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Neue Erkenntnisse zur Baugeschichte von Schloss Eggenberg

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Untersuchungen der mittelalterlichen Bausubstanz sowie Forschungen zur Funktionsgeschichte von Schloss Eggenberg schreiben die Baugeschichte des Weltkulturerbes um. Die neuesten Erkenntnisse und Einblicke in die aktuelle Forschungsarbeit sind Teil der Themenführungen am 10. August im Rahmen des Jubiläumsfestes anlässlich „15 Jahre UNESCO Welterbe Graz".

Um ein tieferes Verständnis der barocken Anlage von Schloss Eggenberg zu erhalten, recherchierten wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Joanneums unter der Leitung von Sammlungskurator Paul Schuster in den letzten Monaten intensiv in den Eggenbergischen Archiven in Graz und Tschechien. Auch Untersuchungen am Grazer Schloss selbst gehören zur aktuellen Forschungsarbeit. Dabei traten überraschende Erkenntnisse zutage:

Zutritt zu den Prunkräumen ursprünglich anders als heute „Für ein Schloss des 17. Jahrhunderts, wo protokollarisch jede Türschwelle und jeder Treppenabsatz großes politisches Gewicht hat, ist diese Erkenntnis von großer Bedeutung“, so Paul Schuster. Er untersuchte die Stiegenhäuser eingehend und öffnete dafür sogar einen Fußboden. So entdeckte man Reste der ursprünglichen Treppenführung des barocken Neubaus, die Mitte des 19. Jahrhunderts völlig umgebaut worden war. „Der Barockbau verfügte über ein zentrales Portal im ersten Stock, das heute nicht mehr ins Stiegenhaus führt. Damals konnte man nur über dieses mit Garde gesicherte ‚Nadelöhr’ ins Treppenhaus und von dort in den zweiten Stock zu den offiziellsten Repräsentationsräumen gelangen“. Diese „Sicherheitsschleuse“ wurde in der Biedermeierzeit geschlossen und der gesamte Treppenlauf umgebaut. Das Stiegenhaus wurde erst im Biedermeier verändert.

Heutige Schlosskirche einst Tennishalle?
„Durch den Einbau des Kirchengewölbes entstand ein Hohlraum im Dachboden. Dort fanden wir Dekorations- und Stuckreste sowie eine Kartusche – Relikte, von denen wir uns Informationen über die Nutzung des ursprünglichen Saales erhoffen“, berichtet Paul Schuster. Vereinzelte Hinweise in zeitgenössischen Aufzeichnungen lassen eine frühere Verwendung als Theatersaal (Comedihauß) plausibel erscheinen. Die neuesten Informationen und Untersuchungen bringen aber auch eine Tennishalle ins Spiel. So tauchten erst kürzlich im Archiv des Schlosses Krumau in Tschechien Dokumente aus dem 17. Jahrhundert auf, die eine solche Vermutung nahe legen. Konkret handelt es sich um Rechnungsbücher sowie das Reisetagebuch zur Grand Tour der Fürstensöhne Johann Christian und Johann Seyfried von Eggenberg, die von einer großen Tennisleidenschaft der beiden jungen Adeligen zeugen. Tennis, damals Jeu de Paume genannt, war im 17. Jahrhundert ein beim Adel äußerst beliebter Sport und wurde in überdachten oder eingefriedeten Räumen gespielt. Da die Maße der späteren Schlosskirche genau jenen eines sogenannten Ballenhaußes entsprechen, könnte sie also durchaus einst Spielplatz der Eggenberger-Sprösslinge gewesen sein. Oder auch eine fürstliche „Multifunktionshalle“, in der Theater- und Opernaufführungen stattfanden, wenn gerade nicht Jeu de Paume gespielt wurde.

Zimmer zum Repräsentieren
Noch nicht völlig geklärt ist die Funktion der enormen Eggenberger Zimmerfluchten: Wozu brauchte man pro Etage zwei mal 12 Räume, wenn selbst der Kaiser in Wien oder der König in Spanien zum Repräsentieren höchstens fünf benötigten? „Diese Anzahl an Zimmern ist für die Entstehungszeit von Schloss Eggenberg sehr ungewöhnlich. Bislang haben wir noch keine zufriedenstellende Erklärung dafür gefunden“, verweist Paul Schuster auf eine der offenen Fragen der Forschungsarbeit. Bislang weiß man nur, dass die Zimmer sukzessive ihren offiziellen Charakter verlieren, je weiter hinten sie liegen. Nicht nur die Positionierung der einzelnen Räume hatte eine hierarchische Funktion, auch die einzelnen Stockwerke verraten einiges über die Bedeutung ihrer Benutzer. So war der zweite Stock ursprünglich ausschließlich dem Kaiser vorbehalten, falls er gerade im Schloss weilte. Der erste Stock war die Empfangsetage des Hausherrn. „Wir wissen auch mehr über das Paradeappartement und die Nutzung im Rokoko und können nun auch das Schlafzimmer der letzten Fürstin von Eggenberg sowie jenes ihres Gatten und die dazugehörigen „secreter“ – also die herrschaftlichen Toiletten hinter den Tapetentüren – lokalisieren“, freut sich Paul Schuster, der hofft, in den nächsten Monaten Indizien am Gebäude selbst zu finden, um die letzten Geheimnisse dieses imposanten Baues zu lüften.






  • 30.07.2014
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    1. November bis 31. März: täglich 8-17 Uhr

    Prunkräume
    bis 31. März 2014 geschlossen
    1. April– 31. Oktober 2014 (nur im Rahmen einer Führung zugänglich) Di–So, Feiertags Führungen um 10, 11, 12, 14, 15 und 16 Uhr oder nach Voranmeldung



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  • Schlosskirche, Foto: Universalmuseum Joanneum
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  • Foto: Universalmuseum Joanneum / zepp®cam.at 2010/Graz, Austria
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    Universalmuseum Joanneum