Auktion
Renaissancemadonna und Hafen von Livorno - Oktober 2017
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Auktion06.10.2017 - 07.10.2017
Zwei besonders interessante italienische Gemälde sind aus der diesmal auch im Gemäldebereich wieder sehr gut bestückten Auktion bei Plückbaum am 6. und 7. Oktober hervorzuheben. Ein aus rheinischem Privatbesitz stammendes Renaissance-Tafelbild mit der sanft blickenden Madonna und ihrem Kind vor noch archaisch anmutendem Goldgrund ist ein charakteristisches Produkt der Perugino-Nachfolge und diente der privaten Andacht einer wohlhabenden Bürgerfamilie in der Gegend von Viterbo. In einer ausführlichen schriftlichen Stellungnahme legt Professor Gaudenz Freuler dar, dass das Gemälde zweifelsfrei dem um 1490 bis 1520 tätigen Maestro della Madonna di Orte zugewiesen werden darf und wohl zu den früheren Arbeiten dieses Künstlers zu zählen ist. Er vermutet, dass es noch im letzten Jahrzehnt des 15. Jh. gemalt wurde. Prof. Freuler konnte das Gemälde 1947 in der römischen Sammlung Ettore Sestieri und in einer Publikation von Filippo Todini über umbrische Malerei nachweisen (15.000 €).
Gherardo Poli und seinem Sohn Giuseppe zuzuschreiben ist eine detailreiche große Darstellung des alten Hafens von Livorno. Sie zeigt die ehemalige Anlage mit dem Dock, der alten Festungsanlage sowie der Hafeneinfahrt, wobei ehemals real Existierendes mit Elementen der Phantasie kombiniert ist. Zu Beginn des 16. Jh. begann Papst Giulio de Medici mit dem Ausbau des Hafens von Livorno, der fortan als wichtiger Zugang zum Meer für die Toskana von großer Bedeutung war. Das im Gemälde besonders hervorgehobene Denkmal Ferdinando I de Medicis sowie die rechts oben sichtbare Flagge des von Cosimo I. de’ Medici gegründeten Stephansordens weisen auf die Bedeutung der toskanischen Großherzöge im 16. und frühen 17. Jh. hin (8.000 €).
Zwei weitere Gemälde mit italienischen Motiven schuf Henry Jaeckel im 19. Jh., wobei die "Ansicht von Venedig" besonders beeindruckt (2.000 €). Aus der ersten Hälfte des 20. Jh. stammen zwei Caprimotive von Giordano Felice, das größere der beiden zeigt die Faraglioni Felsen (1.000 €). Aus dem Bereich der Altmeister sei besonders die seltene Darstellung einer personifizierten "Chymica" hervorgehoben. Sie stammt von dem Rubensschüler Theodor van Thulden und stellt eine weibliche Figur als Personifikation der "Chemie" bzw. "Alchemie" dar (6.000 €). Von den insgesamt 459 Gemäldepositionen sollen noch einzeln erwähnt werden: Pieter Hardimé, "Blumenstillleben" (2.600 €), Ludwig Gedlek, "Kosakenpatrouille" (2.400 €), Paul Müller-Kaempff, "Städtische Sommeridylle" (1.800 €), Max Pietschmann, "Satyrn und Nymphe in Frühlingslandschaft" (2.500 €) oder Joseph Inguimberty "Großer Mimosenstrauß" (1.800 €). Von dem türkischen Maler Adnan Turani kommen gleich vier Gemälde zum Aufruf, die 1959 direkt beim Künstler erworben wurden (800 € bzw. 600 €).
Stellvertretend für den Grafikbereich sei auf Pierre Soulages "Lithographie No 3" verwiesen (2.600 €).
