MKG restituiert Kidduschbecher an Nachkommen des jüdischen Sammlers Max Hahn
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Presse07.11.2018
Familie Hahn und ihre Judaika-Sammlung
Die Hahns zählen zu den Verfolgten des NS-Regimes. Die Familie versuchte über Hamburg zu emigrieren, was aber nur den Kindern Hanni und Rudolf Hahn (der sich später Roger Hayden nannte) gelang. Sie wanderten vor 1939 nach England aus. Max Raphael Hahn besaß eine große Judaika-Sammlung, an der er mit ganzem Herzen hing und die er zu retten versuchte. Deshalb verschob er die Ausreise aus Deutschland mehrfach. Als Max Hahn und seine Frau Gertrud (1893-1941) 1940 nach Hamburg kamen, waren ihnen jedoch alle Möglichkeiten zur Emigration versperrt. Sie wurden 1941 deportiert und kamen in Riga oder auf dem Weg dorthin ums Leben. Für ihre Tochter Hanni wurden im März 1939 der Kidduschbecher, einige Schmuck und Stücke aus dem Familiensilber in einem Hamburger Bankdepot deponiert. Da diese Hinterlegung nicht ausgelöst werden konnte, weil Hanni Hahn nach Großbritannien emigrierte, ist das Silber in die Bestände der Beschlagnahme durch die Nationalsozialisten gelangt. Der Kidduschbecher wurde wegen seiner prominenten Darstellung und seiner Datierung 1757 den museumsrelevanten Stücken zugeordnet und entging so dem Einschmelzen für die Kriegsproduktion. Er befand sich unter den Silberbeständen, die nach 1945 von den zuständigen Behörden nicht an die jüdischen Familien und deren Nachkommen zurückgegeben werden konnten und die dem MKG 1960 von der Finanzbehörde in Hamburg zugewiesen worden waren.
Seit 1946 versuchen die Nachkommen von Max und Gertrud Hahn den Kunstbesitz und die Judaika-Sammlung der Familie ausfindig zu machen. Einige Möbel und kunstgewerbliche Arbeiten wurden nach der Enteignung der Hahns vom Göttinger Stadtmuseum erworben. Sie wurden 2014 restituiert.
Max Raphael Hahn war ein Mann mit großem Weitblick und hat noch während der NS-Zeit die gesamten Familienpapiere, Fotos und Dokumente nach Schweden geschickt. Sein Enkel Michael Hayden hat diesen Nachlass von der Historikerin Sharon Meen auswerten lassen. Ausgehend vom Schicksal der Hahns hat sich daraus ein Forschungsprojekt über jüdisches Leben entwickelt, dass an der University of British Columbia angesiedelt ist. Die Ergebnisse sollen 2019 publiziert werden. Begleitend wird es eine Ausstellung zur Familiengeschichte der Hahns im Vancouver Holocaust Education Center geben. Das vorab erschienene Buch „Das Vermächtnis des Max Raphael Hahn – Göttinger Bürger und Sammler. Eine Geschichte über Leben und Tod, mutige Beharrlichkeit und die fortwirkende Kraft der Familientradition“ realisierte Michael R. Hayden 2015 gemeinsam mit den Wissenschaftlerinnen Lisette Ferera, Sharon Meen und Cordula Tollmien.
Michael Hayden
Prof. Dr. Michael R. Hayden, geboten 1951 in Kapstadt, lebt in Vancouver, Kanada. Der vielfach ausgezeichnete Mediziner und Genetiker ist international bekannt für die Erforschung von Erbkrankheiten, insbesondere der Genetik von Störungen des Fettstoffwechsels, der Chorea Huntington-Krankheit sowie der prädikativen und individualisierten Medizin. Seit 2000 hat er den Canada Research Chair for Human Genetics and Molecular Medicine inne. Seit 2003 ist Hayden Killam Professor of Medical Genetics an der University of British Columbia und Senior-Wissenschaftler an dem von ihm gegründeten Centre for Molecular Medicine and Therapeutics in Vancouver. Seit 2011 ist Hayden Direktor des Translational Laboratory in Genetic Medicine (TLGM) in Singapur und wurde 2012 zum Präsidenten der weltweiten Forschung und Entwicklung (Global R&D) sowie zum Chief Scientific Officer bei Teva Pharmaceuticals (Israel) berufen. Am 7. November 2014 erhielt Michael R. Hayden die Ehrendoktorwürde der Medizinischen Fakultät der Universität Göttingen.
Tagungsband zu den Silberbeständen aus jüdischem Besitz im MKG: Zum Symposium „Raubkunst? Silber aus ehemals jüdischem Besitz – wie gehen Museen damit um?“ erschien 2016 der Tagungsband unter dem gleichnamigen Titel, hg. von Sabine Schulze und Silke Reuther, mit Beiträgen von Katharina Fegebank, Uwe M. Schneede, Silke Reuther, Wiebke Müller, Ilse von zur Mühlen, Marlies Coburger, Steffi Grapenthin, Leonhard Weidinger, Larissa Förster und Jürgen Lillteicher. Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, 2016, 64 Seiten, Broschur, 9,90 Euro.
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Öffnungszeiten: Di-So 10-18 Uhr, Do 10-21 Uhr | Eintritt: 12 € / 8 €, Do ab 17 Uhr 8 €, bis 17 J. frei