GABRIEL KRAMME
GABRIEL KRAMMER
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Presse07.01.2010 - 07.02.2010
Buch des Monats
GABRIEL KRAMMER (Zürich 1564–1606 Prag?) Architectura von den funff Seulen sambt iren Ornamenten und Zierden o. O. , 1606 Aufgeschlagen: Tafel 3, Thuscana in der Mitte bez.: Ich kann mich nit subtiler mache(n), darum gleicht man mich zu grobe(n) sache(n). rechts unten sign.: Marco Sadeler excudit. Sammlungen des Fürsten von und zu Liechtenstein, Vaduz–Wien, Bibliothek, Signatur: 3011
Im Manierismus nördlich der Alpen spielte sich die Entwicklung des dekorativen Gesamtstils vor allem auf dem Gebiet der Schreinerkunst ab. Die bedeutendsten Altäre, Kanzeln, Chorschranken und Möbel sind zugleich Schreinerwerk und Architektur. In diesem Kontext ist auch das hier gezeigte Werk Architectura ... des Zürcher Kunstschreiners Gabriel Krammer zu sehen.
Nach seinen Ausbildungsjahren in Zürich trat Krammer im Jahr 1587 als Pfeifer bei der Trabantengarde in kaiserliche Dienste am Hof Kaiser Rudolfs II. (1552/1576–1612) in Prag. Um 1600 erschien dort seine Architectura ... In Anbetracht der vielen Auflagen handelt es sich wohl um das erfolgreichste, zudem durch kaiserliches Privileg besonders herausgehobene „Säulenbuch“ des frühen 17. Jahrhunderts. Krammer geht in seinem Buch zuerst kurz auf die Geometrie und anschliessend ausführlich auf die „fünf Ordnungen“ ein. Für jede Ordnung werden die Konstruktion der Säule, Beispiele für ihre Ornamentierung sowie mögliche Anwendungen an Portalen, Altären, Epitaphien etc. aufgezeigt.
Wichtige Prager Schreinerarbeiten der Zeit um 1600 zeigen Abhängigkeiten von Krammers Vorlagen, etwa die dekorativen Formen der von Caspar Bechteler geschaffenen Kanzel im St. Veits-Dom (1631) und die Giebel- und Portalgestaltung der Seiteneingänge des in den Jahren 1623 bis 1630 errichteten Palais Waldstein. Krammers Entwürfe fanden auch Anwendung in den Zierarchitekturen auf Arbeiten der Goldschmiede- und der Steinschnittkunst, die in den Prager Hofwerkstätten entstanden sind. Ein österreichisches Beispiel für den Einfluss Krammers sind die 1618/19 von Stephan Regauer für das Stift Kremsmünster geschaffenen Sakristeischränke.
Presse
Mag. Nina Kallina
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