Im Bereich der Skulpturen und Plastiken überzeugen insbesondere zwei aus einer rheinischen Familie stammende Schnitzarbeiten durch ihre hohe Qualität. Ein fein gearbeitetes Relief hält den Moment der "Kreuztragung Christi" fest, in dem der gestürzte und von seinen Peinigern umgebene Christus der Heiligen Veronika begegnet. Die hohe künstlerische Qualität des gotischen Reliefs zeigt sich sowohl in der Ausarbeitung der ausdrucksstarken Einzelfiguren und der Kulisse als auch in dem dynamischen Aufbau der Szenerie (4.500 €). Ebenso beeindruckt eine böhmische "Muttergottes mit Kind" um 1420 schon allein durch ihre Größe von 124 cm. Sie wurde 1955 bei Küppers & Bödiger ersteigert und befindet sich seitdem in Bonner Privatbesitz (6.500 €). Auch bei den zahlreichen Bronzen soll auf eine interessante Plastik besonders hingewiesen werden. Von dem in Köln und Düsseldorf ausgebildeten Bildhauer Otto Land sind kaum Plastiken auf dem Auktionsmarkt zu finden. Der großformatige "Stehende weibliche Akt" stammt von 1938 und wurde bei der traditionsreichen Kunstgießerei Schmäke gegossen. Eine ganz ähnliche Bronze wurde 1940 auf der Großen Deutschen Kunstausstellung im Haus der Deutschen Kunst in München unter der Nr. 674 ausgestellt (1.600 €). Des Weiteren finden sich zwei Bronzen von Turi Weinmann (je 500 €), ein "Kosakenpaar zu Pferd" von A.M. Wolff (1.000 €) sowie mehrere ältere Bronzen nach antiken Vorbildern, z.B. die Laokoongruppe (1.400 €) oder der "Pompejanische Faun" (800 €).
Hochkarätig und interessant bestückt präsentiert sich das große Schmuckangebot. Aus einem rheinischen Nachlass stammen drei Pretiosen mit hochwertigen Steinen: ein Kettenanhänger, Art-Déco, um 1920, Platin, mit je einem Altschliffdiamanten von ca. 1.30 ct./1.60 ct/1.45 ct./1.40 ct. sowie Perlen und weiteren Diamanten (13.000 €); ein Ring, mit einem Brillanten von ca. 1.55 ct., etwa river-fw/lpr-vvs und 12 weiteren Brillanten zus. ca. 1.20 ct., etwa fw-w/lpr-vvs (11.000 €) sowie ein Platinring, mit einem Brillanten von ca. 1.40 ct., etwa river-fw/lpr-vvs (8.500 €).
Eine überaus reiche Auswahl wird dieses Mal auch den Liebhabern von Barock- und Biedermeiermöbeln geboten. Darüber hinaus ist im Besonderen auf zwei Kölner Überbauschränke um 1600 bzw. 17. Jh. hinzuweisen, die beide aus Kloster Calvarienberg in Ahrweiler stammen (6.000 €/4.000 €). Ebenfalls hervorzuheben sind eine der Mailänder Manufaktur Ferdinando Pogliani zugeschriebene Ebenholzvitrine mit reichen Elfenbeineinlagen, um 1860/1880 (8.000 €) sowie ein Kabinettschrank, Antwerpen, 17. Jh. aus Ebenholz, Schildpatt und Elfenbein (2.500 €).
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Grundsätzlich sollte man bedenken, dass für Möbel nicht dieselben Epochengrenzen gelten wie für...
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06.10.2017 - 07.10.2017Auktion »
Auktionsdaten
Titel 337. Kunstauktion
06.10.: ab 14 Uhr (Lose 1-807)
07.10.: ab 11 Uhr (Lose 808-2008)
Datum 06.10.2017 – 07.10.2017
Besichtigung Freitag, 29.09.2017 - Mittwoch, 04.10.2017 täglich von 10 - 18 Uhr; Donnerstag, 05.10.2017 von 10 - 14 Uhr (Auktionsabfolge: Freitag, 06.10. ab 14.00 Uhr: Lot 1 - 807; Samstag, 07.10. ab 11.00 Uhr: Lot 808 - 2008)