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Schauplatz Körper

Die Ausstellung in der galerie GALERIE führt drei Generationen von Künstlerinnen und Künstlern zusammen, in deren Fokus der menschliche Körper steht, der als Ausschnitt, als Fragment seine Ablichtung und damit Bildhaftigkeit erfährt. Das Bedeutungsfeld des Körpers mit all seinen biologischen und sozialen Implikationen ist natürlich nahezu unermesslich. Im gesellschaftlichen Kontext fungiert er immer mehr als Statussymbol, das dem jeweiligen Schönheitsdiktum entsprechend, gestählt, gepflegt und verschönert werden muss. Jede Abweichung von der Norm wird mit Skepsis beäugt und in gesellschaftliche Randbereiche verbannt. Der Blick der Fotografinnen und Fotografen dieser Ausstellung gilt genau jenen gesellschaftlichen Abweichungen, gilt dem Körper in seiner Schwäche und Vergänglichkeit, in seiner Versehrtheit und Kreatürlichkeit. Eingespannt zwischen divergierenden Triebkräften – Sehnsüchten und Begierden, Obsessionen und Ekstasen, Eros und Thanatos – wird dabei der eigene Körper zum Ausdrucksträger und damit zum Ergebnis eines Geschehens, das durch seine bruchstückhafte Ins-Bild-Setzung für den Betrachter enigmatisch bleiben muss.

So unterschiedlich die jeweiligen künstlerischen Zugänge und Blickwinkel sind, lässt sich doch subsummieren, dass der fragmentierte Körper eine Persona skizziert, die von äußeren und inneren Mächten bedrängt scheint. Der Körper erscheint dabei als Objekt, an und mit dem ein Experiment, eine Versuchsanordnung, eine Analyse durchgeführt wird. Das Exponieren des Körpers und die Dramaturgie der Erprobung und Stigmatisierung lassen die Künstler durchaus von dem künden, was Giorgio Agamben in Anlehnung an Walter Benjamin „das bloße bzw. nackte Leben“ nannte, die Unterwerfung des Lebens unter eine Macht des Todes, seine unwiderrufliche Aussetzung. Die Aktionsfotografien in der Ausstellung, sowie die durchaus davon beeinflussten Arbeiten der jüngeren Künstlerinnen und Künstler dramatisieren Bilder jener gewaltvollen Bindung von nacktem Leben und souveräner Macht.

Für Maurice Merleau-Ponty ist der Leib, den er als vermittelnde Instanz zwischen Geist und Körper auffasst, ausschließliches Medium und Mittel der Erfahrung von Welt. Es ist mein Leib, durch den ich die (Re)Pression der Welt erfahre. Der Körper wird dabei zum Schauplatz. Er ist Fragmentierter und Fragmentierender zugleich. Durch den eigenen Körper wird die Fragmentierung der Welt bloß gelegt und gleichzeitig die Fragmentierung, die ihm und Anderen durch die Welt zugeführt werden. Diese fotografisch festgemachte Zerstückelung, der Fokus auf den Körperausschnitt birgt eine Intimität, die zwischen Sinnlichkeit und Schrecken, Begehren und Abscheu oszilliert. Dabei ist es oftmals der Körper des Künstlers bzw. der Künstlerin selbst, der im Zentrum der Arbeit steht, doch wie Jean-Luc Nancy geschrieben hat, „jedes Bild weist etwas vom ‚Porträt’ auf, weniger, weil es die Züge einer Person reproduziert, sondern vielmehr, weil es zieht (das trait des Porträts leitet sich etymologisch von lateinisch trahere, ‚ziehen’ ab), indem es etwas, eine Intimität, eine Kraft hervorzieht.

Um hervorzuziehen, entzieht es diese Kraft der Homogenität, indem sie diese ablenkt, sie unterscheidet und sie nach vorne wirft.“1 Die Ausstellung „Schauplatz Körper“ wirft dem Betrachter eine Intimität entgegen, die im Spannungsfeld von Schönheit und Zerbrechlichkeit, Obsession und Leere, Leidenschaft und Vergänglichkeit angesiedelt ist. Roman Grabner, 2014 (Wissenschaftlicher Leiter, Bruseum im Universalmuseum Joanneum, Graz)








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