Zur 54. Kunst
Zur 54. Kunst Messe München – Fine Art & Antiques
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Presse16.10.2009 - 25.10.2009
- Vorbericht –
Die in 2008 begründete Kunstmesse „Fine Art & Antiques“ nennt sich bereits mit ihrer zweiten Ausgabe „54. Kunst Messe Mün- chen – Fine Art & Antiques“ und ist damit offizielle Nachfolgerin der ältesten deutschen Kunstmesse. Wie in 2008, so präsen- tiert sich das Kunstevent auch in 2009 mit einer außergewöhnlich exquisiten Offerte, die den historischen Bogen von der Kunst der Kykladen bis hinein in das 20. Jahrhundert spannt. 34 Aussteller, die zu den herausragenden ihres Faches zählen, bespie- len für die internationalen und nationalen Sammler, Museumskuratoren, Medienvertreter und Kunstliebhaber zehn Tage lang den denkmalgeschützten „Postpalast“, einen beeindruckenden Rotundenbau aus der 1920-er Jahren im Herzen der bayrischen Lan- deshauptstadt und inszenieren ihn zu einem festlichen „Pantheon des Kunsthandels“.
Von der Antike bis zur Klassischen Moderne
Das Programm der Galerie Günter Puhze aus Freiburg beginnt bei der Kunst der Kykladen, ergänzt durch Objekte der attischen und etruskischen Kunst und der des ägyptischen Altertums. Zu den Meisterwerken bei Puhze zählt ein frühkykladisches, auf circa 2500 vor Christus datiertes weibliches Idol der Spedos-Art in Marmor in äußerst harmonischen Proportionen (H. 29 cm, Preis 140.000 Euro).
Ferner werden erlesene Skulpturen der Gotik das Messebild entscheidend prägen. Sie bilden einen Schwerpunkt der Offerte bei Walter Senger Kunsthandel aus Bamberg, der eine in Lindenholz vollrund geschnitzte, auf 1480/90 datierte und lokal nach Oberschwaben einzuordnende, in alter Fassung erhaltene Anna Selbdritt mitbringt. Zu den spätgotischen Meisterwerken bei Wal- ter Senger zählen außerdem die in Lindenholz geschnitzten und auf die Zeit um 1510/20 datierten „Heiliger Christopherus und Heiliger Georg“ des Kemptener Bildschnitzers Meister Lux Maurus, der zwischen 1500 und 1527 aktiv war. Matthias Wenzel hat eine in Lindenholz geschnitzte, rückseitig gehöhlte, 122 cm in der Höhe messende „Heilige Barbara mit dem Kelch“ aus der Werk- statt des Hans Leinberger (um 1470 – nach 1530 Landshut) für das große Messeevent ausgesucht.
Weitere Spitzenstücke stammen aus der Barockzeit, darunter bei Eric Meletta eine außergewöhnliche, nämlich kaum unterle- bensgroße Figur eines Bettelmannes, die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Süddeutschland entstand. Sie zählt zu den ganz raren Exemplaren solcher Skulpturentypen in dieser Größe. Der geschnitzte und farbig gefasste Bettelmann ist als Va- nitas-Motiv gestaltet und stützt seinen Körper auf einen Stock, den ein Totenschädel krönt. Das Sujet dieses Bettelmannes wurde nachweislich nach Vorbildern von Radierungen von Jacques Collot gestaltet, die dieser im ersten Drittel des 17. Jahrhunderts als „Memento mori“ stach.
Besonders brillant ist auf der 54. Kunst Messe München – Fine Art & Antiques die Möbelpartie aufgestellt. Als wichtiger Neu- zugang konnte Peter Mühlbauer gewonnen werden, der einen in den Münchener Hofwerkstätten gearbeiteten Konsoltisch aus der Zeit um 1725 aus Nussbaum- und Lindenholz, geschnitzt und graviert mit einer originalen, schwarz-grauen, weiß geader- ten Scagliola-Platte mitbringt (Provenienz Galerie Almas, München). Doch es gibt noch weitere Barockpretiosen zu entdecken, die die Bamberger Aussteller nach München bringen: Bei Christian Eduard Franke lockt eine auf 1750 datierte bombierte Berli- ner Kommode mit den originalen vergoldeten Bronzebeschlägen und Drachen im Königsholzfurnier, bei Ulf D. Härtl ist es ein Paar Konsolen in alter Fassung mit marmorierten Stuckplatten, die 1750 in Lindenholz geschnitzt wurden. Dazu werden bei Ulf D. Härtl ein Paar französische, in Nussbaum geschnitzte Louis-XV- Fauteuils geboten. Auch der Neuzugang Anja Ritter aus Stein- ach bietet ein breites Spektrum an höfischer Möbelkultur des Barock, dazu ein herausragende Louis- XVI-Möbel, einen um 1775 in Paris entstandenen „Table à écrire“ von Charles Topino (geboren um 1735, Meister 14.7.1773 - 1803), den eine umlaufende Blumenmarketterie und eine Deckplatte mit floralen Einlegearbeiten dekorieren. Glanzstücke des Biedermeier zeigt Georg Britsch Junior aus Bad Schussenried, der mit Wiener Stücken von 1820 aus dem Nachlass der Opernsängerin Johanna Bodenstein an- reist. Aus der Zeit des beginnenden 19. Jahrhunderts stammt auch die fast einen halben Meter in der Höhe messende englische Serpetintazza aus grünem Cornwall-Serpentin bei Uwe Dobler aus Augsburg. Zu den herausragenden Beispielen der Uhrma- cherkunst gehört die um 1820 entstandene „Pendule au bon Sauvage“ mit dem Titel »Nègre fumeur«, die nach dem Porträt von Toussaint Louverture (1743-1803) gestaltet wurde, dem ersten frei gelassenen Sklaven und Freiheitskämpfer Haitis. Kunsthan- del Michael Nolte aus Münster wird sie in München präsentieren; ihre feuervergoldete, ziselierte und patinierte Bronze schuf Pierre-Philippe Thomire (1751-1843), das Walzenspielwerk Henri Capt (1773 – 1840).