Schloss Ahlden
169. Große Kunstauktion - September 2017
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Auktion02.09.2017
Die Gemäldepalette wartet mit über 300 Werken von der Renaissance bis zur Gegenwart auf. Zu den bedeutendsten belgischen und niederländischen Malern des 19. Jahrhunderts zählt Petrus van Schendel. Dessen in sehr fein lasierender Malerei ausgeführtes "Abendliches Treiben auf dem Grote Markt in Den Haag bei Kerzenschein" ist repräsentativ für sein Oeuvre mit effektvoll beleuchteten Marktszenen (Taxe 35.000 €). Julius von Klever verstand es wie kaum ein anderer, die poetische Eigentümlichkeit und den Zauber der russischen Landschaften, speziell die stille Erhabenheit der verschneiten nordwestrussischen Wälder vollendet wiederzugeben wie in der 1882 entstandenen "Russischen Winterlandschaft mit verschneitem Wald und Bach im Abendrot" (18.500 €). Die Freilichtmalerei des deutschen Impressionismus und die Künstler der Berliner Sezession sind mit Werken von Karl Hagemeister, Franz Skarbina und Max Slevogt namhaft vertreten. Während Hagemeister um 1894 mit seinem in lichtem, zartem Kolorit gemalten "Blick auf Werder" die lyrische Havel-Landschaft einfing (4.800 €) war Skarbina um 1900 von dem pulsierende Leben und den Lichter der Großstadt Berlin fasziniert, die er in dem Aquarell "Droschke und Passanten auf dem abendlichen Potsdamer Platz" schilderte (6.500 €).
Nachdem vor zwei Jahren in Ahlden zwei Arbeiten von Heinz Mack und Otto Piene mit spektakulären Zuschlägen von 250.000,- bzw. 275.0000 € versteigert wurden, kommen dieses Mal wieder Werke der beiden "Zero"-Künstler, die als Revolutionäre in der Kunst nach 1945 gelten, zum Aufruf. Hierzu gehört das in Mischtechnik ausführte Gemälde "Black Vagabond" Pienes von 1981, eines seiner typischen Feuerbilder mit schwarzer Rauchzeichnung auf weißem Grund (18.500 €). Ein Schwerpunkt in der Modernen Grafik bildet eine Kollektion signierter Pop Art-Blätter, darunter Roy Lichtensteins Diptychon "Whaam" aus dem Jahr 1967 und Andy Warhols Farbserigraphie "Electric Chair" von 1971 (je 6.500 €).
Unter den Skulpturen ist eine Bronzeskulptur von Fritz Klimsch eine völlige Neuentdeckung, da es sich bei der Aktfigur "Mädchen mit Tuch"/"Weibliche Figur" aus dem Jahr 1913 um den einzigen, bisher unbekannten Lebzeitguss handelt, der wie der Gießerstempel belegt durch Noack in Berlin ausgeführt wurde. Es war höchstwahrscheinlich dieses Exemplar, das Klimsch erstmals 1914 unter dem Titel "Weibliche Figur" auf der Ersten Ausstellung der kurz zuvor gegründeten Freien Sezession in Berlin zeigte. Charakteristisch für die dem späten Jugendstil verhaftete Statue ist eine verblüffende Mischung aus Sinnlichkeit und Keuschheit, wie Sie im Oeuvre Klimschs selbst unter seinen Frühwerken einmalig ist (25.000 €). Ein Zeitgenosse Klimschs war der Berliner Bildhauer Hermann Joachim Pagels, aus dessen Nachlass eine Reihe von Bronzen und Skulpturen wie das anmutige "Griechische Mädchen" von 1907 stammt, eine lebensgroße Marmorskulptur, die er 1909 auf der Großen Berliner Kunstausstellung präsentierte (8.500 €).
Zeitgeschichte und Kunst verbinden sich in dem expressionistischen Portrait Oskar Kokoschkas, das er 1976 vom Bundeskanzler Helmut Schmidt schuf (14.500 €), und in einer goldenen Zigarettenschatulle aus dem Besitz Helmut Schmidts mit Widmung des Bundespräsidenten Walter Scheel, die mit 26.500 € geschätzt ist. Die in 750er Gelbgold gearbeitete Dose mit reliefplastischem Bundesadler, Amethyst-Besatz und Inschriften "Einigkeit , Recht, Freiheit" war ein Geschenk des Bundespräsidenten zu Schmidts 60. Geburtstag am 23. Dezember 1978. Beide Objekte stammen aus dem Nachlass von Ruth Loah, der langjährigen Mitarbeiterin und letzten Lebensgefährtin Helmut Schmidts.
Ein Highlight in der Möbel-Offerte ist ein Lack-Kabinettschrank mit reichem Chinoiseriedekor aus unterschiedlichen höfischen Szenerien, exotischen Kostümfiguren, Lambrequins und Parklandschaften sowie Wildtieren, Vögeln und Insekten. Erst um 1700–1730 hatte man in England, Frankreich, Berlin und Dresden damit begonnen, nach asiatischen Vorbildern auch selbst Lackmöbel mit phantasievollen szenischen Darstellungen und oft europäischer Ornamentik herzustellen. Dieser um 1720 wohl in Franken entstandene Schrank, zu der sich ein Vergleichsstück im Bayreuther Neuen Schloss befindet, ist daher ein frühes Beispiel für die europäische Lackkunst und Chinoiserie-Mode des 18. Jahrhunderts (12.000 €).
Unter dem Glas und Porzellan ragt eine seltene Karaffe mit dem Monogramm Zarin Katharina I. von Russland, der zweiten Frau Peter des Großen heraus, die nur zwei Jahre 1725–1727 regierte (4.800 €). Dem bedeutenden böhmischen Glasschneider Dominik Biemann zugeschrieben werden kann ein Jagdbecher, der 1835 in Franzensbad entstand (900 €). Aus der Frühzeit des Meissener Porzellans stammt eine museale, teilweise kannelierte Teedose aus Böttgerporzellan mit großflächigem Dekor aus Prunuszweigen und -blüten im Wechsel mit farbenfrohen Phönixen, die gemarkt und 1725 datiert ist (14.800 €). Johann Joachim Kaendler entwarf 1741 die Gruppe "Hofnarr Fröhlich und Schmiedel", die Mitte des 18. Jahrhundert nur sehr selten ausgeführt wurde, zumal wie bei dem angebotenen Exemplar um eine Variante zu bisher bekannten Stücken in Museumsbesitz handelt (Lot 762; 38.000 €).
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Masaccio begründet mit seinem Trinitätsfresko "Die Heilige Dreifaltigkeit"...
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Titel Große Kunstauktion Nr.169, Teil I/II
Kunst & Antiquitäten & Schmuck
Datum 02.09.2017, 11:00 Uhr – 03.09.2017