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Auktionsjahr der Rekorde

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Auch die Zeitgenössische Kunst hatte mit einem Umsatzplus von 31 % auf 7,5 Millionen Euro ihr bisher (mit Abstand) bestes Jahr. Angesichts unserer Konzentration auf österreichische Zeitgenossen (im Kinsky hält 67 Höchstpreise (Quelle: Artprice.com) der 100 bedeutendsten österreichischen Künstler (Quelle: Künstlerranking der Zeitschrift Gewinn) überrascht die überwiegende nationale Nachfrage nicht, aber bei Maria Lassnig, Arnulf Rainer, Hermann Nitsch, Franz West und Friedensreich Hundertwasser müssen heimische Bieter immer mit ausländischer Konkurrenz rechnen.
Dass es nach Ausbruch der Finanzkrise keinen Rückschlag gab, ist darauf zurückzuführen, dass es hierzulande so gut wie keine Spekulationskäufer gibt; die Sammler erwiesen sich als treu, und gerade bei der Kunst nach 1945 sind viele neue Sammler dazugekommen.

Wesentlich schwerer hatte es da die Sparte der Bilder des 19. Jahrhunderts. Die Käufer sind überwiegend Kunstliebhaber, die sich nur noch mit dem Besten des Besten zufrieden geben. Hier ist aber die Bereitschaft groß, für ein Bild, das man unbedingt besitzen will, tief in die Tasche zu greifen. Aber die so genannte „Mittelware", also alles, was gut, aber nicht hochrangig, nicht herausragend ist, findet zunehmend weniger Abnehmer. Hier könnte man, antizyklisch gedacht, so manches Schnäppchen finden, aber die Trends der Zeit stehen dem entgegen.
Dass die Sparte dennoch um 17 % auf 2,5 Millionen Euro zulegte, darf unter diesen Voraussetzungen als großer Erfolg gewertet werden. Geschuldet ist er vor allem dem Umstand, dass einige der wichtigsten österreichischen Künstler des 19. Jahrhunderts (Stichwort: Rudolf von Alt) auch internationalen Anklang fanden und nach Deutschland, Italien und Liechtenstein verkauft wurden.

Alte Meister haben, ungeachtet aller aktuellen Trends, immer ihr Publikum. Es ist nicht groß, bleibt aber unerschütterlich angesichts sozialer Verwerfungen und wirtschaftlicher Turbulenzen. Die Käufer stammen meist aus dem europäischen Ausland, sind hoch gebildet, bestens informiert - und deshalb sehr wählerisch. Wenn sie etwas entdecken, können sie beachtliches Engagement zeigen, sich das gute Stück zu sichern, und es scheint ihnen völlig egal zu sein, wem es zugeschrieben oder wie es bewertet wurde: sie wissen es besser. Freilich bedeutet das auch, dass es immer schwerer wird, unerkannte Schätze zu offerieren.
Dass die Sparte mit 1,1 Millionen Euro Umsatz gegenüber 2009 um 31 % verloren hat, ist darauf zurückzuführen, dass im Vorjahr ein Ausnahmewerk des österreichischen Barocks (Kremser Schmidt, Familienbildnis, Kaufpreis € 268.000) angeboten wurde. Die Stärken der Sparte lagen dieses Jahr auf niederländischen Meistern, was zwei Zuschläge über hunderttausend Euro für Gemälde von Jan van Goyen belegen.

Vielleicht noch internationaler ist die Nachfrage beim Jugendstil. Wien um 1900 ist weltweit bekannt, es ist wahrscheinlich die einzige Periode österreichischer Kunstgewerbeproduktion, die diese Weltgeltung auch verdient, weil mit der Wiener Werkstätte ein genereller Schritt in die Moderne getan wurde. Diese Bedeutung wird auch heute noch - von Sammlern in aller Welt - gewürdigt. Spitzenstücke werden freilich immer rarer. Was noch vor 20 Jahren häufig war, ist heute selten. Was vor 10 Jahren selten war, ist heute eine ungeheure Rarität. Manche Stücke - etwa Schmuckobjekte und Arbeiten aus den ersten Jahren der Wiener Werkstätte, die nur in kleinen Auflagen produziert wurden - tauchen heute bestenfalls ein Mal im Jahr auf - und bringen dann unglaubliche Preise. Gerade diese „Ausreißer" weit über die Schätzung waren es, die den Erfolg der Sparte dominiert haben - und einen Umsatz von fast 2,4 Millionen Euro (plus 9 %) ermöglichten.

Antiquitäten haben hingegen schon seit einigen Jahren einen schweren Stand. Die Preise für Möbel etwa haben sich halbiert. Einen Preisverfall gibt es auch bei anderen Sammelgebieten, etwa altem Glas. Der Grund ist weniger die Krise als eine gesellschaftliche Veränderung, die mittlerweile unübersehbar ist: Die alten Sammler, die sich im Biedermeier oder Barock eingerichtet haben, kaufen nicht mehr; die jungen Sammler kaufen eher, was im 20. Jahrhundert produziert wurde. Aber auch bei Antiquitäten trifft zu, was ganz generell Gültigkeit hat: Herausragende Objekte mit verlockenden Schätzpreisen finden reißenden Absatz, wie das Elfenbeinpferd in der Schiele-Auktion bewiesen hat. Das Problem ist nur: Solche Objekte sind rar, sehr rar.
Während 2009 im Kinsky mit der Geschäftsauflösung „Aus Zeit" und dem Nachlass einer Kunsthändlerin reüssieren konnte, fehlten solche Anlässe 2010: Der Umsatz von über 1,8 Millionen Euro (ein Minus von 33 % gegenüber 2009) zeigt, wo die Sparte wirklich steht.

Am herausragenden Erfolg des Auktionsjahres 2010 für die im Kinsky Kunst Auktionen GmbH ändert das nichts. 2010 ist unser mit Abstand bestes Geschäftsjahr, und es gibt auch für 2011 allen Grund zum Optimismus. Allerdings muss man auch realistisch bleiben: Den Rekordumsatz von 2010 wieder zu erreichen oder gar zu übertreffen, wird ohne ein vergleichbares, international nachgefragtes Top-Objekt wie Schieles „Prozession" nicht möglich sein. Um einen Erfolg auch im Neuen Jahr darstellen zu können, wird bei statistischen Vergleichen der Umsatz für den Schiele mit 4,4 Millionen Euro in die Hinterköpfe verdrängt werden müssen.

Wien, im Dezember 2010
Otto Hans Ressler


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