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Der Maler und

Der Maler und Holzschneider Heinrich Schüler

Der Maler und

Doch kommen wir zurück zum Claireobscure: Andere grosse Meister dieser eindrucksvollen, da beinahe dreidimensionale Blätter erzeugenden Technik sind Hans Wechtlin (ca. 1490 bis 1530) und vor allem Lucas Cranach d. Ältere (1472 - 1553).

Heinrich Schüler ist ein Holzschneider vom Format des in der Frühzeit des Helldunkelschnitts Berühmtesten seines Faches, Jost de Negher. Seine präzise und dennoch äusserst lebendige Lichtsetzung auf dem vorgetönten Papier mittels der zweiten Platte ist nichts weniger als sensationell.

Sensationell ist Schüler auch als spät - expressionistischer, aber ebenso still - beherrschter Holzschneider im eindimensionalen Eindruck. Unbegreiflich ist es, dass er noch nie auf einer internationalen Holzschnittmesse wie der Xylon im Musee d`Art et de Histoire Genf oder anderen grossen Werkschauen der Meisterkönner zu sehen war.

Wie kein zweiter Lebender in der Region beherrschen seine regsame Seele und seine präzise geführte Hand das, was an tiefer Gedanklichkeit nur mit den scheinbar schroffen und einfachen Mitteln des uralten Menschheitsbegleiters Holz zu erreichen ist. Der Holzschnitt ist die ursprünglichste aller grafischen Techniken, weil oder obwohl sie eben für die Perspektive keinen Raum hat: bei aller Archaik, immer fesselnd und delikat für den, der ihn zu schätzen weiss.

Als seine „Kollegen" auf diesem Gebietes sind - man müsste hier ins Detail gehen - nur die Ersten seines Faches zu nennen: HAP Grieshaber, Ernst Ludwig Kirchner, Max Pechstein, Wilhelm Geißler, Axeli Gallen - Kallela, Emil Nolde, Karl Schmidt - Rotluff und Ernst Heckel. Heinrich Schüler wäre Herwart Walden aufgefallen und von ihm gefördert worden, hätten sie sich zu Zeiten gekannt, dessen bin ich mir sicher.

Das innere Geheimnis des Holzschnitts hat er voll verstanden, daß nämlich die Vereinfachung der Form deren Steigerung bedeuten kann, wenn man sie denn beherrscht.

Von den Zeitgenossen stehen ihm auf diesem Gebiete in Deutschland derzeit nur zwei oder drei gleich, auf die ich bei Gelegenheit sprechen komme.

Als versierter, langjähriger Kirchenrestaurator hat Heinrich Schüler seine Vorläufer, hier vor allem den Hamburger Bildhauer Ludwig Münstermann (ca. 1575 - 1638/39), bis ins Detail kennen und lieben gelernt, so sehr, dass er sie aus dem Zusammenhang nahm und in neuer Sicht mit den hergebrachten Methoden des Monochrom - und Farbholzschnitts frisch interpretierte.

Münstermann, bekannt als Vertreter des deutschen Manierismus und als solcher zeitweilig sträflich abgelehnt und unterbewertet, hat - mitten im Dreissigjährigen Kriege - Kanzeln, Altäre und Plastiken und zahlreichen norddeutschen Kirchen geschaffen. Im Wirkungsbereich Heinrich Schülers sind hier vor allem die evangelisch-lutherischen Kirchen zu Blexen, Tossens, Schwei und Golzwarden zu nennen.

Als Reisender in Europa und Nordafrika hat er uns Heinrich Schüler Landschaften und ihre Menschen in ihrer Typik in der Art eines bildnerischen Tagebuches vor die Seele gemalt. Ohne jede Idealisierung, jedoch mit liebendem, sanftem Blick hat er trotz ihrer vordergründigen Alltäglichkeit beredte Situationen auf die Leinwand gebannt, als Auseinandersetzung mit den vorgefundenen Dingen und der typischen Farbigkeit der Region. Realistisch sind seine farbenprächtigen Reiseimpressionen nur auf den ersten, ungeübten Blick.

Seine schwarz - weiss - Portraits historischer Stätten stellen hier die, beeindruckende, Ausnahme von der allgemeinen Regel dar.

Vieles wäre noch zu Schülers Münstermann - Interpretationen zu sagen. Dies muß an anderer Stelle und eingehend geschehen. Hingewiesen sei auf den erst jüngst erschienenen Katalog mit seinem Holzschnittzyklus „Ludwig Münstermann - neu gesehen", zu dem der Historiker Jörg Michael Henneberg, der Theologe Dr. Rolf Schäfer und der Archäologe Dr. Jörgen Welp lesenswerte Texte beigetragen haben. Zu beziehen ist der Katalog über die Oldenburgische Landschaft und beim Künstler selbst.

Die beiden aktuellen Ausstellungen geben nur einzelne, wenn auch sprühende Splitter, aus dem Kaleidoskop des Gesamtwerks dieser vitalen Künstlerpersönlichkeit wieder und müssen zunächst Stückwerk bleiben.

Der liebenswerte Maler, in allen Sätteln gerechte Restaurator und Holzschneider von Rang, Heinrich Schüler, hat schon längst, spätestens aber zu seinem 75. Geburtstag, eine umfassende Werkschau in einem würdigen Museumsraum verdient."

In der Stille gereift...

Fotos: Bettina Airaksinen (2009) Text: Dr. M. Berthold & Bettina Airaksinen

 


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