Renaissance Maler, Malerei - Geschichte
Venedig
Die einstige byzantinische Provinz hatte sich politische Eigenständigkeit erkämpft. In den kulturellen Gepflogenheiten war der byzantinische Einfluss noch lange bemerkbar: Ikonenmalerei, Mosaiktechnik und Kuppelbauten.
Paolo Uccello, Filippo Lippi, Donatello und Verrocchio wurden nach Venedig geholt, um der Kunst der Renaissance neue Akzente zu vermitteln. Carpaccio und Mantegna ließen sich auch wirklich von den florentinischen Meistern inspirieren. In der Architektur konnte sich die Renaissance nur schwer einen Weg bahnen. Der erste Renaissance - Bau Venedigs war die Friedhofskirche S. Michele von Mauro Codussi ( 1440 - 1505). Typisch für die Renaissance sind die auffallenden architektonischen Stilelemente Quadrat und Kreis.
Carpaccio (1460/65 - 1523/26) ließ sich zwar von florentinischen Meistern beeinflussen, hielt sich jedoch auch an die Schule seiner Lehrer: Gentile und Giovanni Bellini. Seine Werke entsprechen den Idealen der Früh- Renaissance und obwohl von den großen italienischen Künstlern nicht gerne gesehen, zeigen seine Bilder eine auffallende Hingabe zum Detail. Der Betrachter muss lange verweilen, um alle Feinheiten wahrzunehmen. Eine besondere Auffälligkeit bei Carpaccios Werken ist die Vorliebe für die Darstellung des Orientalischen ("Der Hl. Georg präsentiert den Drachen"). Venedig hatte sich zwar politische Eigenständigkeit erworben, doch der Handel mit dem Osten blühte rege.
Venedigs eigenständige Kunst erwachte am Ende des 15. Jh. "Im Augenblick, als man Licht, Luft und Wasser malen lernte.....regen sich in der Lagunenstadt die ersten malerischen Kräfte, die einen eigenen Ton anschlagen." (Harald Keller). Die venezianische Malerei zeigte ein ungeahntes, bewundernswertes Farbgefühl. Venedig entwickelte sich zunehmend zur Kunst- metropole. Die meisten großen Aufträge erhielten die Bellini. Trotzdem gab es noch andere große Namen neben ihnen: Alvise Vivarini ( 1445 - 1503/05 ), Tintoretto, Veronese und Bassano.
Wobei Giovanni Bellini (1427/30 - 1516) als der herausragende Meister gilt. Seine bewunderswerte Farbgebung und die sanften, harmonischen Kompositionen seiner Figuren weisen ihn schließlich als Meister der Hochrenaissance aus. Mit seinem Werk "Heilige Allegorie" schuf Bellini ein Gemälde, das bis heute viele Interpretationsmöglichkeiten offen lässt: In welcher gemeinsamen Sache die Personen auf der Terrasse zusammen treffen, wird weiterhin im Dunklen bleiben.
Ähnlich ergeht es dem Kunsthistoriker mit einem Bild Giorgiones ( 1477/78 - 1510). "Gewitter" zeigt eine nackte Mutter mit ihrem Kind in der Wiese sitzend. Auf der anderen Seite des Baches steht ein bekleideter junger Mann. Über der Stadt im Hintergrund hängen dunkle Wolken und es blitzt. Viele verschiedene Auslegungen hat dieses Bild hervorgerufen und doch kann keine Interpretation mit Sicherheit angenommen werden. Ein weiteres Bild von Giorgione - allerdings fertig gestellt von Tizian - entbehrt ebenso der Eindeutigkeit.
Warum wird der Betrachter so unvermutet vor Bildnisse gestellt, deren Inhalt nicht eindeutig ist? Bereits Vasari führte dies darauf zurück, dass die Auftraggeber keine bestimmten Vorgaben gemacht hatten. Giorgione war in der Wahl des Themas und vor allem in seiner Ausführung sehr frei. Der Maler konnte seiner Fantasie Raum geben, was jedoch bedeutet, dass Kunstverständige damals wie heute akzeptieren müssen, dass es keine allein gültige Interpretation geben kann.
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