Das Schaulager plant einen Erweiterungsbau für spezifische Werkgruppen und Medienarbeiten
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Presse31.10.2024
2003 eröffnet, hat sich das Schaulager in den zwanzig Jahren seines Bestehens erfolgreich in der lokalen und internationalen Kunstwelt etabliert. Die damals völlig neuartige Idee einer Institution, die sich zwischen Museum und Lager situiert und sich vollkommen den originalen Kunstwerken und ihren konservatorischen Bedürfnissen widmet sowie diese für Lehre und Forschung zugänglich macht, ist bis heute einzigartig. Täglich empfängt das Schaulager Schulklassen, Universitätsgruppen, Forschende und weitere Besucherinnen und Besucher aus der ganzen Welt und gibt ihnen die Möglichkeit, die Sammlung der Emanuel Hoffmann-Stiftung zu erleben und zu studieren.
Nach zwanzig Jahren hat sich die Trägerstiftung des Schaulagers, die Laurenz-Stiftung, entschlossen, einen Erweiterungsbau für spezielle Werkgruppen der gewachsenen Sammlung zu planen. Dabei liegt der Fokus vor allem auf Werken, die aufgrund ihrer räumlichen Bedürfnisse nur selten im Basler Kunstmuseum Gegenwart oder als Leihgaben in Museen weltweit ausgestellt werden. Bereits im Bestandsbau haben zwei solche Arbeiten von Robert Gober und Katharina Fritsch einen festen Ort gefunden. Im neuen Haus sollen weitere im räumlichen und installativen Anspruch vergleichbare Werke und Werkgruppen Platz finden. Die Tonskulpturen von Peter Fischli und David Weiss Plötzlich diese Übersicht, 1981–2012, oder übergrosse Skulpturen von Matthew Barney gehören dazu.
Ein weiterer Schwerpunkt im neuen Gebäude werden Räume für Werke mit zeitbasierten Medien sein. Wie die Schaulager-Ausstellung im Jahr 2023 «Out of the Box» deutlich machte, sind diese oft sehr raumgreifend und gleichzeitig komplex in der Installation. Dies hat zur Folge, dass viele in den vergangenen Jahren neu für die Sammlung erworbene Medienwerke selten oder gar nie der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden konnten, da selbst im bestehenden Schaulager einerseits die Räume, aber auch die technischen Möglichkeiten den neuen Anforderungen solcher Arbeiten nicht immer genügen. Auf diese Weise bleiben Kunstwerke, die in unserer Zeit entstehen, die aktuelle Themen behandeln und die deshalb für die Sammlung als relevant erachtet und angekauft werden, der Forschung und der Vermittlung entzogen. Beispiele sind David Claerbouts Wildfire (meditation on fire), 2019–2020, Bruce Naumans Contrapposto Studies, i through vii, 2015/2016, oder Tacita Deans Paradise (aus «The Dante Project»), 2021.
Diese Werke sollen im Schaulager-Erweiterungsbau in Rotation fachgerecht installiert und mit beschränkten Öffnungszeiten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Der Schwerpunkt liegt aber auch im Neubau wie beim bestehenden Schaulager auf der Forschung und Vermittlung für spezielle Gruppen und Fachpersonen sowie auf der Konservierung der Kunstwerke. Im Bestandsbau werden weiterhin in unregelmässigen Abständen Ausstellungen stattfinden, die mit wissenschaftlichen Katalogen dokumentiert und durch Vermittlungsprogramme für ein breites Publikum begleitet werden. Ein besonderer Stellenwert hat dabei auch die hochspezialisierte, öffentliche Präsenzbibliothek, die der vertieften Forschung dient.
Die Laurenz-Stiftung hat das Architekturbüro Herzog & de Meuron, mit dem bereits das bestehende Schaulager realisiert wurde, mit der Entwicklung einer Vorstudie beauftragt, aus der das vorliegende Projekt hervorgegangen ist. Der geplante Bau lehnt sich in seiner äusseren Anmutung mit den Fassaden aus dem Bauaushub optisch an das bestehende Gebäude an und ist intern für die Logistik mit diesem verbunden.
Gemäss dem Auftrag der Laurenz-Stiftung, die sich eine Öffnung zu dem sich entwickelnden «Campus der Künste» und zu weiteren auf dem Dreispitz-Areal in Planung befindlichen Bildungsstätten wünschte, wird der Eingangsbereich der Schaulager-Erweiterung gegen Westen ausgerichtet sein. Der Neubau nimmt die markantesten Merkmale des bestehenden Schaulagers auf und interpretiert diese neu. Während der Eingang des Bestandsbaus durch das kleine vorgelagerte Torhaus und den von weitem sichtbaren, in die Fassade eingelassenen LED-Screens Besuchende empfängt, ist die Eingangsfassade des Neubaus durch drei monumentale, weisse, seitlich abgewinkelte Stahlplatten gekennzeichnet. Die beiden seitlichen Flanken lagern auf zwei «Schollen» für Empfangsbereich und Café. Besucherinnen und Besucher erreichen diese nach einem kurzen Spaziergang durch eine Grünzone.
Dem Auftrag, das Gebäude trotz der für die Konservierung der Kunstwerke anspruchsvollen Bedingungen so zu gestalten, dass es einen Energieüberschuss erzeugt, entspricht die Installation von Erdsonden sowie von grossflächigen PV-Anlagen auf Dächern und an der Südfassade. Ein schmaler Zwischenbau, der Anlieferung, Logistik und Technik beherbergt, verbindet die beiden Schaulager-Gebäude für die Mitarbeitenden.
Im Innern des Neubaus bietet ein weites, hohes Atrium ähnlich spektakuläre Momente wie das Atrium des Bestandsbaus. Die Geschosse sind so flexibel konzipiert, dass sie ausreichend Platz für die offene Lagerung der Kunstwerke der Emanuel Hoffmann-Stiftung bieten. Zusätzlich sind für die Mitarbeitenden neue Arbeitsräume, etwa für die Restaurierung, und Büroräumlichkeiten, Aufenthaltsräume und Begegnungsorte geplant. Vermittlungs- und Seminarräume sowie ein neues Auditorium runden das Raumkonzept ab. Die öffentliche Präsenzbibliothek zur Sammlung und der Lesesaal verbleiben im Bestands-Schaulager.
Die Laurenz-Stiftung freut sich, mit dem geplanten Schaulager-Erweiterungsbau der Kunstsammlung der Emanuel Hoffmann-Stiftung zu einer noch breiteren Sichtbarkeit zu verhelfen und aktiv zur Entwicklung und Diversität des Dreispitz-Areals beizutragen.
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