So früh wie noch nie veranstaltet das Auktionshaus im Kinsky seine erste Auktion nach dem Sommer. Grund dafür ist die zusätzliche Auktion am 9. November, bei der ein Hauptwerk von Egon Schiele zur Versteigerung gelangt.
Mit der 80. Auktion im September werden knapp über 600 Kunstobjekte mit einer Schätzpreissumme von 3,5 bis 5,5 Millionen Euro offeriert.

Alte Meister

Bei den Alten Meistern ragen die Pendants des berühmten Venezianers Francesco Guardi aus dem Angebot noch heraus. Die beiden Blumenstillleben mit Vogel und Früchten entstanden um 1750. Experte Dario Succi begeistert sich in seinem Gutachten vor allem für die „Leichtigkeit der großzügigen, mit flatterndem Pinselstrich aufgebauten Komposition“. Der Schätzpreis beträgt € 50.000 – 80.000.
Die niederländische Malerei ist prominent vertreten durch eine „Landschaft mit Wasserfall“ von Jacob van Ruisdael. Das Werk befindet sich seit 1960 in österreichischem Privatbesitz. Aktuell wird es auf € 25.000 – 50.000 geschätzt.

Bilder des 19. Jahrhunderts

Man könnte von Rudolf von Alt-Festspielen sprechen. Nicht weniger als fünfzehn Aquarelle des „wohl modernsten österreichischen Meisters des 19. Jahrhunderts“ (so Ludwig Hevesi) werden angeboten. Herausragend dabei das „Forum Romanum“
(€ 100.000 – 200.000) aus 1876. Das ungewöhnlich große Blatt besticht durch die sonnendurchflutete Atmosphäre eines Herbsttages in Rom. Wunderschön auch die „Ansicht von Vaduz“ (€ 30.000 – 60.000), bei der sich das herbstlich verfärbte Rheintal gegen die schneebedeckten Gipfel abhebt. 1885 entstand der „Blick über den Wiener Heldenplatz“, der mit € 25.000 – 35.000 wohlfeil ist. Wer eine Alternative zu Alt sucht, könnte mit Markus Pernharts Flusslandschaft an der Gail (€ 23.000 – 40.000) fündig werden.

Klassische Moderne

„Man muss die Menschen sehen lehren. Wer sieht, sieht ein.“ Dieses Zitat Oskar Kokoschkas steht für sein ganzes Leben und gipfelte in der „Schule des Sehens“, die als Sommerakademie seit Jahrzehnten in Salzburg durchgeführt wird. Dieses Zitat Kokoschkas passt aber auch ganz ausgezeichnet zu seinem Blumenstück aus dem Jahr 1968, das um € 40.000 – 60.000 in der Auktion startet. Für eine ganz andere Kunstauffassung steht „Bauernhof im oberen Etschtal“ von Wilhelm Nikolaus Prachensky
(€ 40.000 – 70.000). Ein Jahr, bevor Prachensky dieses großformatige, beeindruckende Bild malte (1926), gründete er die Künstlergruppe „Die Waage“ mit, die maßgeblich für die Verbreitung Tiroler Kunst jenseits der Landesgrenze verantwortlich werden sollte.

Zeitgenössische Kunst

Ernst Fuchs, der heuer seinen 80. Geburtstag feierte, ist in der Auktion mit der monumentalen „Papagena“ (€ 80.000 – 150.000) vertreten. Das Gemälde ist auch im „Feuerfuchs“ angeführt.
Wie vielfältig zeitgenössisches Kunstschaffen ist, zeigt sich am großen Einzelgänger der österreichischen Kunstszene, Bruno Gironcoli. Die Skulptur „Bett“ (€ 30.000 – 45.000) steht in der Tradition seiner wuchtigen Bildhauerarbeiten, mit denen der heuer verstorbene Künstler stets beträchtliches Aufsehen erregte.
Aufsehen erregend ist auch alles, was Hermann Nitsch gemacht hat. Sein großes Relikt aus der 56. Aktion (1977) hat er zu einem überraschend subtilen Gemälde überarbeitet.

Antiquitäten

Bei den Antiquitäten begeistert ein Pinzgauer Schrank (€ 30.000 – 40.000). Man findet selten ein barockes Möbel, das sich in einem derart guten Zustand befindet. Hier ist alles original, und die wunderbar gearbeiteten Beschläge und das Schloss verraten, dass es sich dabei um die Arbeit eines Büchsenmachers gehandelt hat. Ein prunkvoller Emailteller, etwa um 1890 in Wien entstanden, wird auf € 25.000 – 40.000 geschätzt und auf jeden Fall Bewunderer finden.

Vernissage unserer 80. Kunstauktion

Mittwoch, 22. September 2010
18–20 Uhr in den Prunkräumen
im 1. Stock des Palais Kinsky, Freyung 4, 1010 Wien
Vortrag, Beginn 18.30 Uhr
Prof. Peter Baum
Der Art Club als Brennpunkt der Moderne

80. Auktion
Dienstag, 28. September 2010
Alte Meister, 15 Uhr
Bilder des 19. Jahrhunderts, 16 Uhr
Klassische Moderne, 17:30 Uhr
Zeitgenössische Kunst, 18:30 Uhr

Mittwoch, 29. September 2010
Antiquitäten, 16 Uhr

Besichtigung
23. September bis 29. September 2010
Mo–Fr 10–18 Uhr, Sa 10–17 Uhr, So 11–16 Uhr