91. Auktion
Nachbericht zur Sommerauktion 2018
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Auktion21.06.2018 - 23.06.2018
Sommer in Rudolstadt und die Lust an schönen Dingen.
Dass den beiden Wendl-Frauen das Versteigern Spaß macht, ist deutlich zu merken. Besonders, wenn man sich mit den Einlieferern über unverhoffte „Ausreißer“ freuen kann. Vielversprechend war bereits der Auktionsauftakt, als zwei aus Hessen eingelieferte Alben mit historischen Fotos aus Peking, Tsingtau und Shanghai aus der Zeit um 1900 – 20 auf 2.400 bzw. 2.000 € hochschnellten (Kat.-Nr. 18 + 19, Limit jeweils 260 €). Der Besitzer erstand sie vor Jahren preiswert auf einem Flohmarkt. Eine ebenso schöne Überraschung war der in allerletzter Minute eingelieferte (und daher wenig beworbene) Logenglas-Pokal, der dank internationaler Bietbeteiligung von 40 € auf 1.400 gesteigert wurde. Er ging an einen Sammler aus den USA und stand vorher kaum beachtet in einem Haushalt in Jena.
Den Schwerpunkt der Sommerauktion bildete jedoch das Porzellan, denn weit über 800 Stücke waren im Angebot der dreitägigen Auktion (14. bis 16. Juni 2018). Passend, wenn man bedenkt, dass in Rudolstadt und dem Vorort Volkstedt Anfang des 20. Jahrhunderts über 20 Porzellanmanufakturen produzierten.
Unter den zerbrechlichen Kunstwerken gab es u. a. eine Sammlung von ca. 80 Bisquitporzellan-Figuren sowie eine Sammlung von 21 Figuren des genialen Porzellankünstlers Paul Scheurich. Seine Figurengruppe „Harlekin und Columbine“ mit Schwertermarke vor 1924 kletterte von 2.400 € auf 5.000 Euro (Kat.-Nr: 2924). Aber auch Alt-Thüringer Porzellane erbringen in Rudolstadt immer wieder sehr gute Preise. Der von Wenzel Neu um 1765/70 für Kloster Veilsdorf entworfene „Apollo“ (Kat.-Nr. 2969) stieg von verlockenden 750 € auf 2.400 €. Noch jung an Jahren war die nicht minder seltene Figur „Der Sammler“ (Kat.-Nr. 2927), die von 2.800 € auf 3.600 € stieg. Sie zeigt den Schauspieler Armin Müller-Stahl in der Rolle des Barons Kaspar Joachim von Utz beim Betrachten der Figuren der Comedia dell´ arte. Peter Strang entwarf sie 1992 nach einem unvergesslichen Kinoerlebnis auf der Biennale.
Ein Novum, das nach dem erfolgreichen Start fortgesetzt wird, war die Zusammenarbeit mit Auktionshaus Bergmann aus Erlangen. Unter der Rubrik „Porzellan Partnerauktion Bergmann“ wurden im Namen des Erlangener Auktionshauses 68 überwiegend Meissener Figuren versteigert. Zu 100 Prozent! Den höchsten Zuschlag dieser Sparte erhielten mit 7.500 € die vierzehn zierlichen Musiker der „Galanten Kapelle“ (Entwurf E. Meyer und J.J. Kaendler zwischen um 1750 – 60, Ausformung um 1965, Kat.-Nr. 3605, Limit 2.800 €).
Beide Häuser teilen sich hier die Arbeit und den Erlös: Akquise, Beschreibung und Fotos erbringen Sabine und Thomas Bergmann, die als Autoren des nun schon vierbändigen Bestandskataloges Meissener Porzellanfiguren ausgewiesene Kenner der Materie sind. Vorbesichtigung, Auktion und Nachbereitung obliegt dem Auktionshaus Wendl.
An den drei Auktionstagen wurden über 3.800 Lose versteigert, wobei Bieter aus aller Welt über die Live-Bietportale Lot-tissimo, The Saleroom und Invaluable mit agieren konnten. Ihnen bleibt jedoch das besondere Flair und der Augenschmaus der auch noch zur Auktion erlebbaren Vorbesichtigung verwehrt. Mit ganz besonderer Liebe dekorieren die Mitarbeiter die Räume der historischen Villa, in der die 700 Gemälde alle Platz fanden. Der parkähnliche Garten mit alten Bäumen, Teich und vielen blühenden Winkeln lädt ebenso wie das nahe gelegene Schillerhaus in den Auktionspausen zur Erholung ein. Das ist via Internet nicht erlebbar.
Für viele Fußballfans war diese Form des Bietens jedoch „die Lösung“, denn die Gemälde wurden zeitgleich mit dem WM-Spiel versteigert. Weit erfreulicher als der spätere Turnierausgang waren hier die Auktionsergebnisse. Das Gemälde „Die drei Gleichen“ des Thiele-Schülers Johann Gottlieb Schön (Kat.-Nr. 4222, signiert und datiert 1737) erkämpfte sich nach spannendem Bietgefecht ein Telefonbieter aus Berlin für stolze 6.000 €. Auf 5.000 € wurde das im Gegenlicht vor leuchtendem Grün impressionistisch gemalte Profilbild eines jungen Mädchens gehoben, das „LvH“ monogrammiert ist und um 1900 entstand (Kat.-Nr. 4095, Limit 240 €).
Einige Grafikmappen kamen aus einem Dresdner Sammlernachlass, dessen größter Teil erst im Herbst im Kontext der Sparte „Wendl MODERNE“ versteigert wird. Ein schönes Beispiel für die Qualität dieser Sammlung ist die Mappe „Grafik – zum 450. Jahrestag des Deutschen Bauernkrieges 1975“ mit 34 Blättern verschiedener Künstler, die für 3.900 € den Besitzer wechselte (Kat.-Nr. 609, Limit 330 €).
Die Herbst-Auktion, die vom 25. bis 27. Oktober stattfinden wird, sollten Sie sich jetzt schon im Kalender notieren. Bereits vier Tage nach dem letzten Hammerschlag wurden aus einem sächsischen Sammlernachlass barocke Möbel eingeliefert, die ebenso wie der umfangreiche Nachlass aus der „Villa Ruehl“ in Kassel seit Generationen in Privatbesitz und nicht auf dem Markt waren. Wenn Sie darüber mehr erfahren möchten, können Sie die „Wendl-News“ (unverbindlicher Newsletter) ordern. Auch über Facebook und Instagram gibt es zwischenzeitlich spannende Informationen. Achtung: Einlieferungsschluss für die Herbstauktion ist bereits Ende Juli!
Im Moment läuft jedoch noch der Nachverkauf und auch da gibt es viel Schönes zu entdecken. Kunstkauf in Rudolstadt ist ein Stück Lebensfreude. Bleiben Sie neugierig...
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