Veitskapelle
Die Restauratoren sind weg
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Presse01.02.2013
Dreimal hat die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) bereits die Restaurierung der Veitskapelle in Stuttgart-Mühlhausen Mittel unterstützt. Insgesamt konnten über 370.000 Euro für die Sanierung des Langhausdachs, die Restaurierung der Wand- und Gewölbemalereien und die Fassadensanierung zur Verfügung gestellt werden. Nun stehen zwar noch Arbeiten am Turm, den Fundamenten und den Außenanlagen an, doch im Inneren der Kapelle sind die Restauratoren wieder weg. Am Freitag, den 1. Februar 2013 um 18.00 Uhr wird das von außen recht unscheinbare Gotteshaus mit dem bedeutenden Innenraum wieder eingeweiht. Anschließend findet im Gemeindehaus ein Empfang statt.
Der wertvollste Schatz der 1380 von Mühlhauser Ortsadligen gestifteten Veitskapelle sind die umfangreichen Wand- und Gewölbemalereien. Die Ende des 14. und Anfang des 15. Jahrhunderts entstandenen Malereien Prager Künstler zählen zu den kunsthistorisch bedeutendsten Bildkunstwerken ihrer Zeit in Baden-Württemberg.
Im Chor stellen die Malereien auf der Westwand das Weltgericht und im Zentrum des Gewölbes die Marienkrönung dar, geflügelte Evangelistensymbole stehen den dargestellten Kirchenvätern gegenüber. Fünf Szenen bringen das Marienleben näher. In den unteren Registern veranschaulichten die Künstler das Leben des Kirchenpatrons Veit. Insgesamt sind es zwölf Felder, die die Veitslegende dem leseunkundigen Betrachter erzählen. Wie bei den anderen Heiligen, so auch beim Hl. Veit, einem der vierzehn Nothelfer, verarbeitete "die ausführende Werkstatt verschiedene Vorlagen insbesondere westlicher Malerei und regionale Stileinflüsse," wie Professor Dr. Klaus Gereon Beuckers vom Kunsthistorischen Institut der Universität Kiel feststellte.
Die kostbaren Malereien waren durch Schäden am Kirchenbau akut gefährdet. Sie wurden im Rahmen der Instandsetzung der vermutlich von einem Meister der Prager Dombauhütte der Parler errichteten Kapelle restauriert. Lose Mörtelpartien mussten hinterspritzt, sich ablösende Malschichten gefestigt werden. Trotz ihrer Bedeutung konnten an dem im Krieg unbeschädigten, kirchlich und kulturell bis heute stark genutzten Gebäude lange keine grundlegenden Sanierungsarbeiten durchgeführt werden. Feuchtigkeitsschäden und Schädlingsbefall schwächten das Dachtragwerk am Ende derart, dass es an den Fußpunkten ausweichte und die Mauerkrone nach außen drückte. Es traten im Mauerwerk, vor allem im Chor und an den Fensterscheiteln, Risse auf, die als erstes 2009 behoben wurden. Zuletzt wurde auch die Fassade komplett freigelegt, ausgemessen und dokumentiert.
Die Veitskapelle ist eines von über 230 Projekten, die die private Denkmalstiftung dank Spenden und Mitteln der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Baden-Württemberg fördern konnte.
Bonn, den 29. Januar 2013/tkm