Aus Anlass des
Aus Anlass des 140. Geburtstags von Adolf Loos:
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Presse10.12.2010
Ab 1902 führte die Witwe der Firmenteilhabers Albert Wolff die 1858 gegründeten k. u. k. Herren- schneiderei Kniže & Co. Sie engagierte Loos für die in mehreren Etappen ausgeführte Gestaltung des Geschäftslokals. 1924 eröffnete man eine Filiale in Berlin, 1927 eine in Paris, geplant von Loos gemeinsam mit Heinrich Kulka, der 1934 auch die Prager Kniže-Filiale einrichtete. Die abgerunde- ten Ecken des schwarzen Granitportals mit Kirschholzleisten erzeugen an der schmalen Fassade eine Sogwirkung, die nach innen und zum geräumigeren Obergeschoss führt. Das holzvertäfelte Innere des Geschäfts hat die Jahrzehnte überdauert, vor einigen Jahren wurden auch im Unter- geschoss die originalen Regaleinbauten und Vertäfelungen entdeckt und freigelegt.
Buchhandlung Manz, Kohlmarkt 16, 1912
Von Loos‘ Gestaltung der traditionsreichen juristischen Verlagsbuchhandlung Manz haben sich neben dem Geschäftsportal mit prismatischen Glasbausteinen und Holzprofilen auch einige holz- vertäfelte Büroräumlichkeiten im ersten Stock erhalten.
Herrenausstatter Goldman & Salatsch, Michaelerplatz, 1910
Das für einen Herrenausstatter gebaute Haus weist in seiner räumlichen Organisation mit je nach Nutzung unterschiedlichen Raumhöhen bereits auf Loos‘ dreidimensionaole Raumplanung hin. Der Skandal, den das Haus verursachte, war vorrangig durch seine prominente Lage gegenüber der Hofburg bedingt. Zentral für Loos' architektonisch-ethische Grundprinzipien ist die Dialektik von Sprechen und Schweigen: Wo alle durcheinanderreden, versteht man niemanden mehr. Aus der Weigerung, mitzuschreien und die Wiener Hofburg übertrumpfen zu wollen, heraus ordnet sich das Haus seiner Umgebung unter: „die mühle, die nicht klappert, weckt den müller“ (Loos). Mit den Formen der klassischen Antike, der „lateinischen grammatik“ der Baukunst, arbeitet der Architekt als „maurer, der latein gelernt hat“, das heißt primär als Handwerker. Wie sich der moderne Mensch, um nicht aufzufallen, der Situation entsprechend kleidet und benimmt, hat sich das Haus anständig zu benehmen und „nach außen verschwiegen“ zu sein, während es innen seinen Reichtum zeigen darf, ebenso wie ein anständiger Mensch nicht jedem auf der Straße sein Innerstes offenbart.
Heinrich Kulka, Fassade ehem. Parker Pen Shop, Tegethoffstraße/Führichgasse, 1935
Mit der travertinverkleideten Fassade des ehemaligen Parker Pen Shop hat sich eine Ladengstaltung von Loos‘ langjährigem Mitarbeiter und Bürochef Heinrich Kulka in der Wiener Innenstadt zumindest teilweise erhalten. Kulka betreute nach Loos‘ Tod dessen Kunden weiter. Er emigrierte mit seiner Familie 1938/39 über die Tschechoslowakei nach Neuseeland.
Loos Bar, Kärntner Durchgang, 1908
Die „Kärntner Bar“ richtete der amerikabegeisterte Adolf Loos 1908 ein. Hinter der Marmor- fassade mit der Glasmosaik-Flagge verbirgt sich ein Barraum von nur 6,15 x 4,45 m Grundfläche. Ursprünglich als Stehbar für Tagesgäste konzipiert, wurde die „American Bar“, zu der seinerzeit nur Männer Zutritt hatten, auf Wunsch der Bauherrin 1909 durch den Einbau zweier Sitznischen ergänzt; zugleich wurde auch Frauen Zutritt gewährt. Die Innenwände sind halbhoch holzvertäfelt, den oberen Teil nehmen straßenseitig transluzente Onyxscheiben ein, während Spiegelflächen (erst über Kopfhöhe beginnend, um nicht zu irritieren) den winzigen Raum optisch ins Unendliche erweitern. Charakteristisch ist die für Loos typische Sorgfalt in der Materialwahl und –behandlung bis hin zum kassettierten Marmor-Plafond. Die hochwertigen Materialien geben der Bar eine Klassizität und damit eine Zeitlosigkeit, die dieses Meisterstück der Raumökonomie glücklicher- weise bis heute hat überleben lassen. Zur Loos-Ausstellung von 1981 wurde das Portal von Hermann Czech rekonstruiert. 1989 wurde die Bar von Burkhard Rukschcio restauriert und die Sitze mit grünem Autoleder bezogen – angeblich ein Wunsch von Loos, der seinerzeit nicht erfüllt werden konnte.