»Film und Foto
»Film und Foto«: Eine Hommage
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Ausstellung04.07.2009 - 01.11.2009
Zum 80. Jubiläum erinnert die Staatsgalerie im Jahr 2009 mit einer Auswahl von mehr als 60 Arbeiten aus ihrer Sammlung an die Ausstellung »Film und Foto«, die 1929 in Stuttgart zu sehen war.
Vom Deutschen Werkbund organisiert und in den Städtischen Ausstellungshal-len am Interimtheaterplatz (Schlossgarten) eröffnet, gab die Ausstellung »Film und Foto« (kurz: FIFO) mit etwa 1200 Exponaten von 200 Autoren erstmals einen Überblick über historische und aktuelle internationale Entwicklungen in den ver-schiedenen Arbeits- und Anwendungsbereichen von Film und Fotografie: Kunst, Werbung, Propaganda und Presse. Die Schau vertraute auf die aufklärerische Kraft mechanisch produzierter und massenhaft verbreiteter Bilder und bewertete den Status von Film und Fotografie erstmals nach den tatsächlichen Auswirkungen auf die kulturellen Vorgänge jener Zeit. Gattungsübergreifend ermöglichte sie den Vergleich von Themen, Anwendungsmöglichkeiten und Stilmitteln.
Die Ausstellung zeigte klassische Genres (Porträt, Landschaft und Stillleben) neben Reportagen aus verschiedenen Kontexten, wissenschaftsbezogene Aufnahmen neben lichtexperimentellen Studien, Fotocollagen, -montagen und
-typografien. Unkonventionell inszeniert - nur auf Papier aufgezogen bzw. passepartouriert und mit Nägeln befestigt - wurden anonyme Arbeiten ebenso wie Werke namhafter Künstler, Einzelaussteller und Fachklassen etwa des Bauhauses Dessau, der Folkwang-Schule Essen oder des Lette-Vereins Berlin gezeigt. In der FIFO mischten sich so die Formate Messe und Kunstausstellung.
Die Präsentation demonstrierte die Stärke des »Neuen Sehens« als einer abstrahierenden Bildsprache, die sich aus technischen Bedingungen ergab und auf einer strukturellen Betrachtungsweise der Wirklichkeit beruhte. Sie betonte den fotografischen Charakter von Bildern und brach radikal mit traditioneller Kunst-fotografie.
Rekonstruiert wurde die FIFO 1975 vom Württembergischen Kunstverein zu-nächst in Teilen im Rahmen der Ausstellung »Fotografie 1929/1975«, einer Kooperation mit der Sektion Bild der Deutschen Gesellschaft für Photographie und der Kodak AG. Eine umfangreiche Wiederherstellung wurde 1979 für die Wanderausstellung »Film und Foto der zwanziger Jahre erarbeitet«.
Die mehr als 70 Arbeiten umfassende Präsentation »Film und Foto: Eine Hommage« erinnert an die FIFO als Meilenstein in der Ausstellungs- und Mediengeschichte und umfasst neben dem originalen Ausstellungsplakat mehr als 60 Fotografien von in der FIFO vertretenen Künstlern - darunter Arbeiten von Berenice Abbot, Eugène Atget, Willi Baumeister, Hannah Höch, László Moholy-Nagy, Paul Outerbridge, Man Ray und Alexander Rodtschenko.
In einem eigenen Ausstellungsraum wird eine Auswahl von etwa zehn Kurzfilmen aus dem damaligen Filmprogramm von FIFO gezeigt, die mittlerweile zu den Klassikern des Avantgardefilms zählen. Organisiert von Hans Richter, liefen die Filme sei-nerzeit in den heute nicht mehr existierenden »Königsbau-Lichtspielen«. Die Präsentation ergänzt die künstlerischen Arbeiten mit dokumentarischem Material.
Kuratorin: Alice Koegel
Assistenz: Ingo Borges / Vera Klewitz