Europa steht vor einem Scheideweg. Die Bedrohung von außen ist konkret, die Verunsicherung von innen nimmt stetig zu: Parlamentarier mit Säcken voller Bestechungsgeld, Zukunftskonferenzen ohne Wirkung, Wertehierarchien zwischen West und Ost: was tun? Vielleicht muss man sich Europa noch einmal von Neuem nähern, und zwar nicht auf dem politischen, sondern auf dem kulturellen Weg. Über die Geschichte und Geschichten, die Lebenserzählungen, das Ideale. Der Verein »Arbeit an Europa e. V.« hat in den vergangenen Jahren auf dem gesamten Kontinent über fünfzig Gespräche zwischen jungen und sehr alten Europäerinnen und Europäern initiiert. Daraus entstanden ist das European Archive of Voices. Bildnerisch begleitet hat diese Unternehmung der junge Berliner Fotograf Maximilian Gödecke, der seine künstlerischen Porträts im Rahmen einer multimedialen Ausstellung erstmals in Süddeutschland präsentiert. Eingerahmt wird die Vernissage von einem Gespräch zwischen den beiden Lyrikerinnen Anja Kampmann und Daniela Danz. Aufbauend auf dem European Archive of Voices hat Anja Kampmann das Hörspiel Ein Haus aus Sand für den SWR geschrieben. Daniela Danz arbeitet zur Zeit an einem vom russischen Interview des Archivs inspirierten Libretto für eine Uraufführung am Theater Heidelberg. Im Gespräch mit Simon Strauß soll es um die Herkunft und Zukunft der europäischen Idee und ihren Wert für die Lyrik gehen.