaßen, sein Werk sammelten und aufbewahrten, damit er in der neuen freien Zeit wiederentdeckt, verstanden und bewundert werden kann.
Die Fotodokumentation Josef Seidel und František Seidel ist eine weitere Einzelausstellung, die das Egon Schiele Art Centrum in der Hauptsaison 2015 vorstellt. Genau vor 110 Jahren begann in Krumau der Aufbau des damals modernsten Fotoateliers in Südböhmen. Zugleich ist es 2015 zehn Jahre her, dass der Krumauer Entwicklungsfonds mit dem Aufbau des heutigen Museums im Gebäude des ehemaligen Fotoateliers Seidel begonnen hat. Die aktuelle Präsentation ist die bisher umfangreichste Ausstellung von Seidels fotografischem Werk. Seidels Blicke auf den Böhmerwald sind ein fotografischer Schatz, der in Europa sein Äquivalent sucht: 140.000 ungefähr 100 Jahre alte Aufnahmen auf Glasplatten sowie Negative und Postkarten sind hier zu besichtigen. Diese Bilder rufen Orte in Erinnerung, die aufgrund des Eisernen Vorhangs schon lange nicht mehr existent sind und bilden zugleich eine außergewöhnliche Chronik des Lebens im Böhmerwald: Josef und František Seidel haben in ihren Schwarzweiß-Fotografien weniger die bedeutendsten Ereignisse ihrer Zeit als vor allem alltägliche, scheinbar einfache und somit besonders typische Dinge des Lebens in diesem Landschaftsraum festgehalten. Die Motive aus dem Alltag im Böhmerwald zählen daher zur wichtigsten Hinterlassenschaft des Fotoateliers Seidel.
Um außerordentliche Exponate handelt es sich desgleichen bei František Seidels edlen Autochromen – eine Aufnahmetechnik, die 1903 von den Brüdern Lumière in Frankreich erfunden wurde. Seidel hat als einer der ersten professionellen Fotografen in Böhmen begonnen, diese Technik für die Erzeugung von Postkarten zu nutzen. Er fotografierte in dieser Technik ganze Serien von Krumau und dem Boubín-Urwald, und die Besucher der Ausstellung können zum ersten Mal diese 100 Jahre alten Originale, die bislang nicht öffentlich zugänglich waren, sehen.
Drei parallele Einzelausstellungen präsentieren dazu je eine zeitgenössische, von der Natur des Böhmerwaldes inspirierte Künstler-Position: Ölmalerei, Gouachen, eine Installation und eine Video-Animation der österreichischen Künstlerin Karin Pliem, Ölmalerei der deutschen Künstlerin Katharina Dietlinger und Malerei des tschechischen Künstlers Ondřej Maleček. Diese Arbeiten beziehen sich auf das gemeinsame Thema Natur, allerdings mit unterschiedlichen Herangehensweisen: von der einfachen Linie der Zeichnung über monumentale, pastose Malerei bis zu dynamischen Bildern mit fast kinetischen Illusionen.
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03.04.2015 - 01.11.2015
Ausstellungsdauer: 3. 4. bis 1. 11. 2015.
Geöffnet täglich von 10 bis 18 Uhr
Tel.: +420 380 704 011; office@schieleartcentrum.cz; www.schieleartcentrum.cz